Bier vor vier.

Text zum Thema Enttäuschung

von  Heftigbestrittene

"Weißt du?", lallst du mir ins Ohr und  spuckst dabei die Reste deines Whisky-Cola auf meine Schläfe, "Frauen wie du findet man nicht allzu oft hier in der Gegend". 'Frauen wie dich', korrigiere ich im Geiste, spreche es aber nicht aus, weil du ohnehin nicht verstehen würdest, was ich meine. Während der überwiegende Teil dieser Spelunke im Dunst aus Zigarettenrauch und schlechtem Licht versinkt, sitzen wir beide an der Bar, die durch viel zu grelle LEDs beleuchtet ist. Sie lassen in mir das Gefühl hochkommen, ich säße bei einer Polizeibefragung und mir wird übel bei dem Gedanken daran, wieso ich das letzte Mal einem Polizisten gegenüber saß.

'Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein', der Gedanke drängt sich mir an diesem Abend wieder einmal auf und ich verfluche meine Freundin, die mich hierher gezerrt hat, da ich wieder mal unter Leute kommen müsste. Fast schon nach meiner Tasche greifend merke ich, dass du mir noch ein Bier bestellt hast. Du siehst dieses Getränk als Einladung, deine Pranke oberhalb meines Knies zu platzieren und alles beginnt sich zu drehen. Ich verabschiede mich zur Toilette und wiederstehe dem Drang, dir gleich hier vor die Füße zu kotzen.  Bereits vor den Badezimmern umhüllt mich ein kaum aushaltbarer Geruch, dennoch trete ich ein, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht.
'Wenn du noch da wärst...'. Noch ein Schwall kaltes Wasser vertreibt den quälenden Gedanken an dich. Du bist es nicht mehr. Wirst es nie mehr sein.  Das Wasser hat mein Make-Up verwischt. Notdürftig reibe ich unter meinem Auge herum, bis es beinahe weh tut. Etwas besser. Erst, als ich wieder an die Bar trete, fällt mir auf, dass das letzte Bier zuviel war, ganz abgesehen von dem, welches mich auf dem Tresen erwartet. Als wir zusammen waren, habe ich mich nie betrunken. Ich wusste, du verabscheust den Gestank von abgestandenem Pils in meinem Atem, meinen wenig kontrollierten Gang und das dumme Geschwätz, das ich von mir gebe, wenn ich betrunken bin. Aber jetzt kannst du mich nicht mehr abhalten, mich nicht in meine Schranken weisen.
Beim Blick auf mein Smartphone verschwimmt der Display vor meinen Augen. Drei Uhr achtundzwanzig nachts. Viel zu spät, eigentlich. Und trotzdem lasse ich mich auf den durchgesessenen Barhocker neben dir herab, schlage deine Hand auf meinem Knie, die sich langsam nach oben arbeitet, nicht weg, ertrage dein Lallen und trinke Bier um Bier.

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (43)
(13.07.18)
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 Dieter_Rotmund (02.06.20)
Hier und da zuviel vorgekaut und zu wenig erzählt, aber mit einigen wenigen Änderungen könnte ein guter Text daraus werden, denke ich.
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