Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Kann man sich über Schönheit verständigen?

Aphorismus zum Thema Schönheit/ Schönes

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
1 Es kann sinnvoll sein, über Schönheit zu diskutieren, obwohl sie im Auge des Betrachters liegt.

2 Noch beim Verwelken zeigt die Rose ihre Schönheit.

3 Solange schöne Menschen schweigen, bleiben sie schön.
Nur wenige erscheinen noch schöner, nachdem sie gesprochen haben.

4 Vor der Anmut und Reinheit wahrer Schönheit senkt der Betrachter den Blick, (ohne ihn abwenden zu können).

5 Schönheit fesselt den Betrachter. Wenn sie ohne Seele ist, kann er sich bald aus ihrem Bann befreien.

6 Ein schöner Mensch mit Herzensbildung ist unwiderstehlich (und selten anzutreffen).

7 Das Altern kann wahre Schönheit nicht zerstören. Was sie an jugendlichem Schmelz verliert, gewinnt sie an Würde.

8 Wenn schöne Menschen und Dinge als „toll“ bezeichnet werden und das Essen „schön“ schmeckt, ist die Sprache missraten.

9 Kein Chirurg kann das wichtigste Merkmal der Schönheit implantieren: die Anmut.

Ekkehart Mittelberg, Januar 2012

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Kommentare zu diesem Text

Jack (36)
(18.07.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.07.18:
Ja, danke, die Einschränkung halte ich für angebracht.

 TrekanBelluvitsh (18.07.18)
Deine Aphorismen zeigen, dass Schönheit mehr ist als nur der erste flüchtige Eindruck. Aus Erfahrung kann ich das bestätigen.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 18.07.18:
Merci, schön ist ein anspruchsvoller Begriff.
Nimbus (43)
(18.07.18)
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 18.07.18:
Liebe Heike,
diesmal hast du meine Intention mit einem scheinbar nur locker plaudernden Kommentar besonders gut verstanden. Gracie.
Herzliche Grüße
Ekki

 tueichler (18.07.18)
Da spricht viel Lebenserfahrung und Weissheit!

T.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 18.07.18:
Merci, Tueichler, wer hört solch ein Kompliment nicht gern.

 TassoTuwas (18.07.18)
Schön spitz die 3
6 und 8 wunderbar!
Die 7 birgt ein Geheimnis
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 18.07.18:
Vielen Dank für den witzigen Kommentar, Tasso. Ich muss das Geheimnis der 7 leider zerstören.
Herzliche Grüße
Ekki

 niemand (18.07.18)
Zu 2: Für mich zeigt die Distel diese auch
Zu 3 : In Nummer 3 sehe ich ein Vorurteil schönen Menschen
gegenüber, somit könnte es so sein, muss aber nicht.
Zu 6 : Bei Nummer 6 liegt die Gefahr vor, dass ein Mensch
welchem Schönheit gegeben wurde, mit die Beweihräucherung
derselbigen durch seine Umwelt so ausgelastet sein könnte bezüglich des "an sich Arbeitens", dass er meint es genüge schon
schön zu sein, warum dann noch an den inneren Werten feilen
Zu 7: Ich habe schon Menschen gesehen, die wirklich schön waren,
deren Schönheit im Alter jedoch auch mit Würde nicht mehr
zu retten war
Allem anderen stimme ich gerne zu!
Mit lieben Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.07.18:
Liebe Irene,
ich finde Aphorismen, die keinen Widerspruch provozieren, langweilig.. Deswegen freut es mich, dass du bei einigen andere Aspekte entdeckt hast als ich.
Liebe Grüße
Ekki

 niemand meinte dazu am 19.07.18:
Um nochmals auf Nr.2 zu kommen
Die Verklärung der Rosen-Schönheit ist mir nicht so ganz verständlich und ein gängiges Klischee. Während die Distel im Verwelken eher einer/m aketischen, vertrockneten Intellektuellen gleicht, sieht die Rose im gleichen Zustand wie eine aufgedunsene,
stark überschminkte Matrone aus. Erinnert mit an alte Amerikanerinnen Das nur als zusätzlicher Gedanke/Empfindung ihr gegenüber.
LG Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.07.18:
Die Assoziationen sind frei, Irene.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(18.07.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.07.18:
Lieber Uwe,
in unserer pluralistischen Zeit gehen die Meinungen besonders auseinander. Es gab Epochen, in denen das Schönheitsempfinden derer, die darüber sprachen, sich nur wenig unterschied, zum Beispiel in der Renaissance. Merci und LG
Ekki
Graeculus (69)
(18.07.18)
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Graeculus (69) meinte dazu am 18.07.18:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.07.18:
Merci, Wolfgang. Die 9 scheint einigen zu gefallen.
Zur Nr.7: Es besteht wohl kein Zweifel daran, dass der nahende Tod und so schlimme Krankheiten wie Alzheimer die größte Schönheit vernichten. Von solchen Extremen einmal abgesehen bleibe ich doch dabei, dass das Alter wahre Schönheit nicht zerstört, sondern nur "faltenreich" verwandelt.

 LotharAtzert (19.07.18)
Da schon viel über die Aphos gesagt ist, möchte ich das hervorheben, was noch nicht zur Sprache kam, jedoch von RMR in den Duinese Elegien so trefflich benannt ist:
" Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören."
;-)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.07.18:
Merci, das verblüfft. Man muss dem nicht zustimmen. Aber Tatsache ist, dass das Schöne viel Macht über die Menschen hat und zerstören kann.

 LotharAtzert meinte dazu am 19.07.18:
Man denke auch an das Urteil des Paris bzw an Aphrodite, die den Untergang Trojas besiegelten. Und aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, daß bei Massensterben (div. Erdbeben in dem Fall) sehr zu meinem damaligen Erstaunen immer der Planet Venus ausschlaggebend war.
Ein wirklich interessantes Thema.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.07.18:
Noch einmal danke für diese Beispiele, Lothar, die mir bisher nicht bewusst waren. Es wird dich freilich nicht überraschen, dass der Mythos auch das Gegenteil bereit hält, zum Beispiel diese Zeilen aus Schillers "Nänie"
Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
Sin (53)
(20.07.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.07.18:
Merci, Sin, der Gedanke mit dem Selbstschutz war mir neu, hat mir aber sofort eingeleuchtet.
LG
Ekki
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