Omas Utopie

Gedankengedicht zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  katzemithut

Ich war unterwegs am Strand.
Was ich überraschend fand,
lag ganz unscheinbar im Kies:
Eine Flaschenpost! und dies
stand auf Briefpapier geschrieben:

"Grüß euch herzlich meine Lieben,
schön, dass ihr das hier noch findet,
bevor's schlicht vergilbt und schwindet
und man's nicht mehr lesen kann.
Nun, ich fang jetzt einfach an -
seid ihr mit von der Partie?
Hier kommt Omas Utopie!

Gleich zu Anfang wärs ein Riesenmissverständnis,
wenn wer denkt, es ging hier nur um Theorie.
Manchmal braucht's ein Leben lang für die Erkenntnis,
wie  nah dran man sein kann an der Utopie.

Statt hier Wolkenkuckucksheime zu skizzieren,
über die wir dann poetisch fabuliern,
könnt man ganz realutopisch eruieren,
wie wir  vielleicht etwas menschlicher agiern.

Dass die Welt grad Kopf steht, ist nicht zu verhehlen,
und auch mancher innre Kompass spielt verrückt.
Viel zu oft scheint schon die Zuversicht zu fehlen,
dass am Ende doch noch eine Wende glückt.

Also könnten wir mit  Zuversicht beginnen,
als stabiler Mindestnenner, der uns eint.
Damit zynische Gedanken  nicht gewinnen,
sie sind leider oft der erste innre Feind.

Auch die edelsten und hehrsten Ideale
drehn sich um, wenn sie dem Ego dienen solln.
Denn das macht  aus ihnen häufig das fatale
Gegenteil von allem, was wir wirklich wolln.

Unsren Selfie-Modus etwas  reduzieren,
das wär insgesamt ne gute Strategie
für ein Win-Win, von dem alle profitieren
durch mehr Solidarität und Synergie.

Es gibt viele ungenutzte Potentiale
für den Austausch und die Kooperation.
Oft gilt, wer das Gleiche will, nur als Rivale
statt als Seelenpartner  und  Inspiration.

Letztre würde auch sehr gern ne Lanze brechen
für mehr Kreativität und Fantasie.
Um die ungeheuren Zeitgeister zu schwächen,
braucht es neben Analyse auch Magie.

Wir sind viel zu oft fixiert aufs Funktionieren -
auf Erfolge, die man möglichst schnell auch sieht.
Dabei ließe sich so vieles optimieren,
wenn man vor gesunden Zweifeln nicht mehr flieht.

Es braucht noch mehr Hadern und sich hinterfragen,
noch mehr langen Atem und auch stilles Tun.
Mit Gelassenheit das "Welt retten"  zu wagen,
macht uns gegen manchen Selbstbetrug immun.

Überdies hilfts gegen Blender und Verführer,
die sich gar so gern als Macher inszeniern.
Ihr Gewese wird sehr schnell zum Rohrkrepierer,
wenn wir, was "Erfolg" sei, klüger definiern.

Und wir sollten stets auch achtsam sein mit Worten,
denn sie haben eigne Macht und Energie.
Um ein Missverständnis frühzeitig zu  orten,
braucht es noch mehr Zuhörn und  mehr Empathie.

Vielleicht könnten wir gar lernen zu verhindern,
dass uns falsche Unterstellungen blockiern.
Unser Vorurteil kann uns nicht mehr  behindern,
wenn wir ihm zum Trotz nen offnen Blick riskiern.

All das soll im Idealfall dafür sorgen -
wenn  es auch ein wenig Mühe mit sich bringt -
dass dann spätestens so überübermorgen
ex- und intern ein Wolfsmanagement gelingt.

Doch für heut  komm ich zunächst einmal zum Ende -
Na, wem diese 'Oma-Utopie' gefällt,
nimmt  die Flaschenpost flugs in die eignen Hände
und schickt sie dann einfach weiter durch die Welt."

(anlässlich Augsburger Friedensfest zum Thema "Utopie")

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Kommentare zu diesem Text

tileo (37)
(08.08.18)
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 katzemithut meinte dazu am 09.08.18:
Hallo tileo, danke fürs Lesen und die Rückmeldung!
Ein wenig holprig fand ich den Text teilweise schon auch noch.
Mal sehen, was sich noch zurechtschleifen lässt.
Tatsächlich hatte ich ihn die Tage kurzfristig unter Zeitdruck für nen Poetry Slam zum Thema "Utopie" geschrieben, also zum Sprechen. Der Slam wurde dann schlicht zur Lesebühne.
Ich denke, thematisch hat's gepasst.
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