Diskettenromantik

Text zum Thema Betrachtung

von  Inlines

Früher hatte man Disketten: Meistens blaue, manchmal schwarze oder weisse. Alle mit so einem Blechteil, das man auf angenehme Weise zurückschnappen lassen konnte, und was ich aus Langeweile bestimmt auch einige tausende Male gemacht habe. Etwa 1 1/2 Megabyte passten in den Speicher dieser Datenträger, und manches Game bestand aus über 10 davon - oft eine extra für die Spielstände - so dass man diese häufig wechseln musste. Der Spielfluß wurde dadurch deutlich unterbrochen. Und ja, anschließend diesem Gerattere lauschen zu müssen, und zu hoffen, dass das Teil noch funktioniert, war auch nicht immer toll. Der Vorgang war recht beschwerlich, wenn man es mit heutigen Maßstäben vergleicht - aber dennoch auch etwas Besonderes, wenn ich daran zurückdenke, das mich Nostalgie verspüren lässt. Man hatte noch das Gefühl wirklich etwas in der Hand zu halten, das man als das Spiel bezeichnen kann, spürte ein Gewicht und die markante Oberfläche des Datenträgers. Und auch die Freude, wenn nach endlosem Laufwerks-Gewerkel, dann doch wieder ein Bild erschien, ist wohl nur schwer einem Nachwuchsgamer zu vermitteln, der gewohntermaßen mit 100 MBit sein Actionspiel von Steam herunterzieht. Alles hat seine Zeit, sagt man, und diese damals hat es sicherlich zu Recht gegeben. Was haben die Diskettenfüller mir nicht alles abverlangt? Und was habe ich nicht alles zu leisten vermocht? Wie oft habe ich ausgeholfen, wenn ein der Diskette entstiegenes, fremdes Männchen ratlos vor versperrten Türen harrte, und auf den korrekten Mausklick hoffte? Wie oft einem Pixel-Leben einen Sinn gegeben? Ohne mich und meine flinken Finger wäre Guybrush niemals ein Pirat geworden, der mit Hilfe eines abgetrennten Kopfes nach den Geheimnissen unterhalb der Affeninsel forscht. Und Indy hätte auch nicht von allein gewußt, dass er weiterkommt, in dem er die Vermessungsgeräte richtig einjustiert und danach in dunklen Tunneln manche Platten meidet, um keine Pfeil- und Lanzen-Fallen auszulösen. Er würde heute noch im Diskettenspeicher schlummern, wären nicht ich und andere abenteuerlustige Gestalten gewesen. Er würde in Würde altern. Ließe man ihn heutzutage heraus, dann hätte sich trotz der Jahre keine Staubschicht auf seinen Anzug gelegt. Und ohne Schwierigkeiten würde er noch immer stehen. Kein Gelenkverschleiß, kein Durst, kein Haarausfall. Einfach nur Bereitschaft für mich alles auszutesten, was es an Kommandozeilen gibt.


Anmerkung von Inlines:

Point and click forever!

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.09.18)
"von Steam"? Dampf? Oder doch nicht eher "Stream"?

Die nostalgische Note gefällt mir gut, aber irgendeinen "Sinn" darin zu erkennen, im Computerspiel, nicht.

 Judas meinte dazu am 02.09.18:
Steam ist eine Computerspielplattform.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 02.09.18:
Achso, Danke, woher soll man das auch wissen!? Das ist ja genauso wie ein Luftschiff "Maulwurf" zu nennen.
Introitus (37) schrieb daraufhin am 02.09.18:
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 Judas äußerte darauf am 02.09.18:
@Dieter in dem Text geht es eindeutig um Retroromantik bei Computerspielen. Er setzt als Wissen des Lesers innerhalb dieses Themenbereiches vorraus. Im Text zu erklären, dass Steam eine Computerspielplattform ist, würde den Text zerstören. Davon abgesehen kann man es selbst mit Nichtwissen ableiten, denn da steht:
ist wohl nur schwer einem Nachwuchsgamer zu vermitteln, der gewohntermaßen mit 100 MBit sein Actionspiel von Steam herunterzieht.
mit ein bisschen Nachdenken kommt man drauf: aha, da passiert ein Download mit 100 MBit von einem Actionspiel über etwas, das "Steam" heißt. Das wird ja dann wohl irgendeine dafür vorgesehen online Plattform sein.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 02.09.18:
Nun, es bricht sich kein Autor einen Zacken aus der Krone, wenn er auch mal an den Leser denkt, der sich nicht den ganzen Tag mit Computerspielen beschäftigt. Was das betrifft, ist der Text ja auch gut, nur eben auf diese kleine Dampf-Stelle wollte ich freundlicherweise hinweisen. Mitnichten würde das den Text "zerstören", wenn man "von Steam" zu "von der Computerspielplattform Steam" erweitert. Ist nur ein einziges Wort zusätzlich. Und außerdem nur ein vorschlag, den Inlines annehmen kann oder auch nicht.

 Inlines meinte dazu am 02.09.18:
Hallo Dieter, Judas hat s ja schon richtig gesagt. Steam ist die Stardard-Plattform heute für Spiele, neben anderen Varianten wie Origin, Uplay, GOG. Der Download ist heutzutage obligatorisch, selbst wenn man im Laden eine physiche Version kauft, sind da meist kaum Daten drauf (was mich schon oft geärgert hat).

Ich überlege, ob ich noch eine Ergänzung mache!

Danke und Gruß
Graeculus (69)
(02.09.18)
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 Inlines meinte dazu am 02.09.18:
Danke!
Marjanna (68)
(02.09.18)
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 Inlines meinte dazu am 02.09.18:
Hallo Marja! Ja, früher gab s den Amiga, von vielen auch "die Freundin" genannt. Ich hatte einen Amiga 600, wobei der normalerweise 500 hiess, und solche die einen 1200 hatten als absolute Überflieger galten, weil diese Hardware damals ja noch sehr teuer war. Die Software dazu hiess, glaube ich, Workbench, ähnlich den alten Windows-Ablegern.

Ja, das Zocken kann schon ein klasse Zeitvertreib sein Danke für deine Zeilen!

LG
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