Umworben in der Gruppe 47

Sonett zum Thema Verletzlichkeit

von  EkkehartMittelberg

Am Anfang steht der Aufruf zu misstrauen,
sogar der eigenen Wahrhaftigkeit.
„Die größere Hoffnung“ hat dich nicht befreit,
der „Spiegelgeschichte“ schenkte man Vertrauen.

Von den siebenundvierzig preisgekrönt,
du konntest dich auf Günter Eich verlassen,
jedoch niemals sichere Sprache fassen,
mit allen Ehren hat man dich verwöhnt.

Die Jugend unterm Holocaust zerronnen,
dieses Thema hat mit dir begonnen
in Austria nach der Deportation.

Nie warst du konformistisch, suchtest Glück,
du nahmst dich öffentlich fast ganz zurück,
doch wachsende Beachtung war der Lohn.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (06.09.18)
Hallo Ekki,
die Damenriege auf KV sollte es dir danken, mit diesem Sonett, einer Schriftstellerin der Nachkriegszeit, hier ein feine Würdigung zu verleihen ))
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.09.18:
Merci, Tasso, ich fürchte, sie ist den meisten Damen nicht mehr bekannt.
Herzliche Grüße
Ekki
Echo (34) antwortete darauf am 06.09.18:
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 TrekanBelluvitsh (06.09.18)
„Der Krieg war meine glücklichste Zeit. Der Krieg war hilfreich für mich. Was ich da mitangesehen habe, war für mich das Wichtigste im Leben. Die Kriegszeit war voller Hoffnung. Man wußte sehr genau, wo Freunde sind und wo nicht, was man in Wien heute nicht mehr weiß. Der Krieg hat die Dinge geklärt.
Das steht als Zitat auf  Wikipedia Ich habe hier früher einmal den folgenden Aphorismus einstehen gehabt: "Der Krieg ist die Fortsetzung der Gesellschaft mit anderen Mitteln." Ich denke, dass stößt ins selbe Horn. Bin auch nie davon ausgegangen, dass es schon andere vor mit vergleichbar sahen.

Kommentar geändert am 06.09.2018 um 02:21 Uhr

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 06.09.18:
Ja, danke, das ist ein überraschendes Zitat. Für Aichinger war das Entscheidende, dass sie im Krieg noch hoffen konnte, dass die Deportierten zurückkamen.

 AZU20 (06.09.18)
Sehr gelungen. LG

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 06.09.18:
Das Kompliment freut mich sehr, Armin.
LG
Ekki

 GastIltis (06.09.18)
Hallo Ekki, wieder ein wunderbares Beispiel, wie man jemand aus der Unkenntnis herauszureißen vermag, gleichzeitig nahe bringen kann, und darüber hinaus die tiefe Menschlichkeit vermittelt, die zum Verstehen notwendig ist.
Zitat Ilse Aichinger: "Und ob die weite Welt wirklich weit ist, das liegt an jedem Menschen."
Danke für Text und Ausführung. LG von Gil.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 06.09.18:
Ich habe dir zu danken, Gil, für das Einfühlungsvermögen, das du meinen Sonetten entgegenbringst. Du erkennst, wo die Schwierigkeiten bei der Würdigung von Dichtern liegen.
HG
Ekki

 Habakuk (06.09.18)
Immer wieder interessant, Ekki. Ja, die Spiegelgeschichte ist zeitlos. Apropos Gruppe 47, die zweifelsohne ihre Verdienste hat, aber einen meiner wichtigsten Dichter hat sie zerrissen und ausgelacht, diese Gurkentruppe.
Die Zeit hat das Gegenteil bewiesen. Vielleicht gibts über den besagten Lyriker ja auch mal ein Sonett. Ich bin sicher, wir kennen ihn beide.

BG
H.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.09.18:
Grazie, Habakuk. Ich vermute, dass du den auch von mir hoch verehrten Paul Celan meinst. Deinen Hinweis auf diesen großartigen Lyriker werde ich bestimmt beherzigen.
BG
Ekki

 Habakuk meinte dazu am 06.09.18:
So ist es. Mein Kommentar hatte sich zweimal eingeschlichen. Einen davon hab ich zurückgepfiffen.

H.

 Habakuk (06.09.18)
Der ursprüngliche Kommentar wurde am 06.09.2018 um 19:50 Uhr wieder zurückgezogen.
LottaManguetti (59)
(06.09.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.09.18:
Liebe Lotta, du hast mit dem Hinweis auf die Metrik des 4. Verses recht. Es liegt an dem Wort "Spiegelgeschichte". Ich habe die Unebenheit bewusst in Kauf genommen, weil ich auf dieses Zitat zur Identifikation von Aichinger nicht verzichten wollte.
Findest du eine Lösung untere Beibehaltung von Spiegelgeschichte?
Liebe Grüße
Ekki
LottaManguetti (59) meinte dazu am 06.09.18:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.09.18:
Danke für den Versuch, Lotta. Es scheint in diesem Falle keine andere Lösung zu geben.
Sin (53)
(06.09.18)
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Graeculus (69) meinte dazu am 06.09.18:
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Sin (53) meinte dazu am 06.09.18:
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Graeculus (69) meinte dazu am 06.09.18:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.09.18:
Vielen Dank, Sin. Das Misstrauen in die Sprache kann auch Manier sein, um die eigene Sensibilität zu bekunden. Deshalb empfiehlt es sich, auch das Misstrauen kritisch zu sehen, Graeculus. Mit Aichingers Erfahrungshintergrund wirkt es echt.
Krotkaja (38)
(06.09.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.09.18:
Merci für das Zitat dieses für Aichinger typischen Gedichts, Krotkaja, das ich nicht kannte.
LG
Ekki

 harzgebirgler (07.09.18)
die gegenwartsliteratur
war nie mein ding groß - ihrer spur
zu folgen wie hier dein gedicht
deucht unnötig mich aber nicht

wenngleich sie selten so weit führt
daß man des heil'gen herzschlag spürt
wie es bei hölderlin der fall
wo “aussicht” waltet überall

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.09.18:
Merci. Henning, Hölderlin war ein ganz Großer, aber bald werde ich jemanden in Erinnerung rufen, der ihm gleicht.
LG
Ekki

 juttavon (07.09.18)
Danke!
(Eine meiner Lieblings-Dichterinnen.)
Ich freue mich auf Weiteres von Dir.
Lass sie alle einen Moment lang auferstehen... wir bauchen sie dringend!

HG Jutta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.09.18:
Liebe Jutta, du machst mir Mut, den ich brauche, weil diese Art von Sonetten aufwändig sind.
HG
Ekki
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