Fröhliche Herbstgedanken

Sonett zum Thema Vergänglichkeit

von  EkkehartMittelberg

Wenn die ersten Blätter leise fallen,
denken viele an Vergänglichkeit,
Kranichschreie, und es rennt die Zeit,
deren Schritte unaufhörlich hallen.

Ich lass dennoch meinen Drachen steigen,
laufe munter durch den bunten Wald,
grau die Haare, doch das Herz nicht alt.
Immer weiter geht des Lebens Reigen.

In der Schale liegen frische Früchte,
auf gedecktem Tisch steht junger Wein,
Sterben und Vergehen sind nur Schein,

ewger Tod, Verdammnis nur Gerüchte,
glaub nicht Ammenmärchen, Höllenpein!
Asche wird einst eine Rose sein.

Ekkehart Mittelberg,  September 2011

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (43)
(09.09.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Merci, liebe Heike,
deine Beobachtung zum Herbstlaub teile ich vollauf, einmal wegen der schönen Farben vor dem Vergehen und zum anderen, weil es so angenehm modrig riecht. Das empfinde ich als pralles Leben und es macht mich nicht traurig.
Herzliche Grüße zurück
Agneta (62) antwortete darauf am 09.09.18:
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 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 09.09.18:
Liebe Monika,
wir treffen uns oft im Gedanklichen. Schön, dass wir es auch auf der emotionalen Ebene tun.
LG
Ekki

 AZU20 äußerte darauf am 11.09.18:
Heike hat alles gesagt, was zu sagen war. Ja, so sollte man leben. Danke. LG

 TrekanBelluvitsh (09.09.18)
Jede Jahreszeit ist nicht nur nötig, sie hat auch viel Gutes. Und während beim Winter man schnell wenigstens an Schneemann, Schneeballschlacht und weihnachten denken, kommt der Herbst doch oft zu schlecht weg. Der "böse" Herbst.

Wenn jemand wie du hier so gekonnt sein hohes Lied singt, kann man daran nicht vorbeigehen.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 09.09.18:
Danke, Trekan. die Bewertung des Herbstes differiert zwischen Menschen, die an Poesie nicht interessiert sind, und Poeten. Ich habe gelesen, dass es mehr Herbst- als Frühjahrsgedichte gibt, vermutlich weil Dichter besonders gern über Melancholie schreiben. Dieses Empfinden kenne ich im Herbst auch, aber eben auch die Fröhlichkeit.
Stelzie (55)
(09.09.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Grazie, Kerstin, du triffst den Punkt. Man muss das Gesetz der Zeit akzeptieren und erkennen, dass Vergehen und Werden in ihrer Wiederkehr tröstlich sind.
Liebe Grüße
Ekki

 TassoTuwas (09.09.18)
Hallo Ekki,
sie ist zu spüren, die positive "Grundausstattung", die durch die Zeilen weht und damit lässt es sich so leben, dass man auch vor dem Winter keine Furcht haben muss.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Gracias, Tasso. Kann man eine positive Grundausstattung erwerben? Ich weiß es nicht, weil die psychische Konstitution dem im Wege stehen kann. Aber vielleicht hat man doch die Freiheit, sich für eine Philosophie zu entscheiden, die das Leben bejaht.
Herzliche Grüße
Ekki
Gerhard-W. (78)
(09.09.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Merci, Gerhard, ich freue mich, dass du dem Klang des Gedichts nachgelauscht hast. Mir scheint, dass zu viele Leser Gedichte nur vom Inhalt her rezipieren.
Einen schönen Sonntag auch für dich.
Ekki
Marjanna (68)
(09.09.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Grazie, Janna, es ist schön, dass du bei der Bewertung von Gedichten Glaubensunterschiede hintanstellen kannst.
Ja, die Herstsonne wärmt uns beide.
Ekki

 Habakuk (09.09.18)
Ob jede Asche eine Rose sein wird, lasse ich mal dahingestellt, Ekki. Ist für die Rezeption des Gedichts zunächst mal unwichtig. Ansonsten finde ich es gelungen. In dem Sinne noch einige Verse von Rilke:
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

BG
H.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Vielen Dank, Habakuk. Auch das kann man in Frage stellen. Man kann aber auch lernen, sich fallen zu lassen.
BG
Ekki

Antwort geändert am 09.09.2018 um 13:32 Uhr

 harzgebirgler (09.09.18)
vergänglichkeit kommt aus der zeit VERGEHEN
und nie war vor gericht sie für am stehen
doch weil den menschen das seit je misshagte
ist rachevoll ihr geist wie nietzsche sagte! *

lg
henning

*Also sprach Zarathustra (Von der Erlösung)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 09.09.18:
Merci Henning,
dann doch lieber meine fröhlichen Herbstgedanken, die Rachegefühle nicht aufkommen lassen.
LG
Ekki

 juttavon (10.09.18)
Dein Lied macht Lust auf kommende Herbste.
Danke!
HG Jutta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.09.18:
Ich freue mich sehr, dass es dir gefällt, Jutta.
HG
Ekki
Sabira (58)
(02.10.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.10.18:
Liebe Sabira,
ich freue mich immer, wenn unsere Gefühle und Gedanken übereinstimmen.
LG
Ekki

 Dieter Wal (02.10.18)
Lieber Ekki,

für mehr oder weniger geglückt halte ich:

"Ich lass dennoch meinen Drachen steigen,
laufe munter durch den bunten Wald,
grau die Haare, doch das Herz nicht alt.
Immer weiter geht des Lebens Reigen.

In der Schale liegen frische Früchte,
auf gedecktem Tisch steht junger Wein,"

Nicht gerade überraschende Metaphorik. Könnte aus der Jahrhundertwende sein. Das Dennoch in V. 1 gefällt und der Kontrast von Alter und jungem Wein, wobei oft gerade ältere Jahrgänge deutlich edlere Weine ergeben.

Qartett 1 ist mir zu banal und passt metrisch nicht zum 2. Quartett.

Nett die Kranischschreie. Dass sie schreien, wusste ich nicht. Ähnlich mythologischen Harpyien?

Sprachlich gruselig finde ich:

"Sterben und Vergehen sind nur Schein,

ewger Tod, Verdammnis nur Gerüchte,
glaub nicht Ammenmärchen, Höllenpein!
Asche wird einst eine Rose sein."

"Sterben und Vergehen sind nur Schein" Ach ja? Woher weiß dein lyr. Ich denn das?

Man soll keinen religiösen Drohgebärden des möglicherweise nur vermeintlichen Jenseits glauben, ist wohl wahr, aber zu schlecht formuliert.

Gruß
Dieter

Kommentar geändert am 02.10.2018 um 12:42 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.10.18:
Lieber Dieter,
man muss es hinnehmen, wenn jemandem inhaltlich etwas als banal erscheint. Aber dass die beiden Quartette angeblich metrisch nicht zueinander passen, ist mir unerfindlich.
Auch für die Behauptung, dass
"Sterben und Vergehen sind nur Schein"
sprachlich gruselig sei, bleibst du den Nachweis schuldig. Ich soll aber in einem Erlebnisgedicht, wo das überhaupt nicht angebracht wäre, philosophisch argumentieren?
Dass du das Schreien von Kranichen noch nicht gehört hast, finde ich seltsam
Mein Gedicht muss dir nicht gefallen und das darfst du gerne schreiben. Aber deine Argumente halte ich für sehr schwach.
Gruß zurück
Ekki

 Dieter Wal meinte dazu am 03.10.18:
Ich bin nicht dafür da, dich rhetorisch gegen die Wand zu fahren, sondern dir Feedback zu geben.
Cassiopeia (57)
(17.10.18)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.10.18:
Vielen Dank, Cassiopeia, das freut mich.
LG
Ekki

 Cathleen (06.11.18)
Das ist schön. Schlicht und volksliedhaft. Ich mag es! :)
LG Cathleen

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 06.11.18:
Merci, Cathleen, so soll es wirken.
LG
Ekki
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