The-Morning-Show

Kurzgeschichte zum Thema Alltag

von  Manzanita

„Guten Morgen!“, heute habe ich die Morgenschicht. Ich bin Moderator bei „radio ich“ und fange wie jeden Morgen um 7:00 Uhr an. Um 7 Uhr ist nämlich das Programm „kultur ich“ zu Ende. Dann mache ich die Morning-Show.
„Sind Sie genauso gut ausgeschlafen wie ich? Ich kann heute erst wieder um halb zehn einschlafen. Ich hoffe doch, ihr könnt früher einschlafen als ich. Aber nicht so viel labern, wir müssen auch frühstücken. Ich kriege langsam Hunger!“, sage ich, obwohl ich längst Zuhause gegessen habe. Dieses Programm ist eben für die Leute gedacht, die wirklich erst jetzt aufstehen. Wie ich am Wochenende, da stehe ich auch erst um sieben auf.
„Bevor wir frühstücken gehen, müssen wir aber noch feststellen, was heute eigentlich alles auf der To-Do-Liste steht. Sonst kriegen wir noch eine Überraschung. Ihr wisst ja, Überraschungen müssen nicht immer angenehm sein…“ Naja, ich bin vor knappen zwei Stunden aufgestanden und habe festgestellt, dass mich heute keine Überraschung erwartet. Der typische Arbeitstag. Zum Glück ist bald Sonntag.
„Auf dem Frühstückstisch bitte ein Schälchen Müsli, Abrakadabra. Oh, Entschuldigung, ich habe ja beinahe vergessen, dass du gar nicht zaubern kannst. Vom Zaubern kann man eben süchtig werden.“ Was für einen Quatsch die mir nur jeden Tag schreiben. Ich finde diese Methode zu moderieren immer noch scheiße. Ich darf noch nicht mal entscheiden, was ich laut vor dem ganzen Land erzähle.
„Also, gehen wir mal durch, was in den letzten Tagen so alles passiert ist und ob etwas für heute angekündigt wurde.“ Nein, ich weiß schon seit zwei Stunden, dass für heute nichts angekündigt wurde. Warum ich das nur immer sagen muss? Der Chef sagt immer, es wäre damit alle denken, dass ich auch immer erst dann aufstehe, wenn sie es tun. Aber so dumm sind die doch nicht, oder etwa doch? Moderiere ich ausschließlich für dumme Leute? Ich weiß nicht, aber wenn der Chef das wirklich denkt, schade. Na gut, ich sollte lieber schnell weitermachen, sonst sieht es so aus, als ob ich streike.
„Wie ich sehe, ist für heute ziemlich wenig vorgesehen, bei mir zumindest. Vielleicht ist es ja bei dir anders? Naja, egal ob oder ob nicht, wir gehen jetzt gemeinsam in das nächste Programm über. Herzlich willkommen zu ‚Jetzt rede ich‘!“ Toll, jetzt kann ich endlich mal Pause machen. Naja, eigentlich arbeite ich ja erst seit ein paar Minuten.

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