Altruismus- Puppe

Text zum Thema Selbstverwirklichung

von  jennyfalk78

Mit vierzehn dem guten Heine verfallen.
Sah mich im Dachgeschoss eines Kellers.
Vor mich hin lesend, mich am Weltschmerz krallen.
Damals trug man noch Schnallen an der Tasche,
Bum Bum Eis und Fassbrause in der Trinkflasche.
Ein Jahr später hatte mich Hölderlin, mit seiner glücklosen Liebe,
die er vor sich hin trug.
Kaum waren die Tränen getrocknet, kam Fried und seine
Liebe zum Triebe.
Lächerlich.
Mit zwanzig, Gespräche im Kreis, Alleinsein als Gefühl
und die Erinnerung an das Aroma von Erdbeer-Vanilleeis.
Malte Kreise, um die Texte die ich las.
Textmarker als Gefühls Stütze.
Jahre vergingen, die rote Grütze an meinen temporären Härchen,
sind, irgendwie,
dauerhaft.

Anfang dreißig, ach, wie die Zeit steht.
Schopenhauer mein Wein im Glas.
Nun, fünf Jahre später, ich war fleißig,
hatte mich Zarathustra als Geißel.
Erhabene Flügel über meinem Haupt.
Alles gesehen, an nichts geglaubt
und wenn, dann überhaupt nur an den romantischen Nihilismus.

Jetzt muss ich mich neu beweisen.
Tests statt Text und Kreise drehe ich nur noch um mich selbst.
Ein Hamsterrad als Verwirklichung.
Die Stifte, in meiner Hand, bewegen sich von alleine.
Schreiben etwas wie:
„ Vernichte deine liebgewonnenen Tetra Pak Weine,
bist sowieso seltsam. Niemand glaubt mehr an die selbst angezüchteten Samen.
Dein Altruismus ist völlig fehl am Platz.
Du verschenkst Blumen, in ihrem eigenem Namen.
Fütterst die blinden Tauben, lässt jeden Spatz in deine Hand
und deine Bilderrahmen zeigen tote Werte.
Öffne die Augen! Du bist so falsch, wie Sylvia Plath und der Ofen.
Franzen backt sich ein Brot auf deine Ansichten.
Ich sage es ungern, aber jeder kann auf deine Weltsicht husten.“


Wache schreibgetränkt im Keller des Dachgeschosses auf,
mein Email Postfach summt.
„ Sie sind nicht die richtige Fachkraft für uns.
Ganz ehrlich? Wir haben sie ausgelacht!
Wer füttert denn heute noch die Ratten der Lüfte?“

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (06.11.18)
Ich bin geneigt davon auszugehen, dass die interhalb des Textes sukzessiv besser werdende RS und Zeichensetzung Absicht ist, um die Reifewerdung des Erzählers auszudrücken. Gute Idee, würde ich aber noch etwas verstärken, z.B. das letzte Drittel handwerklich straffer und geschmeidiger machen.
Hat starke Stellen, auch das an sich kryptische "die rote Grütze an meinen temporären Härchen" gefällt mir gut.

Kommentar geändert am 06.11.2018 um 11:54 Uhr

 jennyfalk78 meinte dazu am 15.11.18:
Hm, öh, Sabber am Kinn.
Genauso habe ich es gemeint!
Du meinst straffer im Sinne eines Zeitraffers?
Meine temporären Härchen glühen!
Herzlichst die Jenny

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 15.11.18:
Nein, straffer im Sinne von dichter. Aufs Wesentliche eindampfen.

 TrekanBelluvitsh (06.11.18)
Selbstverwirklichung kann nicht erreicht werden. Sie ist ein ständiger Prozess. In einer Welt, deren Geilheit sich auf Ziele richtet, die sie in immer kürzer werdenden Zeit erreichen möchte (ungeachtet der Komplexität - BER lässt grüßen), schwer zu leben, so viel steht fest.

 jennyfalk78 schrieb daraufhin am 15.11.18:
Selbstverwirklichung, so im Wortlaut, hat sich selbst zu bewirken.
Tatsächlich glaube ich, das es möglich ist.
Was hat Siddharta Gautama die ganze Zeit gelebt?
Herzlichst die Jenny
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