Erster Nihilist zur Seligsprechung nominiert

Satire zum Thema Annäherung

von  LotharAtzert

Wie aus Insiderkreisen des Vatikans gestern zu erfahren war, ist die erste Seligsprechung eines Nihilisten durch den heiligen Vater beschlossen. Dabei soll es sich um den Deutschschwaben G. handeln, einen der frühen Vertreter der keineArt.
Doch ist, wie weiter zu erfahren war, der Aspirant wohl kurz nach Bekanntwerden untergetaucht. Als Ignazio Bruno von der Gazetta schmonzii Gs. Frau interviewen wollte, wusste die Besorgnisserregendes zu berichten: "Mein Mann hat gestern früh das Haus zeitig verlassen und das einzige, was er mitnahm, war Heideggers Sein und Zeit. Wer ihn kennt, weiß, daß er solche Lektüre nicht mal in der Hausbibliothek duldete - und jetzt so was. Was hat er vor? Bitte helfen Sie mir, ihn zu finden, ich mache mir große Sorgen, daß ihm vielleicht noch ein Geistlicher Gewalt antut. Oder die drei Reichselben aus dem Zwischenreich. Er hat ja nicht mal Socken zum Wechseln dabei.
Nun, die Sorge ist nicht ganz unbegründet, wie Bruno vor Ort recherchierte, hat er doch in seinem Litforum nachhaltig gegen alle Glaubensdogmatismen jahrzehntelang gewettert und manch einen bis zur Einlieferung in die Psychiatrie getrieben.

Anderen Gerüchten zufolge will man ihn oben auf dem Feldberg, auf einem schmalen Felsvorsprung unter einer Tanne meditierend gesehen haben. Aber das hat sich inzwischen als Double von Bob Dylan herausgestellt, der nur zufällig anwesend war. Bruno fuhr daraufhin nach Dobel, wo sich ein früherer Mitstreiter erinnerte: "Ja geh, der G. hat früher regelmäßig vor dem Gottesdienst heimlich Oblaten gekaut, oder Flüche drauf gesprochen und den Messweinkelch geleert, bis man ihn eines Tages sturzbesoffen im Kirchenschiff fand, wo er laut mit Gott stritt, indem er bewies, daß es jenen gar nicht geben könne. Daß er Ihn gleich im logischen Denken gratis unterrichtete und der Himmelsvater versprach, die Dinge nun richtiger zu ordnen, ist allerdings unbestätigt.

Wie kam es überhaupt zu der für viele doch überraschenden Nominierung eines Ungläubigen? Hierzu Kardinal Vincenzo Lambruscobello aus Padua: "Gott hat verstanden. Es ist an der Zeit für Veränderung. Die Kirche muß sich öffnen gegenüber neuen Strömungen, bevor uns nach den Gläubigen auch noch die Ungläubigen ausgehen."
Rosetta Valpolicella von Gazzetta Schmonzii. Ich bleibe für Sie dran.


Anmerkung von LotharAtzert:

 Bob Dylan - Like a Rolling Stone

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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(18.11.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 18.11.18:
Getreu der Dzogchen-Sicht: Wie immer es kommt, möge es genau so kommen.
Danke.

 Dieter Wal (18.11.18)
Frei nach Epheser 5:14: Wach auf, der du schläfst, neuregistriere dich dich von den kV-Abgemeldeten und Webmaster wird dein Licht sein.

""Ja geh, der G. hat früher regelmäßig vor dem Gottesdienst heimlich Oblaten gekaut, oder Flüche drauf gesprochen und den Messweinkelch geleert, bis man ihn eines Tages sturzbesoffen im Kirchenschiff fand, wo er laut mit Gott stritt, indem er bewies, daß es jenen gar nicht geben könne. Daß er Ihn gleich im logischen Denken gratis unterrichtete und der Himmelsvater versprach, die Dinge nun richtiger zu ordnen, ist allerdings unbestätigt."

Für mich war G. gar kein "richtiger Atheist", sondern mehr ein ehemaliger leider Laien-Katholik, der im Lauf des Erwachsenenlebens eine Zeitlang mit Buddhismus flirtete, bis er bemerkte, dass auch das eine Religion sei, die zwar anders, aber nicht an sich wesentlich besser, weshalb er konsequenterweise Religionen als für ihn religiöse Organisationsformen aufgab und sich Atheist nannte. Für einen dogmatischen Atheist hatte er viel zu viele Dinge erlebt und beschrieben, die damit nicht im Entferntesten in Einklang zu bringen waren. Aber ich widersprach ihm nie, weil ich es für idiotisch halte, jemanden, der sich wie auch immer bezeichnet, das abzusprechen. Vielleicht mehr Agnostiker. Für einen Nihilist war er viel zu menschenfreundlich. G. hätte vielleicht einen 1A-Freimaurer abgegeben. Doch wozu Labels? Graeculus war einfach Graeculus.

Die Satire gefällt mir gut. Teilweise vielleicht etwas bösartig. Doch das darf sie.

Kommentar geändert am 18.11.2018 um 08:44 Uhr

Kommentar geändert am 18.11.2018 um 09:36 Uhr

 LotharAtzert antwortete darauf am 18.11.18:
Da bin ich aber echt froh, daß sie das darf.

"Normale" Menschen dürfen sagen, Buddhismus sei eine Religion. Du als Intellektueller darfst das nicht! Das Buddhafahrzeug dient der Umwandlung von Unwissenheit in Weisheit. Man muß da nichts glauben, nur den eigenen Geist betrachten, jedoch ist der Glaube ein Vorteil, weil er empfänglich macht für die Gaben des Lehrers. Im Vajrayana, für den du noch lange nicht reif bist, ist der Lehrer immer Buddha.

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 18.11.18:
Religionswissenschaftler halten Buddhismus für eine Religion. Graeculus ist ein Intellektueller. Ich bin keiner.

 LotharAtzert äußerte darauf am 18.11.18:
Darum geht es ja gerade - halten kann das Subjekt alles für irgendwas. Sich auf den Arsch setzen und (unter Anleitung) meditieren, ist etwas vollkommen anderes.

 Dieter Wal ergänzte dazu am 19.11.18:
Für Buddhisten sind deine anmaßenden, ungebildeten und dummen Kommentare abgrundtief peinlich. Sei froh, dass sie Mitgefühl für dich aufbringen.

 LotharAtzert meinte dazu am 19.11.18:
:-)
Buddhisten sind kein Buddha; Buddha ist kein Buddhist.

 Dieter Wal meinte dazu am 19.11.18:
Süß von dir, den Vorkommentar in eigenen Worten zu bestätigen.

 LotharAtzert meinte dazu am 19.11.18:
Whatever you want, my dear.

 princess (18.11.18)
Cara Rosetta,

siamo molto impressionate. Insbesondere das kardinalische Statement
Die Kirche muß sich öffnen gegenüber neuen Strömungen, bevor uns nach den Gläubigen auch noch die Ungläubigen ausgehen.
begrüßen wir als Vertreterinnen des Muttikans vehement!

Mit freundlichen Grüßen
principessa di Monte Pulciana

 Dieter Wal meinte dazu am 18.11.18:
Principessa Muttikanissima, adoro te, domina coeli.

 LotharAtzert meinte dazu am 18.11.18:
Doamnelor și domnilor
Scuzați-mă, dar din păcate nu înțeleg limba italiană
Mulțumesc pentru bunătatea ta.
Lothar

Antwort geändert am 18.11.2018 um 14:59 Uhr

 princess meinte dazu am 18.11.18:
Macht nix. Sind ja nur vier Worte. "Liebe Rosetta" (also das ist jetzt erst mal ein Wort, weil Rosetta ist ja der italienische Name aus dem Text) und dann noch "wir sind sehr beeindruckt" (das sind drei italienische Wörter, die dann vier deutsche Wörter ergeben). Der Rest ist nicht italienisch.

 LotharAtzert meinte dazu am 18.11.18:
Ich weiß doch, Ira, ich mach doch nur Spaß )

 Feliks Gershon Bokser meinte dazu am 18.11.18:
Ich weiß nicht, wer G ist und so.
Aber der text ist so geschrieben, dass ich ihn sehr gerne gelesen habe.
Toll!

 LotharAtzert meinte dazu am 18.11.18:
Danke Feliks
G. ist der Schreiber Graeculus, der hier viel ausgeteilt hat und auch viel einstecken musste. Jetzt ist er plötzlich abgehauen.

Gruß

 AZU20 (19.11.18)
Wurde ja auch mal Zeit. LG

 LotharAtzert meinte dazu am 20.11.18:
:-))
Das dachte ich auch, Armin.
Danke
LG
MichaelBerger (44)
(27.11.18)
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 LotharAtzert meinte dazu am 03.12.18:
;-)
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