Das Lächeln der Silberlocken

Alltagsgedicht zum Thema Beobachtungen

von  Moja

Das Lächeln der Silberlocken fragt mich
aber ich lese mein Buch
hinter mir türkische Sätze
nas toschje, uns auch, sagt ein Russe
la, la, antworten die arabischen Silberlocken
Schwarze eingepackt in Mützen & Jacken
nur der Mann hinter dem Schalter
spricht deutsch – und ich lese mein Buch
brav reihen sich drei Schlangen
in die verbrauchte Luft aller Nationen
auch die Frau mit gebleichter Frisur & die
mit Haaren wie ein bunter Vogel
ich mitten in Babylon
auf dem Postamt - warte
und lese mein Buch.

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Kommentare zu diesem Text

fdöobsah (54)
(20.11.18)
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 Moja meinte dazu am 20.11.18:
Vielen Dank, es freut mich, dass Du Dich so ausführlich mit meinem Text beschäftigt hast. Mir ging es um eine Alltagsbeobachtung, Berlin lebt von Vielfalt, dem bunten Durcheinander, besonders Neukölln, wo ich kaum deutsch höre, das bedeutet nicht, dass es nicht gesprochen werden kann - ein Moment des Wartens in der Schlange, was passiert vor oder hinter einem, mitgehörte Gesprächsfetzen, Flirt, kalter Tag, Eingemummte in dicken Sachen, ja, Schwarze eben, nicht erkennbar ob Afrikaner, Brasilianer, Tamilen, völlig unwichtig woher, alle sind mittendrin im Geschehen, im langweiligen Warten abgekürzt durch das Lesen, weiter mischt sich das lyrische Ich nicht ein, ein Bild mit Farben und Ton.

Heitere Grüße,
Monika

 niemand (20.11.18)
In dieser Alltagsbeobachtung lese ich keinerlei Wertung -
eine alltägliche, bunte Wirkung auf jemanden der mittendrin sitzt
und ein Buch liest, ab und zu ein wenig von dem äußeren Treiben um ihn herum abgelenkt wird und wieder zu lesen versucht.
Gefällt mir gut, besonders die fantasievolle Beschreibung
des optischen Eindrucks der einzelnen Menschen-Typen.
Mit lieben Grüßen, niemand

 Moja antwortete darauf am 20.11.18:
Genauso war es gemeint, liebe Niemand! Dankeschön für Deinen Kommentar. Lieben Gruß in den Abend, Monika
Bette (70)
(20.11.18)
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 Moja schrieb daraufhin am 20.11.18:
Ja, Bette, es ist seltsam in so einer bunten ablenkenden Atmosphäre lesen zu wollen, um die Wartezeit zu verkürzen. So viele Eindrücke um einen her, Blicke, Lächeln beim Aufschauen, Stimmengewirr, Verstehen der Sprachfetzen, begreifen, wir sind alle zusammen in einer Welt und sei es nur auf dem Postamt.
Vielen Dank und lieben Gruß, Monika
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