EIN WINTERABEND - Versuch zu Trakls Gedicht

Interpretation zum Thema Winter

von  harzgebirgler

"wenn der schnee ans fenster fällt"
fängt an trakl sein gedicht
winter herrscht nun in der welt
gastlich ist es draußen nicht
 
"lang die abendglocke läutet"
fährt der dichter danach fort
wodurch trakl uns bedeutet:
eine kirche steht im ort
 
deren glocke läutet lang
abends wenn der tag sich neigt
und ihr schneegedämpfter klang
hörenden die zeit anzeigt
 
dunkelheit will sich verbreiten
licht des tages weicht der nacht
schatten an den mauern gleiten
und der glockenturm hält wacht
 
"vielen ist der tisch bereitet"
wirt erwartet gern den gast
der durch seine türe schreitet
und als gast dem wirte paßt
 
deshalb heißt es auch nicht "allen"
mancher paßt dem wirte nicht
gäste müssen ihm gefallen
und das tut kein bösewicht
 
glocken kirche zehn gebote
wer sie achtet der ist christ
glaubt daß der einst kurz nur tote
jesus auferstanden ist
 
der am kreuz für íhn gestorben
gottes eingeborner sohn
hat um aller herz geworben
ewges leben ist der lohn
 
"und das haus ist wohlbestellt"
für die winterzeit gerüstet
wo kein blühn die welt erhellt
und kein grün sich wachsend brüstet
 
wo der mensch ein haus zu haben
froh ist und er unterkommt
wo an speis und trank zu laben
es dem vorsorglichen frommt
 
"mancher auf der wanderschaft"
der nach einem wirtshaus schaut
und den gürtel hungernd strafft
jetzo wo der abend graut
 
"kommt ans tor auf dunklen pfaden"
dunkel sind die und oft schlecht
"golden blüht der baum der gnaden"
doch wer glaubt der ist gott recht
 
gott läß diesen baum erblühen
"golden" wie der dichter sagt
zu recht später zeit nicht frühen
wenn der mensch schon fast verzagt
 
"aus der erde kühlem saft"
winter abend frost und schnee
sonne hat nun keine kraft
vor dem dorf vereist der see
 
angezogen von der blüte
dieses goldnen gnadenbaums
zeichen gottes großer güte
ists wie ende eines traums
 
"wanderer tritt still herein"
mensch der sich schon fast verirrte
mensch der ohne gott wollt sein
und des herz vor kälte klirrte
 
still tritt er herein mit schweigen
ganz betreten voller scham
um dem gott sich zuzuneigen
der stets hoffte daß er kam 
 
"schmerz versteinerte die schwelle"
oh wie lang der weg doch war
durch das dunkel in die helle
oftmals jeder aussicht bar

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