Die Wäscherei (Auszug 2, 2.Kapitel)

Erzählung

von  Moja

Das Wäschereigebäude befindet sich auf einem Grundstück außerhalb der Hotelanlage. Schweigend gehen sie über den Vorplatz. Die Tür zum Geschäft der chemischen Reinigung steht offen. Ida bleibt im Türrahmen stehen, betrachtet gespannt den Raum, ihr Blick gleitet zu der Mitarbeiterin an der Kasse, die grüßend aufschaut und sich bei Mr Touray beklagt. Als auch ihm nicht gelingt, die elektronische Kasse zu öffnen, schließt sie das Geldbündel in eine Kassette ein. Ida sieht flüchtig auf die Preisliste an der Wand, vergleicht sie mit deutschen Preisen.
  Sie folgt den Chefs, vorbei an Kleiderstangen, staubigen Plastikhüllen, drei Arbeitern, die ihr Gespräch unterbrechen und sie interessiert mustern. Durch die chemische Reinigung betreten sie die Wäscherei. Verstohlen werfen die Arbeiter Blicke, besonders auf sie, die Weiße, eine willkommene Abwechslung im eintönigen Arbeitsalltag. Ihre Neugier wächst mit jedem Schritt. Sie weicht Wäschehaufen am Boden aus, ihr Blick schweift über Ablagetische, Becken mit schimmligen Handtüchern, verrostete Wasserhähne, Wäschestapel quellen über Transportwagen, Bügel stecken zwischen Cola-Flaschen, aus verstopften Abflüssen quillt schmutziger Schaum. Sie betrachtet die schäbigen Bügeltische und zerfledderten Stromkabel an den Dampfbügeleisen, die notdürftig mit Stoffstreifen umwickelt sind und schüttelt unmerklich den Kopf. Ida ist alarmiert. Sie hat noch nie eine Wäscherei geleitet. Kann sie dieser Aufgabe gerecht werden, fragt sie sich zweifelnd, während sie an Arbeitern vorbeiläuft, die gelangweilt herumsitzen. Dröhnender Maschinenlärm erfüllt die Halle. Die Hitze und der Lärm machen ihr zu schaffen. Die Fenster unter dem Dach sind geöffnet. Durch das offene Tor wirft sie einen Blick hinaus auf das Grundstück und die üppigen Mangobäume neben dem Container. Darin lagert Waschpulver, erklärt ihr der Hotelmanager.
  Die Chefs treten hinaus in den Hof. Der Sicherheitsangestellte, der den Eingang zur Wäscherei bewacht, nickt ihr zu. Sie erwidert den Gruß. An das Waschhaus schließt sich das Generatorhaus für die Strom-erzeugung an. Mr Touray schließt die Tür auf, prüfend wirft sie einen Blick hinein. Dann gehen sie zurück in ihr zukünftiges Büro, ein Kabuff mit Fenster zur Wäscherei. Beißender Geruch steigt auf von dem Sammelsurium am Boden. Neben Behältern mit Geschirrspülmittel, Metallkanistern mit chemischen Substanzen, auf denen sich fleckige Uniformen, zerschlissene Handtücher und Lappen türmen, lagern Waschpulver, Fleckenlöser und Wäschestärke. Auf dem Schreibtisch beben die Akten. Will sie tatsächlich hier anfangen? Sie schiebt ihre Bedenken beiseite. Es ist ihre Chance, aufhören kann sie jeder Zeit, sagt sie sich. Die Chefs sehen sie erwartungsvoll an. 
  „Sind Sie bereit morgen anzufangen?“, fragen sie synchron. 
  Auf jede Frage, die sie dann noch stellt, erntet sie nur ein Schulterzucken.
„Entscheiden Sie, aber wir werden eng zusammenarbeiten!“ Mit diesem Versprechen, das eher einer Drohung gleicht, verabschieden sie sich. Doch da hat bereits ihre Neugier gesiegt. Was würde sie hier erleben? Vor ihr stehen Menschen, die hier leben und arbeiten, die Familien und Kinder haben, deren Leben sie nicht kennt, sich nicht einmal vorzustellen vermag, das reizt sie.


Anmerkung von Moja:

Mitte der 90er Jahre, nach der Trennung von ihrem afrikanischen Ehemann geht Ida, eine Deutsche, nach Westafrika und übernimmt die Leitung einer heruntergewirtschafteten Hotelwäscherei. Sie wird in einen Korruptionsskandal verwickelt, der zunehmend ihre Sicherheit gefährdet. Ihr Lebenstraum erweist sich bald als europäische Illusion von Afrika.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (15.01.19)
Der aufmerksame Leser versteht jetzt schon, dass Ida im Falle einer Zusage eine riesige Schlamperei managen muss. Der Reiz besteht darin, dass diese Schlussfolgerung durch wertungsfreies Erzählen dem Leser überlassen bleibt. Dieser ist gespannt, wie sich Ida in dem ihr bevorstehenden offensichtlich aussichtslosen Kampf verhalten wird.
LG
Ekki

 Dieter_Rotmund (15.01.19)
Dass die Wäscherei heruntergewirtschaftet ist, muss nun wirklich nicht auch noch als Figurenrede wiederholt werden! Wir Leser sind nicht blöd!
Von wegen dem Leser überlassen! Ekki lügt...

Kommentar geändert am 15.01.2019 um 13:31 Uhr
Piroschki (57)
(15.01.19)
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Sätzer (77)
(15.01.19)
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 drmdswrt (15.01.19)
Mich spricht der Text nicht an, was einzig und allein auf den Erzählstil zurückzuführen ist. Irgendwann wird die bloße Beschreibung der Szenerie in den einfach gestrickten Sätzen sehr monoton, was mich beim Lesen "runterleiern" ließ.

3 unterschiedliche Beispiele, wo ich ein bisschen lauter ausgeatmet habe:

Sie geht den Chefs hinterher durch den Laden
lässt sich bestimmt etwas schöner formulieren. Bei solchen Sätzen ist keine Freude an der Arbeit mit der Sprache spürbar.

Idas Neugier wächst mit jedem Schritt, den sie durch die Halle geht. Sie betrachtet die große Halle, die in der Mitte geteilt ist durch Ablagetische und riesige Waschbecken.
Die doppelte Halle ist unglücklich gewählt, wirkt unsauber gearbeitet.

Die Abteilung ist völlig heruntergewirtschaftet. Ida ist alarmiert. Sie hat noch nie eine Wäscherei geleitet. Kann sie dieser Aufgabe gerecht werden, fragt sie sich zweifelnd
Das ist m.M.n. recht verunglückt im Stil. So, wie es sich in die simpel strukturierten Sätze einreiht, wirkt es für mich schon beinahe groschenromanartig.

Dabei denke ich, dass die Grundidee sicher schreibens- und lesenswert ist.
Allerdings bin ich kein Maßstab, und es hängt am Ende am Anspruch – sowohl des Schreibers, als auch des Lesers.

 Moja meinte dazu am 15.01.19:
Herzlichen Dank
an @Ekki, @Dieter, @Piroschki, @drmdswrt

fürs Lesen, Mitdenken, die konstruktive Kritik ist sehr hilfreich!

Liebe Grüße, Monika

 drmdswrt antwortete darauf am 17.01.19:
Bedanke Dich doch bei den anderen unter deren Kommentaren, bitte.
Erstens können sie es dann wahrnehmen.
Zweitens bekäme ich dann keine Antworten, sollte darauf noch einer der anderen Kommentatoren reagieren wollen.

Danke.

 GastIltis (15.01.19)
Liebe Monika, ich bin weiter gespannt. Ich kann während des Lesens, das ich fließend und von meiner Seite ohne Einschränkungen, also unmerklich, geschehen lassen kann, nichts feststellen, das mich davon abbringen könnte, mein Interesse erlahmen zu lassen. Es ei denn die künftige Handlung. Aber die wird sicher noch turbulenter. Ich fiebere schon. LG von Gil.

 Moja schrieb daraufhin am 16.01.19:
Gleich geht es weiter, Gil, danke, grüße Dich! Monika
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