Gedanken am Strom

Gedankengedicht zum Thema Lebensbetrachtung

von  EkkehartMittelberg

du blickst auf die Fluten und weißt,
dein Leben ist unaufhaltsam voran geflossen
wie dieser Strom.
Als du jung warst,
hast du dich heißblütig
in den Fluss geworfen,
dich von der Strömung mitreißen lassen,
auf die Strudel nicht geachtet,
bist umher gewirbelt worden,
mit Mühe wieder aufgetaucht
und hart am Ufer aufgeschlagen.
Du wolltest immer mehr
bis zum Meer,
das hast du nie erreicht.

Du hast dich auf dich selbst besonnen,
deine Kräfte sollten wachsen,
du bist gegen den Strom geschwommen,
weil du zu der reinen Quelle wolltest.
Du kamst nur langsam voran.
Auch auf diesem Wege gab es Strudel
und die Ufer waren steinig.
Aber je näher du der Quelle kamst,
desto klarer wurde das Wasser.
Du schwimmst noch immer weiter,
sitzt heute öfter am Ufer, um auszuruhen,
und weißt, dass du die Quelle nie erreichen wirst.

Doch das macht dich nicht mehr traurig,
denn du bist dir sicher,
dass jetzt die Richtung stimmt.

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Kommentare zu diesem Text


 juttavon (18.01.19)
Die Weisheit einer reichen Lebenserfahrung in ein schönes Bild gegossen, in dem das Du oder Du sichtbar wird/wirst.
HG Jutta

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Grazie, Jutta, ja, es ist Lebenserfahrung in dieses Gedicht eingeflossen.
HG
Ekk
MichaelBerger (44)
(18.01.19)
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 DanceWith1Life antwortete darauf am 18.01.19:
panta rhei

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 18.01.19:
Merci, ich freue mich, dass es dir gefällt, Michael, aber die ganze erste Strophe handelt doch vom Schwimmen mit dem Strom.
LH
Ekki

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 18.01.19:
@DanceWithLife: Merci, ja, aber man kann die Richtung bestimmen.

 monalisa ergänzte dazu am 21.01.19:
Lieber Ekki, ich denke MichaelBerger meint so ein Stückchen, da man sich mit der Strömung gemütlich tragen und treiben lässt.. Und auch ich habe irgendwie so einen Abschnitt in ruhigen Wassern vermisst, eine Phase, die Reflexion erlaubt, die eventuell ein Umdenken ermöglicht, um die Entscheidung, gegen den Strom zu schwimmen, treffen kann.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.01.19:
Ja, Mona, so hätte ich "Du hast dich auf dich selbst besonnen" ins Bild setzen Können. Es wäre vielleicht die bessere Lösung. Freilich fasst man solche Beschlüsse, in die andere Richtung zu schwimmen, auch sehr plötzlich, weil der Beschluss gereift ist, ohne dass es der Beschließende gemerkt hat.
Sätzer (77)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Danke, Uwe, so ist es gemeint.
LG
Ekki
Cora (29)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Merci, Cora. Ich habe lange über deinen Vorschlag nachgedacht, möchte aber die letzten 4 Zeilen beibehalten, weil das Fazit doch wohl nicht selbstverständlich ist, dass man die Quelle nie erreichen wird, aber die Richtung stimmt.
Cora (29) meinte dazu am 18.01.19:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Du erwägst eine andere sinnvolle Möglichkeit der Gestaltung. Schade, dass man sie nicht kombinieren kann.
Cora (29) meinte dazu am 18.01.19:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Danke, das sehe ich auch so.
Trainee (71)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Grazie, Trainee, dein Hinweis auf das sensible Gefühl der inneren Sicherheit stimmt mich nachdenklich. Sollte ich ein vergleichbares Gedicht schreiben, werde ich den Selbstzweifel stärker betonen.
Herzliche Grüße
Ekki
Jo-W. (83)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Danke, ich freue mich, dass es dir gefällt, Jo-W.

 Habakuk (18.01.19)
Genau so ist das, Ekki. Falls man in der Zwischenzeit nicht abgesoffen ist, könnte die Richtung stimmen.

BG
H.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Haha Habakuk, man kann ja nach beiden Seiten hin absaufen, aber wenn schon, dann mit dem Gefühl, dass man recht hat. ;D
BG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (18.01.19)
Auf seine Art (auch) eine gelungener Text gegen die "Ziele-setzen"-Manie einer Gesellschaft, die nur das honoriert, was sich als "Erfolg" darstellen lässt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Vielen Dank, dieser Kommentar ist mir sehr wichtig.
Agneta (62)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Merci, Monika, es würde mich sehr freuen, wenn das Gedicht so wirken würde.
LG
Ekki
Nimbus† (45)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Grazie, Heike, das trifft es genau.
Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (18.01.19)
Da ist vieles gut erkannt und beschrieben. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Das freut mich, Armin.
LG
Ekki

 Didi.Costaire (18.01.19)
Ja, da ist der Weg das Ziel. Schön beschrieben!
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Danke, Dirk, du hast es auf den Begriff gebracht.
Liebe Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(18.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Merci, wa Bash, das freut mich.

 GastIltis (19.01.19)
Hallo Ekki, manchmal sollte man nichts dazu schreiben. Ich habe es, also dein Gedicht, ausgedruckt, meiner Enkelin (31) zu lesen gegeben, und dann darüber gesprochen. Strudel und Quellnähe. Es gab keine Widersprüche. Die moderne Sprache ist schon erstaunlich. Gedanken haben ihre eigenen Gesetze. Manchmal sollte man nichts Zusätzliches dazu schreiben.
Herzlich grüßt dich dein Freund Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.01.19:
Du hast recht, mein Freund. deine beredten Kommentare und deine "verschwiegenen" sind mir gleicheremaßen wichtig und wertvoll.
Merci und herzliche Grüße
Ekki
Ira (53)
(19.01.19)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.01.19:
Liebe Drita,
wie schön, dass die Transformation in deine Muttersprache möglich war.
LG
Ekki

 TassoTuwas (21.01.19)
Hallo Ekki,
Wasser und Leben gehören untrennbar zusammen. So finden sich in deinem Gedicht, im Fluss, von der Quelle zur Mündung, die menschlichen Verhaltensweisen, in ihren Varianten wieder.
Herzliche Grüße
TT
P.S. Es gibt nur eine Millionenstadt auf der Erde, die nicht an einem Fluss, einem See, oder am Meere liegt.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.01.19:
Merci, Tasso. das stimmt. Deswegen lässt sich auch so gut am Strom über das Leben reflektieren.
Herzliche Grüße
Ekki

 monalisa (21.01.19)
Lieber Ekki,
ich hab nun doch wieder den Sprung in KV-Gewässer gewagt. Deine 'Gedanken am Strom' liegen mir sehr nahe, da ich direkt an der Donau groß geworden bin und mich von den Wassern oft habe mitnehmen lassen, bei langen Spaziergängen an ihrem Ufer zu mir selbst gefunden habe.

Dieses 'Gegen-den-Strom-Schwimmen', um zum Ursprung zu finden, ist eine sehr philosophisches Thematik, die Fragen: 'Wo komme ich her' und 'wo möchte/gehe ich hin' beschäftigen wohl jede/n mehr oder weniger intensiv, schön, wenn es wie hier eine Art Kreislauf bildet, der sich im Ursprung irgendwann schließt.

Dieses 'Gegen-den-Strom-Schwimmen' bedeutet aber auch, sich nicht im Mainstream zu bewegen, sondern den eigenen Weg, das eigene Tempo, das eigene Ziel zu wählen. Das ist durchaus positiv konnotiert. Ich sehe aber auch (nicht in deinen Zeilen hier), dass man sich dabei leicht übernehmen kann. Ich bin in meiner Kindheit und Jugend oft in der Donau geschwommen und weiß, wie anstrengend es ist, wenn man nur versucht den Strom zu queren, ohne allzu weit abgetrieben zu werden. Im übertragenen Sinn ist es ebenfalls aufreibend, gegen die vorherrschende Strömung zu sein, manchmal unumgäglich, hin und wieder darf man sich aber auch ein wenig ausruhen und treiben lassen, um für die wichtigen Themen wieder 'volle Kraft voraus‘ geben zu können.

Soweit ein paar Gedanken von mir,
liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.01.19:
Liebe Mona, wie schön für kV, dass du es mit deinen anregenden dichterischen Texten und klugen Kommentaren wieder belebst und welch große Freude für mich persönlich.
Mit wenigen treffenden Worten hast du die Philosophie der Metapher vom 'Gegen-de-Strom-Schwimmen´ anschaulich zusammengefasst.
Mich bewegt besonders deine leise Mahnung, man könne sich dabei übernehmen. Die ist sehr wichtig, wenn man mit dem Schwimmen gegen den Mainstream ernst machen will. Wer bei seinem Widerstand zermürbt aufgeben muss, kann niemandem mehr dienen. Lebenspraktisch gesehen geht es wohl nicht ohne Auszeiten. Dichtung muss freilich auf zu viel Relativierung verzichten, weil andernfalls ihre einprägsamen Bilder verwässert würden. Aber ich denke, wir stimmen darin völlig überein.
Mit Dank und lieben Grüßen
Ekki

 harzgebirgler (16.05.21)
am alter ist das wunderbare:
es klärt sich wirrnis junger jahre
derer man sich durchaus entsinnt
doch alternd festen tritt gewinnt.

lg
harzgebirgler

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.05.21:
Merci, Henning, das hast du sehr gut ausgedrückt.

LG
Ekki
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