Vielleicht noch normal gebaut - Aus einer Mail von mir an einen Freund über einen bald heiratenden Schriftstellerkollegen

Erzählung zum Thema Geheimnis

von  toltec-head

Ach weißt du, in ihm vereint sich die ganze Selbstgefälligkeit des Säufers mit der Selbsterniedrigung des deutschen Gutmensch-Säufers, der von sich glaubt, persönlich verantwortlich für alles Leid der Welt zu sein, ganz gleich, ob es sich nun um hungernde Babys in der Sahel-Zone, aussterbende Eisbären am Nordpol oder das harte Schicksal muslimischer Transvestiten in Oslo handelt. Er besitzt beinahe überhaupt kein Talent, hält Günter Grass und Heinrich Böll für große Schriftsteller, und hat all sein Selbstvertrauen verloren, als seine künftige "bessere Hälfte" (lol) ihm mitteilte, dass sein Penis kleiner wäre als bei einem normalen Mann, und dass er sie nie befriedigt hätte. Dieses schreckliche Geheimnis hat er mir übrigens damals in Artern auf dem kV-Treffen in dieser Ossi-Schrebergartensiedlung inmitten all der literarischen Pferdemädchen, während diese sich gegenseitig Texte vorlasen, anvertraut. Klar bat ich ihn sofort, mit aufs Klo zu kommen, wo ich mir genau betrachtete, wie er gebaut war. Er war tatsächlich etwas klein gebaut. Mit Mühe und Not hätte man vielleicht noch von normal sprechen können. Ich erklärte ihm, dass er sich seinen Schwanz immer von oben ansieht, wodurch er kürzer erscheint. Er dachte, ich nähme seinen großen Kummer auf die leichte Schulter. Ich erklärte ihm, dass es der Erektionswinkel und die Fähigkeit, die Erektion zu halten, und einige andere grundsätzliche Dinge seien, wie etwas, an das Vergnügen des Partners zu denken, die einen Mann im Bett gut oder schlecht machen. "Size doesn´t matter", glaub mir. All das war natürlich gelogen. Nichts ist im Bett so wichtig wie purer Egoismus (und Größe); wem sage ich das? Aber ich wusste, dass meine Worte seinen Hals herunterträufeln würden wie Sperma den Rachen mit Gonorrhö infizierter Thai-Prostituierter am Steintor, von dem sie felsenfest überzeugt sind, wie es mir eine persönlich mal erklärte, es lindere ihre Symptome (jedenfalls die im Hals).

Was AI anwortete, als ich ihm schrieb, er könne diesen Freitag auf ein Sexdate in der Karmarschstrasse vorbeischauen, werde ich allerdings hier nicht wiedergeben.

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Kommentare zu diesem Text

michaelkoehn (76)
(18.01.19)
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 Oskar (18.01.19)
Nice.
Nimbus† (45)
(18.01.19)
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Easy (32)
(19.01.19)
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Schroedinger (34)
(21.01.19)
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 autoralexanderschwarz (23.01.19)
Ohne Frage amüsante und lesenswerte Gehässigkeit im Kleid schöner Worte. An dieser Stelle („wie etwa(s), an das Vergnügen“) ist, glaube ich, ein „s“ zu viel.

Kommentar geändert am 23.01.2019 um 17:24 Uhr
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