gioia di vivere

Gedicht zum Thema Heimat

von  Oreste

mein vater stammt aus dem land der lebensfreude
der weinberge und olivenhaine
als junger mann verließ er es
zusammen mit seinen freunden und wurde sesshaft
in deutschland

zuvor schnitt er sich noch sein herz aus der brust
hängte es zum trocknen zwischen die feigen

nach getaner arbeit werde er zurückkehren in seine heimat
er werde durch pinienwälder und zitronenplantagen
zu der stelle finden wo sein herz hängt
werde es pflücken und sich wieder einpflanzen
werde im fluss baden und wurzeln schlagen

mein vater stammt aus dem land der lebensfreude
    die freude darüber
    dass er dort sterben wird
    hält ihn am leben


Anmerkung von Oreste:

2014

Meinem Vater.

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Kommentare zu diesem Text

MichaelBerger (44)
(20.01.19)
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 Oreste meinte dazu am 20.01.19:
Her damit!
MichaelBerger (44) antwortete darauf am 21.01.19:
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 Oreste schrieb daraufhin am 21.01.19:
Oh, das habe ich ja seinerzeit sogar kommentiert. Empfohlen, meine ich, auch.
Ich danke dir herzlich für die Mühe, Michael!

Lieben Gruß
O.

Antwort geändert am 22.01.2019 um 22:00 Uhr
Jo-W. (83)
(20.01.19)
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 Oreste äußerte darauf am 20.01.19:
Meinen herzlichen Dank, Jo!

BG
O.
Jack (36)
(20.01.19)
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 Oreste ergänzte dazu am 20.01.19:
Ja. Frank-Walter Steinmeier dürfte das Gedicht missfallen, was?

 EkkehartMittelberg (20.01.19)
Lieber Oreste,
ich denke, dass die meisten Deutschen, auch aus meiner Generation, diese Heimatverbundenheit nicht mehr haben. Der im Dritten Reich mit Blut und Boden getränkte Begriff ist uns verdächtig geworden. Umso beeindruckender wirkt Heimat in deinem authentischen Gedicht. Vielleicht ergeht es dir, in Deutschland geboren?, auch so wie mir, dass du dich nach etwas Verlorenem sehnst.

 Oreste meinte dazu am 21.01.19:
Ich bin in Deutschland geboren, ja - nach Italien sehne ich mich trotzdem. Oder gerade deswegen.

Ich danke dir, Ekki.
O.

 Lala (20.01.19)
"mein vater stammt aus dem land der lebensfreude
die freude darüber
dass er dort sterben wird
hält ihn am leben"

Das ist doch purer Zynismus. Hoffentlich stirbt er dort nicht, sondern er darf noch ein bisschen leben bevor es ans Sterben geht.
Letztlich gilt das ja für alle, dass sie das Leben nicht vor dem Sterben vergessen. Sonst nutzt die ganze Arbeit und der vielleicht investierte Fitnessfaschismus fei gar nix.

 Oreste meinte dazu am 20.01.19:
Nicht bloß zynisch - zutiefst traurig.

Vielen Dank, Lala.

Fei?
O.

 Lala meinte dazu am 20.01.19:
Zum "fei"

https://bar.wikipedia.org/wiki/Fei

 Oreste meinte dazu am 21.01.19:
Danke!

 millefiori (20.01.19)
Mein Vater stammt auch aus diesem Land und gerade diese Tage mache ich mir viele Gedanken darüber, ob er wohl seine Entscheidung hier zu leben je bereut hat. Irgendwie kommen wir darüber nie ins Gespräch. Ich muss unbedingt mit ihm mal darüber reden.
Dein Text hat mich daran erinnert.

Sehr poetisch geschrieben.
Liebe Grüße
millefiori

 Oreste meinte dazu am 21.01.19:
Es freut mich zu erfahren, millefiori, dass mein kleiner Text dich daran erinnert hat!

Dank & Gruß
O.
Paulila (55)
(20.01.19)
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 Oreste meinte dazu am 21.01.19:
Eine Kommentarperle. Tausend Dank!

O.

 monalisa meinte dazu am 22.01.19:
Dem kann ich nur zustimmen, diese Perle lege ich auch gern an :)
Ich bedanke mich dafür!
Liebe Grüße
mona
Trainee (71)
(20.01.19)
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 Lala meinte dazu am 20.01.19:
Keine Ahnung wer mit meinem Schmarrn mitliest. Aber als ich mal zu möglichen Textinterpretationen mich hier im Forum ausgelassen habe, erwähnte ich drei verschiedene Lesarten. sola scriptura, sola scriptura unter Einbeziehung der Entstehungszeit, sola scriptura unter Einbeziehung der Entstehungszeit und der Biographie vulgo Gesamtwerks des Autors.

Die vom Trainee zum Schluss in eckige Klammern eingebrachte Bemerkung:

"[Jetzt verstehe ich auch die "sieben leeren Flaschen" viel besser ...] "

Deutet darauf hin, dass ihre Interpretation des Textes auf der dritten Lesart beruht: Text, Zeit, Autor (Werk).

Aber versteht sie den Text dadurch wirklich besser? Gegenfrage: Will man als Autorin immer als Gesamtkunstwerk verstanden wissen? Will man als Autorin, überhaupt in dem Sinne verstanden werden, dass die Rezipienten sowohl Motivation wie Ausführung des Erstellten durchschauen, und das Erstellte als weiteres, vor allem passendes Puzzleteil im Gesamtwerk einfügen können ? Oder gibt es Texte, die sich sowohl dem Autoren als auch seiner Entstehungszeit entziehen?

In diesem Fall ist der Ansatz von Trainee, diesen Text mit dem kürzlich von Oreste veröffentlichten "Toskana Erbschaft Text" - so nenne ich ihn mal - naheliegend. Aber - und darauf will ich hinaus - nicht zwingend notwendig, geschweige den notwendig, um einen Zugang zu diesem Text zu finden im Sinne einer conditio sine qua non.

Gerade bei Texten wo ein persönlicher, unmittelbarer Zusammenhag zwischen Text und Autor, seiner Biographie oder Familie, naheliegt, ziehe ich es vor, diese außen vor zu lassen, um zu prüfen, ob dieser Text auch ohne diese Intimität und damit Betroffenheit wirken kann. Aber das nur am Rande.

Antwort geändert am 20.01.2019 um 17:37 Uhr
Trainee (71) meinte dazu am 20.01.19:
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 Lala meinte dazu am 20.01.19:
"Ich glaube nicht, dass darin eine Kränkung für den Autor liegt."

Ich auch nicht und wüsste auch nicht warum auch.

Beste Grüße
Lala

 monalisa (22.01.19)
Hallo Oreste,
nach den wunderbaren Kommentaren, kann ich eigentlich nur noch anfügen, dass ich diesen Text als lyrisch, melancholisch, ohne dass zu dick aufgetragen wurde, sehr fühlbar finde; darüber hinaus schwingt, ohne dass es irgendwo ausgespochen wird, ein sanfter Aufruf mit, das eigene Leben nicht 'auszusetzen', nicht 'auf Eis zu legen' - auf später zu verschieben ...
Deshalb auch jetzt gleich (ohne Aufschub) mein Kompliment an dich und dein Werk :).

Liebe Grüße
mona

 Oreste meinte dazu am 31.01.19:
Meinen zwar späten, doch nicht minder freudigen Dank, liebe mona! (-:

Liebe Grüße
O.

 RainerMScholz (29.01.19)
Als wäre er aus der Pfalz.
Grüße,
R.

 Oreste meinte dazu am 03.02.19:
*lach
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