Elternliebe

Text zum Thema Erinnerung

von  jennyfalk78

Als meine Tochter zur Welt kam, war es das größte Geschenk überhaupt. Alle Eltern empfinden eine unbändige Liebe, gepaart mit einem natürlichen Beschützer Instinkt und dieses unendliche Gefühl der bedingungslosen Liebe. Mir ging es da nicht anders. Ich wollte von Anfang an alles richtig machen, um ihr den best möglichsten Weg zu ebnen. Klar, wie jeder andere auch.
Mein Mann musste immer viel arbeiten, zum Teil auch fern der Heimat und somit habe ich, meine Tochter in den meisten Zeiten alleine begleitet. Das erste hinfallen, die ersten Zähne, jeden Abend gemütliches Vorlesen und ganz wichtig, das Kuscheln und liebhaben. Natürlich hat mein Mann, in der Zeit als er zu Hause war bzw ist, alles gegeben. Das Toben und die Abenteuer sind auch heute noch seine Spezialitäten. Die Papa Tochter Zeit wurde immer zelebriert.
Aber, auf Grund der viel mehr Stunden, die ich mit meiner Tochter verbringen durfte, sind wir zusammen groß geworden. Ich hatte das Glück, sie jeden Tag in den Kindergarten zu begleiten und abzuholen. Manchmal sind wir Eis essen gegangen, waren auf dem Spielplatz oder haben Kirschkern weit spucken zu einer olympischen Disziplin gemacht. Zusammen haben wir, jeden Zahn der ausfiel, gefeiert, zu Rolf Zuckowskis Lieder getanzt, den Sandmann nur gesehen um uns die Augen zuzuhalten.
Ja, manchmal bin ich vor ihr eingeschlafen, aber dann hat sie mir liebevoll mit ihren kleinen Fingerchen, die Wimpern hochgezogen und gesagt:“ Mama und Selma besser Nachti.“
Ich bin ihr dann blind gefolgt.
Irgendwie habe ich ein paar Nächte zu viel geschlafen und die Schulzeit begann. Die ersten Wochen habe ich sie gefahren, dann ist sie alleine losgezogen.  Jeden Tag, also wirklich jeden  warte ich und ,ich tu es auch heute noch, sehnsüchtig . Immer eine latente Angst, es könnte was passiert sein. Mittlerweile sind der Spielplatz Sandmann und Fingerfarben  kein Thema mehr. Eher gehen wir shoppen, führen Mädelsgespräche und schminken uns ( mit den Fingern aber Tuschfarben). Zicken uns an und mein Mann ist der Schiedsrichter. Was geblieben ist, ist das Kuscheln in den Abendstunden und je älter sie wird, dieses Beschützer Gefühl.Ich freue mich über jeden weiteren Schritt, den sie für sich geht, das sie die Welt entdeckt,
Erfahrungen sammelt. Mein Kopf weiß, wie wichtig die eigene Entwicklung  ist. Dazu gehören neue Freundschaften( manchmal schwierig), Mode, Haare, dieses-Ich muss unbedingt dazugehören-Ding. Liebeskummer und, was weiß ich, was noch kommt.
So als Teenager hat man es echt schwer.
Nur, immer wenn sie schläft, ist sie noch mein Baby. Wenn sie krank ist, bin ich Mami und nach 19Uhr ist Kuschelzeit.
Es klingt, nein es ist, egoistisch wenn ich DAS für immer will. Ich bin mit ihr zusammen gewachsen und, ich hasse den Abnabelungsprozess. Jeden Tag, den sie älter wird, muss ich immer mehr loslassen und, das ist etwas, was einem Niemand vorher sagt. Diese Scheiß Angst, ob auch alles gut wird, und dieses immer größer werdende Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Jetzt verstehe ich meine Mama, die geweint hat, als ich ausgezogen bin. Ein paar Jahre habe ich noch, mich im Loslassen zu üben. Bin mir aber absolut sicher, das es plötzlich und unerwartet kommen wird. Mit etwas Glück begleitet meine Mama mich dann, und wir sitzen zusammen im leeren Kinderzimmer und heulen.

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Kommentare zu diesem Text


 Annabell (27.01.19)
Liebe Jenny,
ein wunderschöner Text, den Du fabriziert hat. Dafür ein *chen. Mein Sohn (er ist tot) lebte bis zum 21. Lebensjahr bei uns, dann zog er mit seiner Verlobten zusammen in eine kleine Wohnung. Ob ich geheult habe? Ja, erst als er starb.
Einen schönen Sonntag Dir von
Annabell

 jennyfalk78 meinte dazu am 31.01.19:
Ola Annabell,
die Vorstellung des Todes habe ich meinem Dasein verboten!
Du hast meine rosa Bärchi Welt ein bisschen zerstört.

Das Herz so schwer.

Ich danke Dir sehr.

Herzlichst die Jenny
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