weimar, 14. mai 2018, 21.52 uhr

Gedicht

von  W-M

entlasse ich in den abend
eine drohne
eine saxophonsequenz
ein vielversiges epos
über die spannweite der sterne
die vom nahen bergrücken
auf die stadt nieder schauen
war dominique hier
und vor ihm david judith küssend
zum abschied in die nacht
klapperten hufe über das kopfsteinpflaster
knarrten die stahlbänder der wagenräder
um genau vier uhr in der früh
schrie ein pfau
schrie
sang
sang
eine drohne ein saxophon
ein vielversiges epos
in die nacht


Anmerkung von W-M:

.

Veröffentlicht in der Netzanthologie   Das flüchtige Schöne einfangen – Folge 3
in   DAS GEDICHT blog - Online-Forum der Zeitschrift DAS GEDICHT

gelesen von   Sandra Blume, Wartburgkreis

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Kommentare zu diesem Text


 tueichler (30.01.19)
Da muss man mal in Weimar gewesen sein, das Kopfsteinpflaster kennen und das Trappeln der Pferde im Ohr haben, dann ist man mitten im Gedicht. Klasse!

T.

 W-M meinte dazu am 01.02.19:
Danke Tom. Ja, seit ich meine Geburtsstadt (wieder)entdecke, sind mir solche Weimar-Gedichte-Texte sehr wichtig ... und die Stadt inspiriert mich immer mehr ... diesen Sommer vermutlich eine Woche Bauhaus, der Weg von W. nach Tiefurt an der Ilm entlang, das Possenbachtal hinter dem Schloss Belvedere einer meiner Lieblingsorte, ich werde nochmal ein Leben brauchen, um alles zu entdecken ... emotional ruhte es schon lange in mir, vermutlich seit dem Ende der letzten Eiszeit ... schon der Ehringsdorfer Mensch trank Ehringsdorfer, ein ausgezeichnetes Bier. LG, werner

 juttavon (01.02.19)
Das Ineinanderschichten von Zeiten gelingt Dir auch hier. Da bist Du als Geologe wohl einfach den Schichtungen verbunden.
Die "drohne" neben "epos" und "stahlbänder der wagenräder" zu stellen, ohne dass es wehtut, das ist kunstvoll, finde ich.

Für "dominique" setze ich mal D. Horwitz, der übrigens in einer Ödipus-Inszenierung im Gewandhaus mitwirkt (wird am 3.2. ab 19.30 Uhr auf MDR Kultur/Klassik ausgestrahlt; war zum Neujahrskonzert dort - wunderschön!). Doch Judith und David erkenne ich nicht.

Ein reichklingender Gedankengang vom "abend" der 1. Zeile zur "nacht" in der Abschluss-Zeile.

HG Jutta

 W-M antwortete darauf am 01.02.19:
Danke sehr! Ja. D.H. ist ja mit Weimar verbunden ... David und Judith verweisen evt. auf das nahe KZ Buchenwald (die "Davidsterne" vom nahen bergrücken über der stadt)?! die geräusche (z.B. eine jazzspielende musikergruppe, kutschen usw.) von der straße unter dem offenen hotelfenster, schräg gegenüber das goethehaus, vermischen / schachteln sich zeitlich / räumlich ineinander, wie schichten, auch später in der nacht im schlaf / traum ...
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