Völlig losgelöst - aus der Sammlung des behinderten* Mirrors von Chang Chung

Engagiertes Gedicht zum Thema Ekstase

von  LotharAtzert

Ob Verluste, lieber Finder,
ob ein Reich dir schwillt die Brust:
Ach! Wir blieben reine Kinder,
wäre nicht des Fleisches Lust.

Dann das Leben aufzuheben,
Sicherheiten? - So ein Schmarrn!
Was wir lassen, läßt entschweben
und der Rest kann auf den Karrn.


Anmerkung von LotharAtzert:

*Möglicherweise ein Übersetzungsfehler:
engl. behind the Mirror of Chang Chung

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Hannah (72)
(31.01.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 31.01.19:
Wobei ein Hängen am Begriff der Freiheit sonst auch seinen polaren Gegensatz Unfreiheit ins Spiel brächte.

Dankesgruß
Lothar
Easy (32)
(31.01.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert antwortete darauf am 31.01.19:
Nö ich kann nicht dichten, bin selbst hackedicht.

Mit Bilderschnappsdankesgrüßen
Lothar
Easy (32) schrieb daraufhin am 31.01.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Willibald (31.01.19)
Auch wenn, lieber Lothar, du diesen Robert Neumann sowieso schon kennst, hast Du vielleicht nochmal Spaß. So erging es mir jedenfalls bei "behind the mirror" und der Robert Neumann - serendipity - materialisier(t)e sich auf dem screen.

Beste Grüße

ww

 LotharAtzert äußerte darauf am 31.01.19:
O vielen Dank, lieber Willibald, aber du würdest dich wundern, wie wenig Weltliteratur ich kenne. Einer von ihnen ist jedoch Lao Dsi, der sagt: "Um die Welt zu kennen, brauche ich nicht vor die Tür gehen." - das unterschreibe ich..
Den Robert Neumann kannte ich tatsächlich nicht, freue mich jedoch, wenn dir mein bescheidenes Werkchen etwas ins Erinnern rief.
Außerdem hab ich auch noch ein neues Wort gelernt: serendipity.

Grüß dich auch,
Lothar

 Willibald ergänzte dazu am 01.02.19:
Der Robert Neumann macht wohl Spaß.
Angucken?

Die Problematik des Übersetzens aus dem Chinesischen persiflierte Robert Neumann (1897-1975) in seiner Parodie „Chinesische Lyrik oder Eine Affäre in Briefen“, die in seiner Parodien-Sammlung „Unter falscher Flagge“ 1927 erschien. In dem fingierten Briefwechsel karikiert Neumann die Nachdichtungs-Manier der Schriftsteller Hans Bethge (1876-1946), Klabund (eigentlich: Alfred Georg Hermann Henschke, 1890-1928) und Otto Hauser 1876-1944), Letzterer ein in Kroatien geborener und in Wien lebender polyglotter Schriftsteller, Übersetzer, Literaturhistoriker … Dichter und Judenhasser („Deutsche Jugend werde mir wieder blond, / Laß aus blauen Augen, vom Strahl durchsonnt / Inneres Feuer, den wahren Himmel leuchten …“). Robert Neumann nimmt sie alle drei als Übersetzer aus dem Chinesischen nicht ernst.

Neumanns Parodie beginnt mit dem Fund eines chinesischen Gedichts, das ein Geschäftsreisender in Umschrift (!) an den Herrn Professor Dr. Otto Hauser, Wien, schickt:

tschuang ti kuang

kiü wang hiang

i schi to

ming sse wang

Ein Privatgelehrter übersetzt für Otto Hauser den Text „wörtlich“:

Mutter Knaben Bleibendem

Befehl fromm Heimkehrender

Warnung Daumen Gaumen

Schnitter schneidet blättergleich.

– und vermutet, das Gedicht stamme aus dem 2. Jahrtausend vor Christus.

Hauser macht daraus:

Zu spät

Der Knabe reitet – ’s Mütterchen bleibt heim,

Wird seiner warten, fromm wie Honigseim.

Sie hält den Daumen ihm, sie warnt vor Trunk,

Doch Schnitter Tod hat sie gemähet, kehrt er heim.

Ganz hinten:

 R. Neumann

Antwort geändert am 01.02.2019 um 10:21 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 01.02.19:
Oha, die Antwort hierauf wird etwas dauern - bin nämlich nicht der Schnellste. Bis dann.

 Willibald meinte dazu am 01.02.19:
Jou!

greetse
ww

 LotharAtzert meinte dazu am 01.02.19:
Hab vielen Dank zunächst für die umfassenden Neuigkeiten bezüglich der alten Chinesen, sowie ihres Beamtenhintergrunds, den man ja gern vergißt, bzw. als Konfuzianismus betrachtet, obwohl auch der Daoismus dem unterworfen war. Soviel ich weiß, standen die Jünger des Ersteren niemals mit dem linken Fuß zuerst auf, weil das Unglück zur Folge haben sollte. (links=Mythos, rechts=Logos - da wär ich schon raus gewesen!)

Nun neigt meine Natur mehr zur philosopisch-spirituellen Seite hin und weniger zur lyrischen, auch wenn Heidegger das Nachbarschaftliche Beider betont. Daß Lyrik und Philosophie verwandt sind, darf nicht zum Verwischen der Unterschiede führen.
Ich erlaube mir, selbst eingedenk der Tatsache, daß es in weiten Teilen der Gesellschaft verpönt ist, den Versuch über das Sternenkundliche zu wagen, da es mir anders nicht möglich ist, das Prinzipielle zu erläutern:

Wir unterscheiden in Himmelsordnung (Steinbock - ich zB. habe Sonne im Steinbock. Der Sonnenstand prägt das Verhalten, nicht jedoch die Anlage des Menschen) und Menschenregel (Zwillinge - Neumann hatte die Sonne dort) Der Unterschied zwischen Ordnung und Regel ist also eklatant. Wenn der Mensch die Ordnung hoch hält und danach die Regel für Gemeinschaften bestimmt, ist das "in Ordnung".
Ist das aber nicht der Fall (wie in unseren Zeiten, wo der Himmel bloß noch als Kosmos zum äußeren Erforschen dient) wird es, und zwar meist sehr viel später, ungute Folgen haben, die immer extremer auf die einseitig-äußere Weise erforscht wird, wobei auch die Geisteswissenschaft keine Integration verfolgt.

Natürlich hast du recht, was den Titel angeht: die klangliche Nähe von "behind" und behindert in bezug auf den Spiegel ist aber weit mehr, als eine Belustigung über falsche Übersetzung: es gibt die unterschiedlichsten Arten nicht nur von Spiegel - Wasserspiegel, Eulenspiegel etc. - sondern auch von Betrachtungsmöglichkeiten, worauf ich im Gedicht zwar nicht eingehen konnte, was aber früher oder später folgen soll: vom grob-üblichen "wie seh ich aus" bis zur Frage, wer das da ist, welche Vergangenheitsebene aufscheint und vor allem, wie objektiv (oder wie subjektiv behindert) ist der gegenwärtige Betrachter gegenüber seiner Spiegelung. An diesem Punkt spätestens dürfte sich die Zwillingsnatur aus dem Vorgang ausklinken. (Ich nehme fast an, Bergmann ist auch einer.)

Nichtsdestotrotz hab ich es mit Vergnügen gelesen und möchte das noch offene Shang Shung nutzen, auch einen diesbezüglichen Link zum  Dzog-Chen Lehrer zu setzen. Ist zwar sehr lange, aber für mein Dafürhalten auch extrem spannend, gibt es doch Einblicke in die Privatsphäre eines großen Lehrers.

Ok
.greetse und tashi deleg
Lothar

 Willibald meinte dazu am 01.02.19:
Danke Dir für Antwort und Link der Vergänglichkeit und ....

greetse

ww
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram