Und ist der Hunger sein Gevatter

Gedicht zum Thema Historisches

von  GastIltis

Der Brotkorb baumelt am Knieriem.
Im Sacktuch steckt sein letzter Priem.
Mit Mantelsack und Knotenstock
steht er nun da in Wams und Rock.

Bewaffnet starr mit Helm und Schwert,
begleiten ihn sein Knapp und Pferd,
bewegt sich, schreitet er voran.
Wie für und für gemacht als Mann.

Mit seinem Stock klopft er auf Holz,
den Brotkorb öffnet er mit Stolz,
das Wams, aus Seiden, karmesin,
der Rock, der fast damasten schien,

so geht er hin, mit ihm der Knapp,
besteigt das Pferd, es läuft im Trab,
verschließt den Kasten voller Grimm
und reitet hungrig fort. - Schalimm!


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: plotzn, Nimbus, Didi.Costaire, LottaManguetti, Jo-W., AZU20, TassoTuwas, Sätzer, EkkehartMittelberg.
Schalom!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Lluviagata (31.01.19)
...um hungrig die nächste Windmühle in Angriff zu nehmen.

Liebe Grüße
Llu 💙

Kommentar geändert am 31.01.2019 um 16:11 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 31.01.19:
Danke, Llu, für deinen Kommentar. Zu den Windmühlen komme ich noch in einer späteren Antwort. Hier soviel: In meinem vorherigen KV-Leben wollte mir eine (junge) Userin ein Don-Quijote-Gedicht widmen, weil ich ein wenig geholfen hatte. Weil ich meinen Nick nicht unbedingt sehen wollte, bekam es dann anonym ein Hundertjähriger zugeordnet. Knabbere ich heute noch dran. LG von Gil.

 monalisa (31.01.19)
Lieber Gil,
wenn der Brotkorb leer ist, sind Seide und Damast, Pferd und Knapp ... auch für die 'Würst', davon wird man nicht satt. Es sei denn, man schlachtet das Pferd, was Gott verhüten wolle 😉.

Deine Wortwahl Knieriem, Priem, Knotenstock, Wams und Rock ...
beschwört uralte Zeiten herauf, macht den Hunger ein bisschen leichter verdaulich und unseren Wohlstand auch. Wenn man bedenkt, dass täglich ca. 100 000 Menschen verhungern ...?

Liebe Grüße
mona

Kommentar geändert am 31.01.2019 um 07:55 Uhr

 GastIltis antwortete darauf am 31.01.19:
Danke für die ausführliche Begutachtung, mona. Ja, ab und zu gleite ich versehentlich noch in die alten Zeiten. Zum Glück für die Leser kann ich die Tastatur bedienen; mein Sütterlin wäre nicht für alle lesbar. Dein Ausblick ist leider mehr als traurig! Herzlich grüßt dich dennoch Gil.

 Didi.Costaire (31.01.19)
Schaloppa, ein Gedicht mit Kniereim,
bereits am Morgen statt zur Tea time,
macht Appetit und dann ganz still.
Gekonnt geschriem, Gevatter Gil!

Liebe Grüße, Dirk

 GastIltis schrieb daraufhin am 31.01.19:
Hallo Dirk, du denkst, du kannst mich auf eine falsche Fährte locken. Aber Rosinante kommt bei mir auch nicht vor. Alles geht auf ein älteres Werk zurück. Danke und LG von Gil.

 LottaManguetti (31.01.19)
Pobre Lazarillo de Tormes, ach ja. Schon damals ein Schelm, ... und heute erst: in der Rückblende!
Die heutigen sind weniger knuffig, fahren Schrottkarre und schmeißen ihre Plastikbecher aus dem Fenster, während der Bass dröhnt.
Wenn ich wählen könnte zwischen Armut zu Lazarillos Zeiten und heute, ich wählte Reichtum zur damaligen Zeit.

:-)

Fantasievoll geschriem.

Lotta

 GastIltis äußerte darauf am 31.01.19:
Also, liebe Lotta, ich beginne mal mit einem Zitat:
„Keiner schenkt sein Kleid dem andern,
um dann selber nackt zu wandern.“ aus
Don Juan Manuel (1282-1347): Der Graf Lucanor, übersetzt von Joseph Eichendorff, Insel-Verlag von 1974. Übrigens ein Werk, das die Zeit der Reconquista behandelt, aber jeglichem religiösen und rassistischen Fanatismus fern liegt. 8,50 M. Damals. Juan Manuel, als Urenkel von Kaiser Barbarossa, selbst Kriegsheld und hochgebildet, erzählt in fünfzig Geschichten, wie ein Diener seinen Herrn in allen Lebensfragen berät. Der jeweiligen Moral (s.o.) am Ende ist nichts hinzuzufügen. Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 AZU20 (31.01.19)
Das gefällt mir. LG

 GastIltis ergänzte dazu am 31.01.19:
Das hoffe ich doch, lieber Armin. Und dabei beziehe ich mich auf den Text, den ich an Lotta geschrieben habe. Danke + LG von Gil.
Jo-W. (83)
(31.01.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 GastIltis meinte dazu am 31.01.19:
Danke Jo, mit der Ernsthaftigkeit ist es so, wie man es am letzten Wort erkennen sollte. Da steckt sie drin als verrutschtes Shalom und auch wieder nicht als scheinbarer Tippfehler für Schlimm. Im Bad Doberaner Münster war mal ein Stein eingemauert, auf dem folgender Spruch stand (sinngemäß):
Hier ruhet Pieter Merkel.
In seiner Jugend war er ein Ferkel.
Im Alter war er ein Schwein.
Was wird er bloß im Himmel sein?
Auch für den Vornamen verbürge ich mich nicht mehr.
Danke dir + herzliche Grüße von Gil.

 TassoTuwas (31.01.19)
Scheint ein wenig verwirrt, der Gute. Aber, Gil, ich weiß um dein lobenswertes Mitgefühl für die Sonderlinge, darum fühle ich mich auch in deiner Nähe ausgesprochen wohl!
Herzlichst
TT

 GastIltis meinte dazu am 31.01.19:
Hallo Tasso, solltest du alle Antworten gelesen haben, ist dir sowieso schwindlig. Ansonsten müssen wir beide uns nur mit Trekan, (magst du Trekan?), zusammenschmeißen, dann läuft der Laden. Sieh, hier habe ich noch einen Spruch von Don Juan Manuel:
Was ficht sein Mangel dich so an?
Schau, andre sind noch schlimmer dran.
In diesem Sinne sei gegrüßt von Gil.

 TrekanBelluvitsh (31.01.19)
Es heißt ja: Je besser die Armee, desto schlechter das Essen. Dann gehört dieser Bewaffneter ohne Zweifel einer unbesiegbaren Eliteeinheit an!

 GastIltis meinte dazu am 31.01.19:
Früher, als noch diese Marketenderinnen
für Fourage sorgten, war noch etwas zu gewinnen.
Denn zuerst die Ritter, dann die Knappen,
mussten generell auch naturell berappen.
Danke dir für die Anregung. Gil

 EkkehartMittelberg (31.01.19)
Man könnte meinen, dass die Zeiten echter Ritter vorbei sind. Mangelt es uns doch heute an Knieriem, Sacktuch, karmesinfarbenem Wams und Brotkasten. Aber das sind Äußerlichkeiten. Poeten haben immer Hunger wie dein Ritter, lieber Gil, und verschließen den leeren Kasten mit Grimm. Mangel wird durch Haltung ersetzt. Lasst uns also die Rosinante unserer Fantasie satteln wie dein Held, Gil, auch in unserer Zeit finden sich Windmühlen genug, gegen die wir reiten können.
Beste Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 31.01.19:
Danke Ekki, mir fällt bei solchen Texten immer der Kanon vom armen welschen Teufli ein. „Ich hab verlorn mein Pfeifli aus meinem Mantelsack.“ Bin müde vom Marschieren. Ja, Ekki, lass uns nicht müde werden. Es ist das Gebot der Zeit. Sei herzlich gegrüßt vom Ritter Gil.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.01.19:
Lieber Gil,
genau an diesen Kanon habe ich gedacht, als ich dein Gedicht las.

 plotzn (03.02.19)
Schalom, Gil!
Das schalimme Ende nimmt der traurigen Geschichte ein wenig ihrer Bitternis. Viele neue alte Worte habe ich gelernt.

Danke dafür!
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 03.02.19:
Hallo Stefan, danke für die aufbauenden Zeilen. Aufbauend insofern, da ich gesundheitlich seit heute etwas angeschlagen bin. Aber spätestens übermorgen muss ich wieder fit sein. Weil ich gebraucht werde! Denke ich wenigstens. Danke und herzlich grüßt dich Gil.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram