Geteilte Meinung

Gedicht zum Thema Identität

von  GastIltis

Manchmal gebe ich ein Zeichen,
dass ich der bin, der ich bin.
Danach kann man alle Leichen,
laut Kartei, sonst ohne Sinn,

ordnen, stapeln, umverfrachten,
wo sie sicher sind vor Staub,
weg sind vor dem Nichtbeachten,
Wasserschäden oder Raub.

Sollte etwas darauf deuten,
dass ich gern ein andrer wär,
wäre ich von all den Leuten
höchstwahrscheinlich der und der.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: AZU20, Mullenlulle, tulpenrot, Trainee, Sanchina, LottaManguetti, Jo-W., Stelzie, TrekanBelluvitsh, PollyKranich, TassoTuwas, Sätzer, bbx, EkkehartMittelberg, plotzn, SinOnAir.
Lieblingstext von: LottaManguetti, SinOnAir.
Geteilten Dank!

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Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (11.02.19)
Wunderbar lapidar gezeichnete Weisheit: Jeder ist nur für sich selbst wichtig. In der Vielfalt geht die Bedeutung unter, das Bildnis wird verwischt, es bleibt: eine Karteikarte (auf längere Sicht: -leiche).

Ein gewisser Affront für all diejenigen, die glauben, eine erhöhte Anzahl an Mitmenschen, die ihnen Aufmerksamkeit schenkt, mache sie unsterblicher als den Rest. :D

Ich weiß nicht genau, woran ichs festmachen kann, aber auch dein sprachlicher Ausdruck übermittelt sowas von innerer Ruhe, dem Sichdamitabfinden.

Toll gemacht

Lotta

edit: Watt binick heute wieda umständlich! :D

Kommentar geändert am 11.02.2019 um 11:49 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 11.02.19:
Liebe Lotta, den letzten Satz nehme ich dir ohne weiteres ab. Ja, eigentlich wollte ich gar nicht soviel hineinlegen. Aber ich hänge schon an diesen einfachen Sätzen, weil man oft mehr Seele hinein bekommt, als in kompliziertere Satzgebilde. Manchmal jedenfalls.Trotzdem freue ich mich immer über deine wunderbaren Statements. Du weißt, ich habe eigentlich keine Ahnung.
Danke und viele liebe Grüße von Gil.
Jo-W. (83)
(11.02.19)
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 GastIltis antwortete darauf am 11.02.19:
Danke, lieber Jo, da hast du dich, was die Länge des Kommentars anbetrifft, fast selbst übertroffen. Prima. Und gut finde ich, dass du dich doch auf den eingestellt hast, den du kennst. Sympathie hat schon etwas. Viele herzliche Grüße von Gil.

 TrekanBelluvitsh (11.02.19)
Demnach haben wir alle Bestatterblut in unseren Adern. Ich denke: Das merkt man auch, wenn man sich die Welt ansieht...

 GastIltis schrieb daraufhin am 11.02.19:
Hallo Trekan, wenn es um Karteileichen geht, bestimmt. Da fällt mir der wunderbare Tschitschikow ein, der in Gogols Roman „Die toten Seelen“ eben diese Seelen aufzukaufen versucht, um sich ein Vermögen zu ergaunern, und auf dessen geistige Fähigkeiten ich ja auf meiner Autorenseite extra in Rot aufmerksam gemacht habe, damit Parallelen zur Gegenwart vielleicht nicht übersehen werden.
Man merkt es, wie du schreibst …
Danke + LG von Gil.

 TassoTuwas (11.02.19)
Oh, das kenn ich und auch das wunderbare Gefühl in sich selbst zu ruhen. Ja gut, manchmal möchte ich schon der, ..äh, der Dings, ...der, na du weißt schon, ..der, ...ich komm jetzt grad nicht drauf, sein., War irgendwas mit G am Anfang, ...glaub ich.
Liebe Grüße von ...mir .

 GastIltis äußerte darauf am 11.02.19:
Ach Tasso, du mit deinem wunderbaren Charme, wenn du die ganze Welt umarmen könntest, du würdest es versuchen. Und es würde dir gelingen, daran habe ich überhaupt keinen Zweifel. Und niemand würde dabei zu Schaden kommen, das wäre die beste Meldung, die einem dazu einfiele.
Ich danke dir und allen, die du dabei mitreißt. Herzlich Gil.

 EkkehartMittelberg (11.02.19)
Lieber Gil, ich denke gerade darüber nach, weshalb eine unverwechselbare Identität für das Schreiben so wichtig ist. Gut es gibt Rollen, in denen der Wechsel amüsant und notwendig sein kann, zum Beispiel als Hochstapler, Heiratsschwindler oder Politiker. Aber ein Autor muss unverkennbar er selbst sein und bleiben. Das schließt ja Entwicklung nicht aus.
Konstante Grüße
Ekki

 GastIltis ergänzte dazu am 11.02.19:
Ja, Ekki, das ist es. Wenn im Leben nichts, aber auch gar nichts mehr berechenbar, zuverlässig und vorausschaubar wäre, alles nur aus Zweifeln, Ungewissheiten und negativen Überraschungen bestünde, hätten auch Identitäten, feste Größen und Versprechungen, selbst für solch unbedeutende Bereiche wie Foren oder auch soziale Medien, überhaupt keinen Stellenwert. Ein Forum, z.B. KV, sollte doch schon herausragen als Insel der relativen Stabilität, zu der sie sich, wie es scheint, auch wieder entwickeln könnte. Auch dank solcher Kommentare wie dem von dir. Danke und viele Grüße von Gil.
Sin (55)
(11.02.19)
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 GastIltis meinte dazu am 11.02.19:
Hallo Sin, danke! Nun beginne ich mit den Antworten am Ende der Kommentare. Warum? Weil das eigentliche Gedicht, das ich einstellen wollte, den Titel Bahnhof trägt. Und dann sah ich deinen Beitrag. Nun wollte ich auf „Großer“ Bahnhof ändern, war also mit mir selbst geteilter Meinung. Und so habe ich dann umgeschwenkt und das obige Gedicht gewählt. Manchmal muss man ein Zeichen geben. Sich selbst und denen, die einem ans Herz gewachsen sind. Herzlich grüßt Gil.

 Mullenlulle (12.02.19)
Da zuckt der Finger doch schon im zweiten Vers zur Empfehlung! Wiedermal ein wundervoll leichtes und dennoch tiefsinniges Gedicht! Haste fein jemacht, freu ick mir!

Beste Grüße

Mull

 GastIltis meinte dazu am 13.02.19:
Danke Mull, und ick mir erst! In der heutigen Zeit ist man ja schon so bescheiden geworden. Ich muss mal nachsehen, was deine Meditation I macht. Aha, spätes Einsetzen und lange Abstinenz.
Na jedenfalls muss ich jetzt erst einmal nichts Trauriges einstellen. Auch beruhigend. Herzlich grüße ich zurück. Gil.

 plotzn (08.03.19)
Ach, Gil!

Wärst du wirklich gern ein andrer?
Womanizer? Wüstensohn?
Windabweiser? Weltenwandrer?
Nein, das bist du alles schon!

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 08.03.19:
Ja, Stefan,

wenn ich das bloß selber wüsste!
Schrieb ich hier und nicht für Geld?
Allerhöchstens, wenn ich müsste,
bestenfalls, wenn es gefällt.

Dank + LG von Gil
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