Haartraum

Sonett

von  Walther

Haartraum

Du weißt, wie flüchtig feuchte Träume sind!
Die Frühlingswinde wohnen tief im Haar,
Wo Träume sind, und mancher Traum wird wahr!
Du warst ein wunderschönes kluges Kind,

Die Frau, die in dir war, ist mehr als schön,
Ist mehr als klug, ist mehr als feuchte Träume!
Die Winterwinde schütteln nochmals Bäume,
Doch aus dem Süden rauscht schon erster Föhn

Heran und schiebt ein Lächeln übers Land.
Ich lege mich in deine Haare, träume,
So leicht wird’s mir, so wild und wunderwarm.

Dein Lächeln ist ganz Kind, und mein Verstand
Will das verstehn. Bevor ich’s noch versäume,
Vergehe ich und nehm dich in den Arm.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Irma (14.02.19)
Lieber Walther, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ohne dass es falsch rüber kommt. Es ist ein schön gereimtes Sonett, aber diese Verbindung "flüchtig feuchter Träume" und dem "wunderschöne(n) kluge(n) Kind" in der ersten Strophe hat für mich so etwas von Pädophilie im Nachklang.

Bitte versteh mich nicht falsch, mir ist schon klar, dass du das nicht so meinst. Aber ich halte die "feuchten" Träume für sehr ungeschickt gewählt. Vielleicht kannst du da noch was ändern?

Eine wirklich haarige Angelegenheit. LG Irma

Kommentar geändert am 14.02.2019 um 12:58 Uhr

 Walther meinte dazu am 14.02.19:
Hi Irma,
"ein wunderschönes Kind" ist und bleibt in diesem zusammenhang ein tradiertes bild aus der romantischen lyrik für eine junge frau, das nichts mit pädophilie zu tun hat; eigentlich ist bereits der von dir hergestellte bezug absolut kulturlos. ich weigere mich nachhaltig, diesen bezug wegen einer verfänglichkeit zu beseitigen, die aus einer schere im kopf erwächst, die wir im moment entwickeln.
pädophilie ist widerwärtig. ihre tatsächlichkeit darf aber nicht dazu führen, daß man literarische bezüge in liebespoemen nicht mehr benutzen darf, bei deren inahalt glasklar ist, daß es um eine beziehung zu einer erwachsenen reifen frau geht, in der die jugendbilder ihrer mädchenhaftkeit aufscheinen, wenn man ihr nahekommt.
so schlägt man romantik, so schlägt man am ende die kunst tot, ohne auch nur den geringsten fortschritt bei der bekämpfung der pädophilie oder des sexismus zu erreichen.
lg W.

Antwort geändert am 14.02.2019 um 13:10 Uhr

 princess antwortete darauf am 14.02.19:
@ Irma: Ich kann deinen Eindruck sehr gut nachvollziehen. Zumal nach den "feuchten Träumen" rund um das "wunderschöne kluge Kind" auch noch ein "vergehen" wartet. Ich empfand diese Bilder bereits bei der Lektüre des Gedichtes als bedrückend. Und das noch, bevor ich deinen Kommentar dazu las.

@Walther: Du bist anderer Meinung, darfst du ja auch sein.

LG p.

 Walther schrieb daraufhin am 14.02.19:
@princess / @irma
ich empfehle, sich wirklich einmal mit der deutschen lyrik zu beschäftigen.
die adressatin hat übrigens kein problem damit.
lg W.

Antwort geändert am 14.02.2019 um 14:27 Uhr

 princess äußerte darauf am 14.02.19:
Es freut mich für dich, Walther, dass die Adressatin sich problemlos mit der deutschen Lyrik beschäftigt.

LG p.

 Walther ergänzte dazu am 14.02.19:
Es gelingt am einfachsten und besten, den gegenüber absichtsvoll falsch zu verstehen, lb. princess, da gelingt übrigens auch der billige witz perfekt. das kann man hier sehr gut betrachten. empfehlenswert ist in solchen fällen, die stereotypenbrille abzunehmen und einen sachlichen vorschlag umzusetzen. sachlichkeit hilft übrigens immer. letztlich dient es durchaus der qualität der eigenen poesie, wenn man sich mit den alten meisterInnen ein wenig beschäftigt. lg W.

 princess meinte dazu am 15.02.19:
Ach Walther, versuche es doch mal mit ein bisschen mehr Humor und Souveränität. Was ist denn groß passiert? Zwei Stimmen haben sich zu Wort gemeldet und dir durchaus sachlich rückgemeldet, wie sie dein Gedicht wahrnehmen. Ja und? Ist doch interessant, zu erfahren, wie ein selbst verfasster Text möglicherweise jenseits der eigenen Intention auf andere wirkt. Also: vielen Dank, liebe Irma und liebe princess!

Aber nun aufgrund abweichender Wahrnehmungen
ein Ende der Kunst herauf zu beschwören und einen Perspektivenwechsel der Kommentatorinnen in Richtung eigene Perspektive einzufordern, das ist definitiv übertrieben. Du darfst natürlich jede andere Sichtweise als die deine für kompletten Bullshit halten. Das sollte aber die Wertschätzung für divergierende Auffassungen nicht ausschließen.

LG p.

P.S. Der kleine Scherz war bei deiner Vorlage und meinem Faible für solche Späße zu verlockend. Hätte ich geahnt, dass du sehr unamüsiert reagieren würdest, hätte ich ihn wohl trotzdem gemacht.

 Walther meinte dazu am 15.02.19:
Hi princess,
ich bin nicht unamüsiert, nur sachlich. und ich halte in diesem fall die einlassung nicht nur für "bullshit" (deine wortwahl) und bei diesem text auch tatsächlich faktisch unangebracht, sondern für gefährlich.
es ist inzwischen unerträglich geworden, wie der drang des sich-moralisch-überlegen-fühlen-wollens in den kunstdiskurs (und nicht nur in diesen) einzug gefunden hat.
so widerwärtig die pädophilie ist, so vorsichtig muß man damit umgehen, anderen auch nur einen ruch davon anzuhängen. genau das geschieht hier - inhaltlich an den haaren herbeigezogen und in unkenntnis der deutschen poesiegeschichte und der schlichten sachlage, daß der diminuitiv, also die verkleinerung, teil der sprache der liebenden ist. "kind/kindchen", "dummer junge", "mein mädchen", "saubub" etc. pp. das kann man fortsetzen.
eigentlich wäre eine entschuldigung geboten. aber das erwarte ich gar nicht, nur die erkenntnis bei euch, über das ziel hinausgeschossen zu sein, und in zukunft schon beim denken aufpassen und das schreiben dann zu unterlassen.
man kann es auch gebildeter sagen: si tacuisses, philosophus mansisses. Oder, auf gut deutsch: schweigen ist gold, und reden ist silber.
lg W.

Antwort geändert am 15.02.2019 um 09:46 Uhr

 Irma meinte dazu am 15.02.19:
Lieber Walther,

dass du dich klar von der Pädophilie distanzierst, ist absolut nachvollziehbar und verständlich, und ich habe daher eingangs auch versucht klar zum Ausdruck zu bringen, dass mir durchaus bewusst ist, dass dein Text keinesfalls in diese Richtung gehen soll.

Trotzdem solltest du auch offen genug für Rückmeldungen sein, die besagen, dass dein Text durch eine unglückliche Wortwahl unfreiwillig anders wirkt, als du es beabsichtigst.

Ob du deshalb den Text abänderst oder nicht, liegt ganz bei dir. Aber den Kommentatorinnen im Gegenzug literarische Unkenntnis und Ungebildetheit vorzuwerfen, empfinde ich nicht als eine angemessene Reaktion.

Ich gehe davon aus, dass du deine Texte hier veröffentlichst, um Rückmeldungen über die Wirkung auf den Leser zu bekommen. Insofern sehe ich das genau anders herum: Schweigen und kommentarlos darüber hinweglesen ist Silber, Reden und dem Autor eine Rückmeldung geben ist Gold.

Mach was draus oder nicht.
LG Irma

Antwort geändert am 15.02.2019 um 09:56 Uhr

 Walther meinte dazu am 15.02.19:
lb Irma,

es gäbe an diesem text anderes zu kritisieren. textarbeit hat nichts damit zu tun, schlagetot-begrifflichkeiten zu verwenden, wo sie definitiv nicht hingehören. du räumst selbst ein, daß du zweifel hast, ob die qualifizierung als pädophil paßt. warum formulierst du dann diesen zweifel? warum bringst du dieses wort dann überhaupt auf?

hier jetzt die beliebte "feedback"-keule auszupacken, paßt genau zum ursprünglichen vorwurf und ist der nächste fehlgriff. respekt vor dem anderen bedeutet zurückhaltung in der wortwahl und in den insinuierungen. darum geht es hier nämlich: um eine ziemliche respektlosigkeit, für die es keinen sachlich haltbaren grund gibt.

du hast dich mit deiner kritik vergriffen. so einfach ist das.

ich habe nichts gegen brauchbare textkritik, aber sehr wohl etwas dagegen, in eine ecke gestellt zu werden, in die ich nicht gehöre - und mein text auch nicht. ich habe mit sachlichen argumenten die unhaltbarkeit des vorwurfs dargelegt und aufgefordert, sich sachkundig zu machen. das muß man als kritiker ertragen können. wenn man das nicht kann, sollte man nicht kritisieren.

lg W.

Antwort geändert am 15.02.2019 um 10:20 Uhr

 Irma meinte dazu am 15.02.19:
Lb Walther,

du willst die Kritik nicht begreifen. So einfach ist das.

Das-habe-ich-verstanden-Grüße, Irma.

 Walther meinte dazu am 18.02.19:
eben weil ich sie begriffen habe, ist mein mehrfacher sehr sachlicher und zurückhaltender hinweis mehr als nötig, daß man in der wortwahl seiner kritik die nötige vorsicht walten läßt, um dem kritisierten nicht die ehre abzuschneiden,

lb Irma,

und in der tat ist es schlimm genug, daß das ganz offensichtlich immer noch nicht angekommen ist. aber da kann man wohl nichts machen.

lg W.

Antwort geändert am 18.02.2019 um 17:09 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram