Nichts und Inferno

Gedicht zum Thema Untergang

von  Kettenglied

Da ist nichts. Eine Menge davon.
Flimmerndes, sprunghaftes Nichts.
Es füllt jede Gussform, jedes Blatt, erstickt Wert und Idee.
Ich kann durch Wände gehen, doch Nichts hält mich auf.
Grünes, Gelbes, Rotes. Leere Wälder und hohle Berge.
Hüllen bauen Städte, stampfen Reiche aus Staub und Asche.
Schlieren werden Bahnen, Nebelschwaden werden Herzen eiserner Schnitter.
Das Nichts bebt ob seiner Formung und gebärt ein leeres Blatt.

Ich will Flüsse ausheben, Berge und Täler, Länder, Städte, Völker,
Sprachen und Tiere und Bäume und Steine, geschaffen von mir.
Der Welt meiner Gedanken gabe ich Form und Farbe, Klang und Geschmack.
Ich atme aus und unzählige Leben glimmen, ihre kurzen, unendlichen Leben.
Ich atme ein und sie vergehen, verrecken auf jede nur erdenkliche Art.
Mein Wille ist Segen und Seuche, meine Tränen Pech und Regen.

Am Horizont entbrechen Flammen, mäandernde Walzen, Lichtmauern.
Eine Armee ergibt sich begierig und ersehnt den Feuertod, um einmal zu leben.
Nymphen kochen gar in Teich und See, in regungsloser Erwartung, todesfroh.
Wer kann gibt seine Stimme für ein schöneres Spektakel, einen grandioseren Niedergang.

Sie führen ein letztes Stück auf.
Der Vorhang qualmt über einer Zunderbühne.
Mit letztem Hauch aus platzender Lunge, brodelndes Blut speiend
durch schmelzende Lippen gepresst
bricht er sein Schweigen.


Anmerkung von Kettenglied:

Fatalistisches zum Schreiben und Sein

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