Maikäfer

Gedicht zum Thema Befreiung

von  Isaban

....Käfer bist du
    auf dem Rücken
    deine Beine in der Luft
    spürst das stete Steinezwicken
    hörst wie dich die Stille ruft

    kippst und steigst dann auf das Hochhaus
    schaust auf Schnee aus Blütenbäumen
    summst und glaubst nicht mehr ans Träumen

    nicht an Liebe Kampf und Sieg
    und so breitest du die Arme
    aus. Der Käfer fliegt.


Anmerkung von Isaban:

Mai 2018

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Kommentare zu diesem Text


 drmdswrt (09.04.19)
Ich mag den Schluss. Schön mit Rhythmus, Worten und Zeilen gespielt.

 Isaban meinte dazu am 10.04.19:
Merci!

 EkkehartMittelberg (09.04.19)
Liebe Sabine,
das Gedicht gefällt mir sehr. Das Schlimmste, was einem Käfer passieren kann, ist auf dem Rücken liegend mit den Beinen hilflos in der Luft zu zappeln.. Wenn er sich aus dieser Situation befreit, (vielleicht ist das Kippen Glück), weiß er, dass er davon gekommen ist.. Er ist zwar wieder auf dem Hochhaus oben auf, aber er glaubt trotz des Schnees aus Blütenbäumen nicht mehr an Illusionen (ans Träumen) und nicht mehr an das, was Enttäuschungen bereiten kann: Liebe, Kampf und Sieg. Wer so illusionslos fliegt, ist frei.
Ich lese das Gedicht als Gleichnis aufs menschliche Leben.
Liebe Grüße
Ekki

 Isaban antwortete darauf am 10.04.19:
Eine sehr freundliche Interpretation, lieber Ekki und eine sehr spannende Leseart. Hab vielen Dank für deine Rückmeldung!
Liebe Grüße
Sabine

 tigujo (09.04.19)
Summig, der Text, fliegt in die Seele.

"Käfer bist du" als Postulat am Anfang ist stark, das Ende "Käfer fliegt" schafft eine Klammer und wirkt weiter.

in V2 lese ich heimlich "schaust aufs Weiß von Blütenbäumen", um dem Schnee zu entkommen. Vielleicht wegen 'weiß' als Metapher für Unschuld, Reinheit, Freiheit, natürlich auch Tod.

Liest sich leicht und klingelt nach :)

Lieben Gruß
tigujo

 Isaban schrieb daraufhin am 10.04.19:
Hallo tigujo,
das Nachklingeln nehme ich als Kompliment. Merci beaucoup!
Ja, das Käfertum als Alpha und Omega, als Anfang und Ende, als Weg zur Lösung des Problems.
Es freut mich sehr, dass du zwischen die Verse schlupfen mochtest. Käferwiese ohne Fritz und Lise.
Lieben Gruß
Isaban

 Irma (09.04.19)
Wusstest du, dass die Anzahl der Suizide im Frühjahr ansteigt? Ausgerechnet dann, wenn die Welt wieder zu leben beginnt? Soll angeblich etwas damit zu tun haben, dass dem Depressiven die Diskrepanz zwischen Außen- und Innenwelt dann noch stärker belastet.

'Flieg oder stirb!', scheint hier die Devise. Ich gehe mal davon aus, dass der Höhenflug von LyrDu nur von kurzer Dauer sein wird.

Bemerkenswert finde ich die 'beinahe' fehlende Interpunktion in dem Gedicht. Nur im Abschluss-Vers finden sich zwei Satzpunkte. Was fehlt sind die vielen Kommata-Beinchen.

Keine Flügel, keine Beinchen, hilflos auf dem Rücken liegen? Das ist wohl wirklich kein erstrebenswertes Dasein (mehr).

Geflügelte Grüße, Irma

Kommentar geändert am 09.04.2019 um 13:44 Uhr

 Isaban äußerte darauf am 10.04.19:
Ja, wusste ich, Irmchen. Nie fühlt man sich fehlfarbener als inmitten eines leuchtend bunten Blütenmeeres.

"Flieg oder stirb" ist auf jeden Fall eine sehr spannende Interpretation!

Zur fehlenden Interpunktion - ja, da fehlt jede Interpunktion in der Entscheidungsfindungsphase. Der erste Punkt beendet diese, der zweite - ach wem erzähle ich das?

Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße
Isaban

 AZU20 (09.04.19)
Kein Träumen mehr, keine Liebe, kein Sieg. Ist das Befreiung? LG

 Isaban ergänzte dazu am 10.04.19:
Die Befreiung liegt im letzten Vers, lieber AZU. LG

 FrankReich (22.04.19)
Es beginnt wie ein Gebet, gestauter Trochäus, zwei Reimassonanzen und Brüche in der Perspektive des lyrischen Ich, funktioniert allerdings gut, solange Dir Reinhard "Mai (grottig, oder?)" nicht dazwischenfunkt.
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