PKWU 2.5

Kurzgeschichte zum Thema Urlaub/ Ferien

von  Manzanita

Eigentlich hatte ich mich wochenlang auf diesen Tag gefreut. Ich hatte mich gefreut, heute endlich ausschlafen zu können. Heute freute ich mich allerdings nicht mehr ganz so doll, denn ich erinnerte mich an gestern.

Jemand hatte Papa entführt und wollte als nächstes mich entführen. Statt mich an der Volkshochschule von dem Kinderjudokurs abzuhohlen und hier her zu bringen, wollte er mich in diese komische alte Gartenhütte zu meinem richtigen Papa bringen.

Wie konnte ich das nur verhindern?

Verhindern, dass der falsche Papa mich abhohlt, konnte ich nicht. Sonst würde er noch Angst kriegen, dass ich mich verlaufe. Zumindest würde er das sagen. Also musste ich gleich zu Hause bleiben. Wenn ich zu Hause blieb, musste mich auch niemand von der Volkshochschule abhohlen, ist ja klar! Und ich hatt genug Zeit, um Papa aus der Gartenhütte zu hohlen. Ich musste mich also krank stellen. Und das tat ich dann auch.

Aber zuerst musste ich mir ausdenken, was mir denn fehlte. Ich nahm das, was ich fast immer habe, wenn ich krank bin. Ich hatte schreckliche Bauchschmerzen und mir war übel.

Von einem Freund hatte ich gelernt, dass man kotzen kann, indem man sich den Finger in den Hals steckt. Und da mir ja übel war, probierte ich es gleich mal aus. Wo sollte ich hinkotzen? Die beste Idee, die ich hatte, war das Bett. Genauergesagt, das Bettlaken. Mama hatte ja genügend Ersatz in ihrem Schrank. Ich würde also kotzen und dann zu Mama rennen um ihr Bescheid zu sagen.

Ich steckte meinen rechten Zeigefinger so tief wie möglich in den Hals. Ich stellte überrascht fest, dass es kitzelte. Mein Hals war von innen kitzelig!

Es kam eine gelbliche Brühe heraus.

Wenige Sekunden später rannte ich zu Mama und sagte ihr, dass ich auf das Bettlaken gekotzt hatte. Sie schlief noch halb und sagte nur, dass ich heute nicht zur Volkshochschule gehen könnte. Ich blieb den ganzen Tag im Bett.

Papa wollte logischerweise Mama und mich überreden, dass ich doch in die Volkshochschule gehen sollte, aber ich lehnte ab, indem ich noch einmal kotzte.

Als sowohl Mama als auch Papa das Haus verlassen hatten, um arbeiten zu gehen beziehungsweise um meine Schwestern zu einem Nähkurs zu bringen, stand ich auf. Ich ging erst zum Thermometer und dann zurück in mein Zimmer. Es war fünfzehn Grad warm, also zog ich mir eine Jeans und ein dünnes Hemd an.

Ich hohlte meinen Schlüssel aus dem Schulranzen und machte mich auf den Weg. War Papa gestern Abend als erstes links oder rechts abgebogen? Ich glaube links. Also ging ich wie gestern durch viele kleine Straßen und bog immer abwechselnd rechts und links ab.

Es dauerte nicht mehr als zwanzig Minuten, da kam ich an dem seltsamen, von Efeu bewachsenem Haus an. Ich sprang über den Gartenzaun und ging direkt zur Hütte. Die Hütte war abgeschlossen. Klar, sonst würde Papa ja entkommen, außer ihm und mir war niemand da. Ich klopfte energisch an die Tür und schrie: „Papa, ich bin‘s! Tim ist da!“

Papa zögerte erst, dann antwortete er: „Hallo Tim, hol mich bitte hier raus!“

„Das mache ich, Papa“, antwortete ich ihm.

Aber wie? Wie sollte ich ihn da rausholen? Ich musste die Tür aufkriegen. Und wie kriegt man eine verschlossene Tür auf? Entweder man hat irgendeinen Trick drauf, oder man benutzt Kraft. Und die hatte ich zum Glück. Ich stellte mir vor, ich wäre ein großer Hammer und rannte so stark ich konnte auf sie ein. Sie rührte sich nicht. Ich versuchte es nochmal. Bei Versuch Nummer 3 ging es dann endlich. Die Tür stürzte ein.

„Papa!“, ich fiel ihm in die Arme. Er war da. Er, mein richtiger Papa, nicht Ole. Ich umarmte ihn so sehr, dass er diesmal wirklich umfiel.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (16.04.19)
Stellenweise sehr verwirrend. Der offensichtlich minderjährige Ich-Erzähler geht in die Volkshochschule bzw. dann eben doch nicht und legt sich zurück im Bett in seine eigene Kotze???

Kommentar geändert am 16.04.2019 um 15:56 Uhr
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