Nachtwache in Omas Puppenheim

Gedicht zum Thema Abschied

von  monalisa

Die Tiefe der Nacht,
in Samt eingeschlagen,
ist immer noch wach.
Wer könnte da schlafen,

wenn Dielen sich räkeln,
Gardinen sich blähen,
und Schranktüren quäkend
von gestern erzählen.

Man reicht dazu Tee
in hauchfeinen Tassen
und noch mehr Klischees
die wehmütig machen:

die Spitzentischdecke
vor Blümchentapete,
ein Hauch Oma Grete
und Kindergebete

nach tollkühnem Spiel
an Ferientagen.
Die Spieluhr, ihr Lied,
ins Abseits geraten,

lässt vieles erinnern,
uns Traumfäden spinnen,
und was uns geblieben
ist, unwirklich schimmern.

Wer will denn schon schlafen
in so einer Nacht.



März 2019

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (06.05.19)
Interessant. Gruß Gina

 monalisa meinte dazu am 06.05.19:
Hallo Gina,
freut mich 😊. Die Freude wäre vielleicht noch einen Tick größer, wenn du ein wenig präzisieren könntest, was du interessant findest.
Liebe Grüße
mona
Jo-W. (83)
(06.05.19)
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 monalisa antwortete darauf am 06.05.19:
Hallo Jo, das Haus von Oma Grete hatte viele wundersame Ecken, ein Paradies zum Spielen für uns Enkel ein Ferientreff aller Cousins und Cousinen ... Nun soll es der Urenkelgeneration Platz machen, die sich ihr eigenes Heim schaffen möchte. Kein Wunder, wenn man da ein bisschen nostalgisch-melancholisch wird. Aber das ist schon in Ordnung so.

Vielen Dank für deinen Kommi,
liebe Grüße
mona

 Isaban (06.05.19)
Hallo mona,

sehr gern habe ich mich von deiner Nacht verführen und in ihr Reich ziehen lassen.

Ein herrlich stimmungsvoller Text, voller Assonanzen, sehr klangvoll, melodisch und äußerst unaufdringlich und sparsam verreimt (witzig, der einzige Haufenreim: Grete/Tapete/Gebete).

Besonders gut gefällt mir das, was geblieben ist, dieses Satzteilchen, dieses kleine Wörtchen, das mit in den nächsten Vers genommen wurde.

Deine kleine Nachtwanderung voller Fastgereimtheiten war mir eine Freude.

Liebe Grüße
Sabine

 monalisa schrieb daraufhin am 06.05.19:
Hach, Sabine, wie schön, dein Kommi, welche Freude!

Ja, dieser Haufenreim als Hommage an Oma Grete musste einfach sein. Das ganze Haus war eine einzige Assonanz auf diese wunderbare Frau. Was lag da näher!
Die Fastgereimtheiten ließen uns Kindern viel Raum für Fantasie und waren gleichzeitig Anstoß zu wunderbaren Geschichten und Spielen in einer verzauberten Welt.

Vielen herzlichen Dank für deinen so achtsamen Rundgang, deinen liebvollen Blick!

Liebe Grüße,
mona

 GastIltis (07.05.19)
Liebe mona, ein feiner Text, der Erinnerungen wachruft, die in eine Zeit versetzen, die so traumhaft schön war, dass man sich (zumindest die weiblichen Familienmitglieder) kaum zu lösen vermochte. Anklänge, die auch für jungenhafte Spiele galten, keimen sofort wieder hoch. LG von Gil.

 monalisa äußerte darauf am 08.05.19:
Danke, lieber Gil, für dein feines Lob 😊. Natürlich verklärt die Erinnerung ein wenig, wahrscheinlich war nicht alles ganz so zuckersüß und rosarot, wie es heute erscheinen mag. Aber ein bisschen Nostalgie hin und wieder darf man sich schon erlauben, oder?

Liebe Grüße
mona

 millefiori (07.05.19)
Das geht mir unter die Haut. Sehr schön!

Liebe Grüße millefiori

 monalisa ergänzte dazu am 08.05.19:
Das freut mich, millefiori, danke 😊!

Liebe Grüße
mona
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