Lyrik-Origami

Gedichtgedicht zum Thema Liebeserklärung

von  monalisa

Gedichte falte ich zu Schmetterlingen,
so zart und leicht und licht sie mir gelingen.
Mein Atem trägt sie über Blumenwiesen
ans Fensterbrett, wo deine Träume sprießen.

Die Worte hab ich sorgsam überlegt,
die Bilder lange schon im Sinn gehegt.
Jetzt wünsch ich nur noch, dass du sie verstehst
und dich mit einem Lächeln zu mir drehst.

So habe ich gedichtet und gerungen:
Sind mir die Seidenflügler auch gelungen,
werd ich es schaffen, sie zu dir zu pusten,
du wirst mir doch am Schluss nicht etwas husten?

Halb mutig, halb verzagt hab ichs gewagt,
die Falter mit den Knicken loszuschicken,
denk dann erschrocken: ‘Nur nichts mehr verbocken!‘,
wenn sich mein Herz zutiefst bewegt
in Origami-Falten legt.

Mai 2019

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Regina (13.05.19)
Hübsche Bilder für die Entstehung von deiner Lyrik. LG Gina

 monalisa meinte dazu am 13.05.19:
Danke, Gina!
Naja, ich hab versucht, Hoffen und Bangen beim Schreiben an einer lyrischen Liebeserklärung zu beschreiben.

Liebe Grüße
mona

 Isaban (13.05.19)
Liebe Mona,

was für ein wunderbar zarter, beflügelnder Text!

Die ersten beiden Strophen schmiegen sich verträumt in den Paarreim, in der dritten überschlägt sich dann das LI beinahe, es verfällt in den Haufenreim, der dann mit einem panisch angedachten Unreim endet, tja, dieses "husten" ist Angstfaktor Nr. 1 und passt eben nicht in die Traumwelt des LI, auch wenn ihm bewusst ist, dass manche Träume eben genau so enden.
In der letzten Strophe bleiben dann die Endreime ganz aus, das Vorhaben ist von der Traum- zur Testphase übergegangen, wo dann die Ungereimtheiten zutage treten können.

Eine herrliche Lautmalerei:
"die Falter mit den Knicken loszuschicken",
noch spannender, dass auf den Falterflug an dieser Stelle nicht etwa ein reiner Reim (oh, mir fielen einige ein, artige und weniger artige!) folgt, sondern das (binnengereimte) verbocken", dafür legt sich dann liebenswert treu- und dackelherzig der letzte Vers und somit das LI-Herz in Origami-Falten - wer könnte trotz aller Ungereimtheiten solch einem Bild schon widerstehen?

Geschickt gemacht, liebe Mona!

Ein Text, mit dem ich mich sehr gern beschäftigt habe.

Eine winzige Anregung nebenher:
Ich empfinde mehrere aufeinander folgende Fragezeichen immer als zu dick aufgetragen, zu plakativ, zu RTL-theatralisch - das hat der Text m. E. n. nicht nötig; man könnte ausgesprochen leicht die ersten beiden Fragezeichen in S3 durch Kommata (oder ein Komma und einen Gedankenstrich) ersetzen - aber das ist vielleicht eine reine Geschmacklichkeit. Vermutlich hast du die Fragezeichenflut eingesetzt, um stilistisch den inneren Kampf des LI zu unterstreichen., der wird aber meiner Meinung nach auch ohne dreifachen Hammerschlag deutlich.

Liebe Grüße
Sabine

Kommentar geändert am 13.05.2019 um 09:30 Uhr

 monalisa antwortete darauf am 13.05.19:
Liebe Sabine,
das schmeichelt meinem Ego, ein zart beflügelnder Text sollte es in der Tat werden. Du weißt gar nicht, wie sehr mich deine detaillierte Aufschlüsselung freut 😊! Ich habe hier versucht mit der Klangfarbe der Vokale verschiedene Stimmungen zu unterstreichen, das helle, fast schrille 'i' in der 1. Strophe für die hopsende Leichtigkeit, wohl auch Überdrehtheit des LI, die durch das 'e' in Strophe 2 ein bisschen mehr Bodenhaftung bei immer noch optimistischer Grundhaltung bekommt. Das 'u' spiegelt dann Zweifel und Unbehagen. In der letzten Strophe ist LI völlig durcheinander, die Vokale wechseln bei gleichbleibenden Konsonanten so wird aus dem 'a' von wagt, das 'e' bei bewegt, aus loschicken - verbocken, das mutige 'i' zum 'ängstlichen 'o'. Naja, jedenfalls waren das ein paar meiner Hintergedanken, die aufgegangen sein dürften, wie du mir bestätigst. Dafür und deinen schönen, sachkundigen Kommentar ein ganz herzliche Dankeschön.

Liebe Grüße
mona

 monalisa schrieb daraufhin am 28.05.19:
Sorry, Sabine, das hab ich ganz vergessen: zwei der Hammerfragezeichen sind ausgebaut 😊. Ursprünglich hatte ichs auch so, dann aber gedacht, dass durch die drei verschiedenen Subjekte ein bisschen mehr Raum /Abgrenzung zwischen den Fragen angebracht wäre. Daran solls aber nicht scheitern!

Danke nochmal, mona

 franky (13.05.19)
Einfach wunderschön liebe Mona, könnte es noch paar Mal lesen,
es gewinnt jedes Mal an Strahlkraft.
Du hast das mit feiner Feder geschrieben, einfach zum verlieben.

Mit lieben Grüßen an dich

Von
Franky:-)

 monalisa äußerte darauf am 13.05.19:
Vielen Dank, lieber Fanky, das freut mich sehr 😊!

Liebe Grüße
mona
Jo-W. (83)
(13.05.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 monalisa ergänzte dazu am 13.05.19:
Hallo Jo, ja, die Schmetterlinge, diesmal nicht im Bauch, sondern als flatternde, lyrische Liebesboten 😊. Hab vielen Dank für deinen Kommi.

Liebe Grüße
mona

 AchterZwerg (13.05.19)
Sehr hübsch, Mona Lisa,
ich finde es ebenfalls bemerkenswert, wie du die Form fortlaufend dem Inhalt des Gedichts angepasst hast.
Und natürlich fallen die beiden Endverse durch besondere Originalität ins Auge.

Liebe Grüße
Der Achte

 monalisa meinte dazu am 13.05.19:
Hallo AchterZwerg,
das freut mich, wenn mein 'Formkonzept' überzeugen kann und die Endverse, die ja die Form ganz aufbrechen, ihr Ziel erreichen. Vielen Dank für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg (13.05.19)
hallo Monalisa,
in diesem herzallerliebsten Gedicht, dessen lyrische Feinheiten Isaban sachverständig dargelegt hat, ist für mich der Schluss mit den komischen Reimen erschrocken-verbocken und dem Herzen, das sich rührend in Origami-Dackelfalten legt, die Krönung einer köstlichen Liebhaberei.
Beste Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 13.05.19:
'Herzallerliebstes Gedicht', wer würde das nicht gern lesen, lieber Ekki, denn genau das war, vielleicht sogar ein wenig überspitzt, die Intention als Entsprechung für hereinbrechende Frühlingsgefühle. Hab herzlichen Dank für deinen Kommi, dass du das Gedicht zu deinen Favoriten aufgenommen hast, freut mich ganz besonders 😊!

Liebe Grüße
mona

 Cathleen (20.01.22, 19:26)
Der feine, hintersinnige Humor hebt alles noch auf ein besonderes Niveau. Danke für den schönen Text.
LG Cathleen

 monalisa meinte dazu am 21.01.22 um 08:29:
Hallo Cathleen,
vielen Dank für deinen liebenswürdigen Kommentar wie auch für die vielen Empfehlungen unter ganz unterschiedlichen Texte von mir. Welch eine aufbauende und motivierende Überraschung! Danke.

Liebe Grüße
mona
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram