Zweite Traumzeitreise: In der Zisterne

Märchen zum Thema Fantasie

von  Regina

Noch viele unvorstellbare Verwandlungen von Mensch und Tier bemerkte ich auf der ersten Reise. Aber schließlich stiegen wir bei strömendem Regen in ein Unterseeboot, das einen langen Weg nach Osten einschlug und uns in einiger Entfernung von unserem nächsten Ziel absetzte, wo novembergrau verhangener Himmel sich in Tümpeln spiegelte. Bei Nieselregen stapfte ich durch unangenehme Kälte und dachte an den Tod und an Verstorbene. Diener empfingen uns  in einer Zisterne, wo es nach Benzoe duftete, erquickten uns mit lauwarmem Tee in Kelchen, die aus Hämatit geformt waren.  Sie zeigten uns Miniaturen. Auf vielen war der Pfau dargestellt, den sie wie einen Engel verehrten. Nun vernahm ich auch die leisen Gesänge, die, einstimmig im Chor vorgetragen, von herrlichen kommenden Tagen sprachen, in einfachen Melodien, zu denen Arme, Beine und Finger leichte Drehbewegungen und Klopfrhythmen auf dem eigenen Körper ausführten. Da sich die Sonne nur selten sehen ließ, wurde an Lebenskraft in allen Bereichen gespart. Selbst die Kochkunst führten diese Leute auf entschleunigte Weise aus.  Mäßigkeit sei aber etwas anderes als Askese, so lehrten sie. Im Dämmerlicht mussten Drüsenübungen ausgeführt werden, weil diese Organe bei zu wenig Sonnenschein sonst ihren Dienst versagen würden. 
Ich beobachtete, wie eine Frau einen neugeborenen Wolf mit der Flasche fütterte. "Er ist ein schwaches Tier", erklärte sie mir, "das in der Wildnis nicht überleben könnte. Wir ziehen diese Tiere auf, die uns dafür dankbare Anhänglichkeit entgegenbringen, so dass sie sich über Generationen zu menschenfreundlichen Haustieren entwickeln." Ein weiteres Bemühen bestand darin, aus Gräsern Getreide zu züchten. Sicherlich hätte es noch mehr Erfahrungen zu machen gegeben. Wegen des nasskalten Klimas jedoch mochte ich in dieser Gegend nicht länger bleiben als nötig.

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