SCHEINbar

Kurzprosa zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Im Discounter frisch gestrichene weiße Wände und Regale, auch die Kasse und der Käsestand sind weiß, sogar die Rückseite meines Zehn-Euro-Scheins.

*

Die Bankkassiererin lehnt ab, meine zerrissenen Hundert-Euro-Scheine zu ersetzen. Wir streiten. Endlich händigt sie mir ein Formular aus und bietet mir 105 für 200 Euro an. Empört gehe ich. Ihr Kollege läuft mir mit einem Dutzend Tafeln Vollmilchschokolade in einer Schubkarre nach, sein Angebot für den Fehlbetrag. Vor mir auf dem Weg glänzt ein Fünf-Euro-Stück.

*

Als Wechselgeld gibt mir die Marktfrau seltsame Scheine und winzige Pappstreifen heraus, Rabattmarken. „Damit können Sie nur bei mir bezahlen.“, sagt die Händlerin streng.

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Ich warte in einer Schlange auf die Lohnzahlung. Nach langem hin und her zahlt man mir fünf Euro aus und eine halbe Flasche Wein. Sie ist undicht und tropft.


Anmerkung von Moja:

Mikrotexte

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Kommentare zu diesem Text


 unangepasste (19.05.19)
Das gefällt mir. Aber ich habe ohnehin eine Schwäche für das Surreale in Träumen.
Hier sind es besonders einprägsame Bilder für das Gefühl von Ausnutzung und Verlust.

 Moja meinte dazu am 20.05.19:
Traumbilder sind so überraschend, zeigen lauter Unmöglichkeiten und Verwandlungen, das gefällt mir daran. Danke! LG, Moja

 EkkehartMittelberg (19.05.19)
Hallo Moja,
in einer funktionierenden kapitalistischen Gesellschaft herrschen die Scheine auch in Träumen.
LG
Ekki

 Moja antwortete darauf am 20.05.19:
Danke, lieber Ekki, das Leben im Traum funktioniert scheinbar ähnlich wie in der Realität.
LG, Moja
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