Wahlhilfen

Gleichnis zum Thema Politik

von  FrankReich

Zwei Tage vor der Wahl klingelt es bei mir, aber nicht in den Ohren, oder an meinem Mobiltelefon, sondern an der Tür. Eigentlich bin ich kein Türöffner, vor allem dann nicht, wenn ich keine Besucher erwarte, doch es sind noch zwei Tage bis zur Wahl, Ausnahmezustände sozusagen. Vorsichtshalber steige ich in meine Lieblingsrequisite, einen alten Rollstuhl, denn wer weiß, wozu das gut sein könnte.
Dann öffne ich, schaue, und staune, denn ein Modell Marke Mutter Theresa steht vor mir, und stellt sich vor, mich um meine Wahlbenachrichtigung erleichtern zu wollen. Unruhig rutsche ich auf meinen Rollen hin und her, und fast wäre ich weich geworden, aber dann lässt sie anklingen, dass der Obolus dafür lediglich zwanzig Euro betrage, und ja, sie und ihre Organisation seien nämlich kommerziell und deshalb vertrauenswürdig, was das Kreuzchen setzen angeht. Beinahe bin ich zu allem bereit, doch da fällt mir noch rechtzeitig ein, dass ich ihr ums Verrecken meinen Personalausweis nicht anvertrauen würde, und zweitens, dass ich noch überhaupt nicht weiß, wen ich wählen werde. Das sage ich ihr natürlich nicht, denn so etwas fällt schließlich unter Datenschutz und Wahlgeheimnis. Stattdessen bedanke ich mich höflich, und weise sie darauf hin, dass mein Wahllokal barrierefrei sei. Verständlicherweise muss sie mir diese Ausflucht abkaufen,  sie zieht einen wirklich bühnenreifen Flunsch und ab.
Nicht nur deshalb freue ich mich auf den Sonntag meiner Wahl, sondern auch auf die Überraschung, die der Wahlschein bereithalten wird. und dieser Sonntag ist heute. Ich entere also in bester Stimmung das Lokal und zücke neben der Wahlberechtigung meinen Personalausweis, als der Wahlhelfer freundlich und bestimmt zu mir sagt: "Entspannen Sie sich, wir brauchen nur ihre Wahlbenachrichtigung." So entspannt habe ich schon lange kein Kreuz mehr geschlagen.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (26.05.19)
*staun

auch ich habe eben das Kreuz geschlagen. Und zwar kurz nachdem ich zwei dieser Art bei der AFD gemacht hatte.

Es dankt einem ja wieder keiner ...

 Moja meinte dazu am 26.05.19:
Vorzüglicher Kommentar!
Ich mache drei Kreuze...

 FrankReich antwortete darauf am 26.05.19:
Eure Vorstellungen kreuzen sich durchaus mit den meinen, und der Rest kann mich mal, aber kreuzwahlweise.

Ciao, Ralf

P.S.: Ein wenig überarbeiten muss ich den Text allerdings, denn er ist noch nicht ganz schlüssig.

Antwort geändert am 26.05.2019 um 23:31 Uhr

 Reliwette (26.05.19)
Ach was....:-)

 Reliwette (26.05.19)
Ach was....:-)

Kommentar geändert am 26.05.2019 um 20:18 Uhr

 FrankReich schrieb daraufhin am 26.05.19:
Okay, wo sind jetzt noch Unstimmigkeiten?

Ciao, Ralf
Agneta (62)
(27.05.19)
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 FrankReich äußerte darauf am 27.05.19:
Danke, abstruse Ideen sind mein Steckenpferd, doch wenn Du überlegst, was heutzutage an Trickbetrügereien so alles läuft, dann könnte doch glatt schon ...
Nein, den ersten Satz finde ich deshalb ganz okay, weil er darauf hinweist, dass das LI völlig unbedarft ist, nicht nur, was Politik angeht.
Zur Pointe: Die Wahlbenachrichtigung wäre ja beinahe aus der Hand gegeben worden, nur durch zwei völlig unlogisch erscheinende innermonologische Begründungen wird das ja verhindert, und die erste bezieht sich auf den Personalausweis, den der Helfer im Wahllokal aber gar nicht sehen will. Deshalb das Kreuz als Pointe in doppelter Hinsicht, denn der Gedanke an den Personalausweis war ausschlaggebend, dass die Wahlbenachrichtigung nicht aus der Hand gegeben wurde. Es erleichtert doch ungemein, im Nachhinein festzustellen, dass man die richtige Entscheidung getroffen hat, allerdings wegen einer Erklärung, die sich hinterher als falsch erweist, oder?
Die lahme zweite Begründung zieht sich vom Anfang bis zum Ende durch den Text. Das Kreuzchen muss in einen Kreis. Ich habe fast 1/4 Stunde in der Kabine verbracht, bis ich eine Entscheidung getroffen hatte. Egal, wichtig ist die Wahl wegen der Entscheidungsfreiheit, die sich niemand abnehmen lassen sollte, auch nicht mental.

Ciao, Ralf

 Dieter_Rotmund (29.05.19)
Dieser Text ist eine Empfehlung wert. Der/die Ich-Erzähleri(in) macht zwar einen zunehmend unsympathischen Eindruck (weiss alles besser und ist ach so clever und witzig), aber die Geschichte ist sehr dicht und flüssig erzählt.

 FrankReich ergänzte dazu am 29.05.19:
Danke für Deinen Kommentar, Dieter, aber meinst Du nicht, dass der Ich-Erzähler mit etwas mehr Glück als Verstand aus der Sache herausgekommen ist, und das Clever- und Witzigsein Selbstironie und Erleichterung darstellt?
Die Charakterisierung als "unsympathisch" verstehe ich allerdings als Kompliment, denn Schöngeister hat es ja schon genug auf dieser Welt, nicht wahr?

Ciao, Ralf

 Walther (05.06.19)
Wenn sie, die "Mutter Theresa", nun angeboten hätte, dir den zettel auszufüllen und dich danach zum wahllokal zu fahren, hätte ich gesagt, hm, gut beobachtet. so eher: naja,
lb Ralf,
naja.
lg W.

 FrankReich meinte dazu am 05.06.19:
Hi Walther, alter Falter,

Du hast mal wieder jedes Wort überverstanden, weiter so mit Haribo im Katzenklo, und schöne Grüße an Deinen Kumpel Helge.

Ciao, Ralf

 Walther meinte dazu am 05.06.19:
Lb Ralf,
ich weiß, ich weiß, nur du verstehst dich und zwar falsch. humor ist angeboren. man kann ihn sich nicht ins hirn bescheißen.
ich habe ja mitleid. echt jetzt.
lg W.

 FrankReich meinte dazu am 05.06.19:
Hi Walther, alter Schalter,

wie sprichst Du eigentlich mit Deinem Psychiater? Hast wohl mal wieder einen Kater?

Ciao, Ralf

P.S.: Wäre Humor Dir angeboren, hättest Du längst schon ihn verloren, und ich bin ja so froh, dass Du mich verstehst, und Dir weder Augen noch Zunge verdrehst. Bleib weiter so knochentrocken. Das haut mich echt von den Socken.

 Walther meinte dazu am 06.06.19:
Ralfileinchen,
mama kommt gleich und streichelt über dein köpfchen, weil der bösibösi Walther dir wieder die förmchen geklaut hat. brauchst nicht mehr weinen,
lg W.

ps: am besten gehst du sandeln, mit großen spielen geht ja noch nicht.

 FrankReich meinte dazu am 06.06.19:
Walther, alter Kalter,

Niveau scheint für Dich gleichbedeutend mit Bübchencreme zu sein, und begreife endlich, dass Du nicht lustig, ja nicht einmal komisch bist.

Ciao, Ralf

 Walther meinte dazu am 06.06.19:
Mein liebes kleines bedauernswertes Ralfileinchen,
das nennt man "projektion", was du versuchst. du hast klar erkannt, daß keiner lacht, wenn du witzig sein willst, unnu muttu arma das projizieren. zwanghaft.
laß dich in den arm nehmen und knuddeln, es wird vielleicht schon wieder werden. alles wird gut.
aber nur vielleicht.
lg W.

 FrankReich meinte dazu am 06.06.19:
Geschenkt.

 Oggy (23.11.19)
"...und staune, denn ein Modell Marke Mutter Theresa steht vor mir, und stellt sich vor, mich um meine Wahlbenachrichtigung erleichtern zu wollen"

Ralf, bei der nächsten Bundestagswahl werden sie es mit einer vollbusigen Blondine versuchen.

LG,
Oggy

 FrankReich meinte dazu am 23.11.19:
Hi Oggy,

wie jetzt, die können da noch einen draufsetzen? Aber keine Sorge, an Binde und Hund komme ich auch noch. :D

Ciao, Frank

P.S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 23.11.2019 um 23:14 Uhr
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