Das Urlaubsglück der Einen...

Bericht zum Thema Urlaub/ Ferien

von  eiskimo

Eine Badebucht am Mittelmeer, davor 400m entfernt eine kleine Insel. Wer sich früh morgens dort ein schattiges Plätzchen sichert, der kann den lieben Tag lang seine lieben Mitmenschen vorbei ziehen sehen – ein Panoptikum der Gattung Mensch, von diskret-naturschützend bis ungehemmt motorisiert.
Gäbe es eine Web-Cam, sie würde als erstes den einsamen Wettkampf-Schwimmer zeigen, der als Trainingsstrecke prustend die Insel ansteuert, fast zeitgleich dazu den schnieken Yacht-Besitzer, der da schon früh vorfährt, um seine Großfamilie am allseits begehrten Picknick-Platz abzusetzen. Es folgt die Kleinfamilie auf dem über-besetzten Tretboot, wo Vater vorsorglich nebenher schwimmt; dann der Opa im Gummi-Boot, der seiner Enkeltochter wortreich das Paddeln beibringt. Schon von Weitem kündigt sich dann ein hoch drehender Jetski an, auf dem sich ein cooles Pärchen wichtig tut – Schau-Reiten vor dem kleinen Inselstrand! Kurz danach im Bild ein das Banana-Boat, auf dem ein halber Kegel-Klub herumturnt. Diese schwimmende Hüpfburg wird geschleppt, aber da reihum ihre Passagiere ins Wasser plumpsen, kommt sie kaum voran.
Jetzt begegnen Stand-up-Paddler einem alten Italiener in seinem maroden Fischer-Kahn, bevor ein Ausflugsdampfer voller Senioren die kleine Passage vor der Insel ansteuert. Hoppla – da sind vier quiekende Mädchen im Weg, die da per Luftmatratze herum dümpeln. Ein schickes Motorboot mit edlem Holzaufbau schiebt sich schäumend vorbei – vorn liegt in klassischer Pose eine Bikini-Schönheit und lässt die Haare wehen, hinten am Steuer ein älterer Herr, immerhin mit modernem Jungmänner-Zopf...
Natürlich hört das Gäste-Défilé auch abends oder in der Nacht nicht auf. Die Insel zeigt sich nun mit flackernden Laternen  oder offenen Lagerfeuern, Musik dringt herüber, auch Gegröhle – der Alkohol ist Stammgast.
Früh am nächsten Morgen kommt ein Boot der Gemeinde. Zwei dunkelhäutige Arbeiter sammeln stumm den Müll ein, der das kleine Idyll überschwemmt hat.

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (01.07.19)
Ja,
der Tourismus ist zu einer Geißel der Menschheit mutiert.
Leider zu einer lukrativen.
Das hast du gut (weil relativ sachlich) rübergebracht. Die kleinen Geschehnisse wirken durch sich selbst.
Stärker kommen die spezifischen Unterschiede im Haben und Sein lediglich in der Gemeindeszene an die Leser. - Damit könntest du den Text (aus meiner Sicht) enden lassen.
Liebe Grüße
der8.

 eiskimo meinte dazu am 01.07.19:
Einverstanden - der letzte Satz konnte wirklich weg!
achtsame Grüße
Eiskimo

 AZU20 (01.07.19)
So ist es. LG
Sätzer (77)
(01.07.19)
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 eiskimo antwortete darauf am 01.07.19:
Das habe ich exakt auch so erlebt - eine Rückkehr an ein Idyll des Vorjahres war immer enttäuschend. Schöne Plätze werden gnadenlos ausgeschlachtet...
lG
Eiskimo
Sin (55)
(01.07.19)
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 eiskimo schrieb daraufhin am 01.07.19:
Ja, so ein Monster, das noch einmal 3000 Touris ausspuckt, das wäre tatsächlich die Krönung. Venedig lässt grüßen...
lG
Eiskimo

 Dieter_Rotmund (01.07.19)
Nun ja, wir können uns alle zurücklehnen und voller Empörung sagen: Aber nein, SO machen WIR selbstverständlich keinen Urlaub!
Wer's glaubt.

 eiskimo äußerte darauf am 01.07.19:
Ich bekenne mich schuldig, ich war auch der dabei ... als der prustende Wettkampfschwimmer. Müll habe ich keinen hinterlassen.
cu
Eiskimo

 EkkehartMittelberg (01.07.19)
Hallo eiskimo,
mir gefällt das zurückhaltend Beschreibende deiner Kritik.
Servus
Ekki

 eiskimo ergänzte dazu am 01.07.19:
Danke! Die Szenen sprechen ja für sich.
lG
Eiskimo

 Teichhüpfer (20.07.19)
Aufgepasst der Stasimann...
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