Stadtradfahren und Haul

Text

von  Isensee

Heute hatte ich eine Idee von mir. Als kiffender Päderast auf einer Insel zu enden. Unter Gestrüpp mit Lehmhaut und Touristen bemalen.
Alex fliegt zum dritten Mal dieses Jahr in den Urlaub, Amerika wird es. "Willst du mitkommen". Ausgeschlossen, in einen 177800 Kilogramm Luftbus steigen. Als Rechtfertigung wurden folgende Dinge hervorgebracht: Wegen Natur und so. Menschen auf Schiffen sind fröhlicher. Möglich, dass es nicht stimmt. Aber ich garantiere, dass in Häfen mehr gewunken wird als auf allen Autobahnbrücken der Welt. Klar überzeugt. Übrigens findet die Geschichte grade auf der Sachsenbrücke in Leipzig statt. Ein Ort der Leihfahrradtouristen in den Wahnsinn treibt. Hier treffen sich einfach so Menschen und erfreuen sich ihrer Existenz. Bleibt abzuwarten, wann die erste Imbissbude den Geist vertreibt und die Tauben kommen. Es ist 23:00 Uhr, der Welt wird bewusst, dass Otto nur aus Mitleid in Talkshows sitzt.
Realtalk
Alex und Melanie unterhalten sich über fehlgeschlagene Beziehungen.
Melanie sagt etwas über Gesichtsbehaarung.
Beide Scherzen über Gelegenheitsarbeit.

Alex lügt sehr oft. Er behauptet ein guter Pokerspieler zu sein. Enten fotografierende Menschen mit Zentrum, die von Jongleuren belästigt den ganzen Tag, als radelnde Werbeplattform für einen Getränkelieferdienst durch die Stadt getrieben wurden. Am Karl-Heine-Kanal in Boote verfrachtet. Etwas Hektik, Melanie weiß nicht welche Rampe sie nehmen muss um auf das Kanalboot mit dem Thermoskannenkaffee zu gelangen. Ein paar Worte noch zu Gin Tonic, seit zwei Wochen stehe ich unter ständiger Chinin Einnahme. Einmal am Tag kann man mich Eisbeutel schleppend über die Shakespeare Straße laufen sehen. An den Rhythmus der Straße gewöhnt bei Rot drei Meter neben der Ampel. Alles richtig gemacht im Leben. ***die Identitäre Bewegung Halle wird demnächst einen Antrag einbringen, der die Regierung auffordert, endlich einmal die gesamten Kollateralkosten der Willkommenskultur in allen Dimensionen darzulegen!***
Alex freut sich wie ein Kind. Als der Tweet bereits nach 5 Minuten 43 Mal geteilt wurde, macht er widerliche Geräusche mit dem Mund. Die Gruppe scharrt sich um ein Samsung Galaxy irgendwas, mir wird ein Kaltgetränk angeboten und alle sind sich ziemlich sicher, dass ich eine Bereicherung für die Bewegung bin. Klar schmeichelt es. Doch es wird lästig, als Melanie mich bittet, ihre Instastory zu pushen. Viel Belanglosigkeit mit Jump Cuts. In Frottee gehüllt und mit einer französischen Bulldogge auf dem Arm verkündet sie den Untergang des Abendlandes.

Durch Erbrechen vollzog sich bei Melanie eine Barbie Transformation. Sie lässt viel zu, eine Ideale Frau um sich richtig auszuleben. Vor einigen Wochen ließ sie sich von Volker, einer betrunkenen Barbekanntschaft befummeln. Der Typ war wirklich aufdringlich. Da ich, wie es sich für einen ordentlichen Parasiten gehört, total feige bin, hat das nicht weiter interessiert. Melanie dazu: Nur, dass es nicht ganz so schlimm war. Unsere Beziehung hat auch weniger jämmerliche Momente. Auf Anraten ihres Psychotherapeuten erstellen wir eine gemeinsame Liste mit Zielen:
Eine Jacke aus der Nackenhaut von Andreas Gabalier besitzen, Schausteller nicht mehr mit Menschenrechten ausstatten. Unproblematisch, weil Lebewesen, die sich an das Geräusch von Notstromaggregaten gewöhnen grundschlecht sind. Terroranschlag während eines Flashmobs. Sanktion, wenn Maaagdeburg gesagt wird. Es heißt Machdeburch ihr Hurensöhne.

Die Sachsenbrücke, der Walk of wer hat die schönsten selbst gemachten Klamotten. Beunruhigend hohe Kinderwagenquote. Zu viel Bedürfnis nach Wohnraumsanierung und Privatbäckerei. Sonntags in Scharen besucht. Zugegeben, ich fühle mich bei einem Kundengespräch, in dessen Verlauf eine Beschwerde über den UPS Fahrer möglich ist und von der Verkäuferin bestätigt wird, recht wohl.Tüte Mehrkornbrötchen in der rechten Hand und dann sagen, dass die ja echt den scheiß Job haben. Ob du als Mensch akzeptiert wirst, erfährst du nur an einem Sonntagmorgen in einer Privatbäckerei.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (02.07.19)
Die Szenen sind recht dicht aneinander gereiht, was die Atmosphäre wohl ausmacht. Man schafft es kaum, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, da kommt schon das nächste. Bei uns kennt man kaum noch Privatbäckereien, die wurden von den Ketten geschluckt.
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