Cannabisverbot

Kommentar zum Thema Gesellschaftskritik

von  cassi

Aktuell ist es so, dass 'der Staat' Cannabiskonsumenten (-herstellern, -produzenten) gegenüber nicht nur nicht seiner Schutzpflicht nachkommt, sondern diese sogar auch noch zusätzlich - wegen der Kriminalisierung - aktiv verhindert.

Ein Cannabiskonsument (gilt aber für alle Teile der Produktion und Herstellung ebenso) hat ja nun durch die Kriminalisierung absolut keine Möglichkeit, gegen einen Hersteller Ansprüche - auf dem Rechtsweg - geltend zu machen, im Gegenteil verwehrt der Staat einem Konsumenten ja eben genau diesen Rechtsweg (sprich: den Rechtsschutz) gegen Hersteller und Händler - mit der Kriminalisierung - aktiv und bedroht noch dazu diese Bürger mit Strafverfolgung und Freiheitsentzug!

Zusätzlich kommt beim ausschließlichen Konsumenten noch eine gewisse (Rechts-)Unsicherheit hinzu, da der Cannabiskonsum zwar grundsätzlich ja, ebenso wie Produktion und Vertrieb von Cannabis und C.-Produkten, mit Strafverfolgung bedroht ist, aber genauso gut auch, nach Ermessen, von der Strafverfolgung abgesehen werden kann - per Gesetz. Kiffe ich, muss ich also im Zweifel damit rechnen, dafür strafverfolgt zu werden - oder aber eben auch nicht. Von recht unterschiedlicher Auslegung davon, wann denn nun so ein Konsument wie und in welchem Umfang strafzuverfolgen sei - so zwischen Bayern und Berlin - mal noch ganz abgesehen.

Aber, wie gesagt, ich halte jedenfalls den 'staatlich vorenthaltenen Rechtsweg' für ausgesprochen problematisch und für ein anschauliches Beispiel dafür, wie der Rechtsstaat seinen Bürgern (hier Cannabiskonsumenten, -produzenten, -herstellern) seinen Schutz durch eben diesen Rechtsstaat - mit der Kriminalisierung - aktiv vorenthält und verweigert!

Ich empfinde es als ausgesprochen  lächerlich, wenn nun immer wieder mit der 'Schutzpflicht' des Staats seiner Bürger gegenüber das Cannabisverbot 'argumentiert', bzw. gerechtfertigt wird, weil der Staat ja nur so seine Bürger 'schützen' könne. Macht er ja nun aber doch gerade nicht, wie ich oben dargelegt habe! Er verwehrt den Bürgern den (Rechts-)Schutz mittels Rechtsweg, er verwehrt die Einklagbarkeit von Rechten -  bspw. bezüglich Qualität, Menge, Sorte, Zusammensetzung, etc., p.p. -, dadurch, dass er Konsum + Herstellung und Vertrieb etc. von Cannabis/-produkten (und anderen illegalen BTMs) eben unter Strafe stellt und eine entsprechende (Straf-)Verfolgung und Freiheitsentzug der Bürger - wiederum mit Hilfe staatlicher Gewalt! - androht!

Nicht nur gewährt der Staat also dem Konsumenten (und anderen an Herstellung und Vertrieb Beteiligten) an dieser Stelle absolut keinen Rechtsschutz, er bedroht  sie sogar - zusätzlich dazu - auch noch  mit Freiheitsentzug!

Dieses Verbot  nun immer wieder (u.a.) mit 'der Schutzpflicht des Staats' zu begründen, ist lächerlich.


Anmerkung von cassi:

Ursprünglich eine von mir verschickte Email (mit kleinen Änderungen in der Formulierung/Fehlerkorrektur). Ich finde den Gedanken aber durchaus derart wichtig, dass ich ihn hier auch noch einmal - öffentlich - festhalten und zur Diskussion stellen wollte.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (05.07.19)
Der Gedanke ist nicht neu, das Dilemma, dass der Staat seine Bürger schützen sollte vs. Freiheit sowieso. Ich persönlich wäre für eine Legalisierung von Cannabis bei medizinischer Indikation, bin aber gegen diese ewige achso lässige Hippie-Kifferei. Leider ist das offenbar kaum zu trennen.
Ich will mit Menschen zu tun haben, die einigermaßen klar im Kopf sind und die sich ihren Problemen stellen. Ist das nachvollziehbar?

 LotharAtzert meinte dazu am 05.07.19:
Hahaha, selten so gelacht. Dieter und der klare Kopf ...

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 05.07.19:
Was genau heisst das?

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 05.07.19:
Daß du unter Klarheit das Funktionale des Intellekts (Unterscheidung) verstehtst, aber nicht, wie ich es mal schrieb: wenn Wasser klar ist, sieht man den Grund - Fische, Steine, Sand, was auch immer - aber die Klarheit gehört nicht zum Wasser (oder Gehirn). Ohne Meditation, (wo sich die aufgerührten Denk/Schmutzpartikel setzen) gibt es eh keine . (Wie lange meditierst du am Tag?)

Ist das genau genug?
Eine detailliertere Ergänzung zu Miedema, Morgan und Messi gibt's als eigenen Thread heute abend um 0 Uhr. (Arbeitstitel: Fußball, Spielwiese und Mnemosyne"
Selbstverständlich bin ich auch für die Freigabe von Marihuana.

 cassi äußerte darauf am 05.07.19:
An Dieter Rotmund,

welcher Gedanke ist nicht neu, deiner Meinung nach?

Die Forderung nach Cannabisentkriminalisierung? Richtig. Dass es mir nun aber nicht wirklich um eine Neuauflage dieser ebenfalls bereits oft geführten Diskussion geht, ist hoffentlich klar.

Mich intereessiert auch nicht, wie du oder wer auch immer dazu stehst, das ist mir eigentlich sogar ziemlich herzlich egal.

cassi

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 05.07.19:
Die (gut) dargestellte Grauzone und die daraus resultierenden Probleme.

Wieso stellst Du den Text in Deiner Anmerkung ausdrücklich zur Diskussion, lässt dann aber keine abweichende Meinung zu? (" ... ist mir eigentlich sogar ziemlich herzlich egal")? Verstehe ich nicht.

 cassi meinte dazu am 05.07.19:
Nein, mir geht es vor allem um die in dieser Diskussion in einer überwiegenden Zahl der Fälle - meines Erchtens - 'falsche' Benutzung bzw. einer 'falschen' Vorstellung davon, was der Begriff 'Schutz' durch den Staat bedeutet.

Es geht eben nicht darum, dass 'der Staat' igrendwelche Gesetze zu erlassen hat, die dann 'den Bürger schützen'.

Die, meiner Meinung nach einzige 'Schutzaufgabe' des Staates besteht eben darin, einen Klageweg zur Verfügung zu stellen, en Bürgern die Möglichkeit zu bieten, ein ordentliches Gericht anzurufen und dieses eine Streitigkeit entscheiden zu lassen. Also, den Rechtsschutz seiner Bürger zu ermöglichen.

Nicht im 'Vorschreiben, dass man sich anzuschnallen hätte', nicht in der Führerschein- und Helmpflicht, nicht mitm BtmG, etc., p.p.

Aber, wenn du das nun un-be-dingt auch das Kiffen selbst dikutieren möchtest: Hast du schon mal gekifft?

Vermutlich nicht. Du hast dann vermutlich die Vorstellung, Cannabis würde so ähnlich wirken wie Alkohol. So wirkt Cannabis allerdings nicht. Was genau erwartest du, wenn du sagst, du möchtest mit Leuten zu tun haben, die 'einigermaßen klar im Kopf' wären, glaubst du, das wären 'Kiffer' 'grundsätzlich' nicht, weil sie 'kiffen'?! :D

Ich kenne Kiffer, die sind bekifft 'klarer im Kopf' (bspw. bei Argumentationen) als manche Abstinenzler im 'Normalzustand' und ich kenne durchgeknallte Menschen aller Art, bei denen ich mich frage, wat zur Hölle in deren Köpfen so vor sich geht, obwohl sind ganz sicher nicht kiffen oder betrunken sind...

Ist also alles ziemlich relativ, ne, auch das mitm 'klar im Kopp'... ;)

cassi

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 05.07.19:
In meiner Jugend habe ich viel ausprobiert ...

Ich bin für das Recht, im menschlichen Miteinander / in der zwischenmenschlichen Kommunikation mich auf eine gewisse Drogenfreiheit verlassen zu können, auch aus Respekt.

 cassi meinte dazu am 05.07.19:
Und ich bin für das Recht, mir weder von dir noch sonstwem vorschreiben lassen zu müssen, was ich deiner Meinung nach wie zu tun oder zu lassen hätte oder wie ich zu kommunizieren hätte und ganz sicher nicht für irgendeine Art 'Pflicht', irgendeiner (deiner?! :D) Erwartungshaltung bezüglich 'drogenfreie Kommunikation' - oder was auch immer du so für Erwartungen an irgendwelche Mitmenschen so hegst und pflegst - entsprechen zu müssen. Wat ist denn das für ein Anspruch?! :D

Warum sollte irgendjemand auch nur irgendeiner Erwartung irgendeines dahergelaufenen Mitbürgers entsprechen müssen, entsprichst du mit deinem Verhalten und deinen Eigenarten denn den Erwartungen anderer deiner Mitbürger? Möchtest du irgendjemandes Ewartungen entsprechen müssen, siehst du das als eine Art 'Pflicht' von dir? *grübel*

Wenn du Cannabis nicht nehmen möchtest, ist das deine Entscheidung.

Mit welchem Recht aber möchtest du einfordern, dass andere Menschen das ebenfalls sein zu lassen haben?

Respekt, mmmmhhhhh, Respekt besteht deiner Meinung also bspw. aus 'Drogenfreiheit in der Kommunikation'?

Also, insbesondere bei 'Kommunikation' empfinde ich persönlich ja die Beherzigung bestimmter grundsätzlicher Regeln wie 'kein ad hominem', eine höfliche, angemessen Sprach-und Wortwahl oder 'Genauigkeit bei der Auseinandersetzung mit Texten' und ähnlich ja als wesentlich 'respektvoller' als eine - ohnehin nicht immer wirklich von außen durch andere zu erkennende - grundsätzliche 'Drogenfreiheit' eines potentiellen Gesprächspartners.

Das ist aber natürlich nur meine bescheidene privat-persönliche Meinung, das darfst du natürlich auch gerne ganz und gar und total anders sehen und - für dich privat-persönlich - 'Drogenfreiheit' als 'wichtigsten Punkt', als 'Maßstab für respektvolle Kommunikation' ansehen.

cassi

 TrekanBelluvitsh (07.07.19)
Tatsächlich bin ich für das Cannabisverbot. Ich bin jedoch auch für ein Alkoholverbot. Und für ein Tabakverbot. Eigentlich...

Mir ist jedoch bewusst
a) dass meine Moralvorstellungen nicht grundsätzlich verallgemeinbar sind, auch weil sie z.B. auf meinen eigenen Gewohnheiten fußen und
b) eine Prohibition nicht durchsetzbar ist. Dafür berauschen die Menschen sich zu gerne.

So spricht meiner Ansicht nach nichts dagegen, Cannabis wie jedes Produkt zu behandeln. Das nimmt die Konsumenten jedoch nicht aus der Verantwortung. Leider galt es bis in dieses Jahrtausend vor Gericht bei einem Delikt noch als strafmildernd, wenn man alkoholisiert war. So ganz sind wir das noch nicht los. Schon gar nicht in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Und so können sich die Berauschten auch heute immer noch gut der Verantwortung entziehen. Man denke nur an die ganzen Jammertexte von rauchenden Kabarettisten. Aber ich fange an mich aufzuregen...

 cassi meinte dazu am 07.07.19:
"Leider galt es bis in dieses Jahrtausend vor Gericht bei einem Delikt noch als strafmildernd, wenn man alkoholisiert war. "

Sicher? Ich bin mir hingegen relativ sicher, dass das eine 'Legende', ein Trugschluss ist und gewisse Urteile und die entsprechenden Konsequenzen womöglich schlicht nicht korrekt verstanden wurden.

"So ganz sind wir das noch nicht los. Schon gar nicht in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Und so können sich die Berauschten auch heute immer noch gut der Verantwortung entziehen. "

S.o.

"Man denke nur an die ganzen Jammertexte von rauchenden Kabarettisten. Aber ich fange an mich aufzuregen... "

Häh?!

Rauschmittel sind nicht zwangsläufig Suchtmittel und Suchtmittel nicht zwangsläufig Rauschmittel. Und warum die regen dich nun weswegens genau auf? Verstehe ich nicht, sorry! *grübel*

Auch wirken Alkohol und Cannabis doch deutlich unterschiedlich, was genau meinst du also mit Verantwortung, insbesondere, wenn das mit der 'Strafmilderung' so ja garnicht stimmt?!

Bezüglich 'Strafmilderung' wäre ich - bei überzeugender Argumentation - ja durchaus gerne 'einsichtig', befürchte aber, da wird es keine 'überzeugende' Argumentation geben! Ich halte es für Einbildung, dass Alkohol '... bis in dieses Jahrtausend vor Gericht bei einem Delikt noch als strafmildernd...' gewirkt haben soll! Ich hätte hierfür also, wenn möglich, gerne irgendeine Art von Beleg, ein Urteil, ein Gesetz, irgendetwas mehr als bloße Behauptung, bitte! Dankesehr!

Ansonsten bleibe ich bei der Überzeugung, dem ist nicht so!

Und wie gesagt, es ging mir an dieser Stelle auch nicht darum, irgendjemandes Meinung bezüglich Cannabisverbot 'einzuholen' oder eine eigene Meinung diesbezüglich zu äußern o.ä. Ich wollte lediglich den Gedanken bezüglich des innerhalb dieser Diskussion oft geäußerten Arguments des 'Schutzes' äußern und dieses 'Argument' kritisieren und eben meine Gedanken zu Rechtssschutz/Rechtweg hier einbringen. Nicht mehr, nicht weniger.

cassi

 cassi meinte dazu am 07.07.19:
Vielleicht sollte ich ergänzen, dass ich auch sowas wie 'Helm-/Gurtpflicht u.ä. als durchaus sinnvoll erachte (jedenfalls nicht für 'gänzlich überflüssig' oder sowas halte).

Allerdings eben nicht unbedingt wegen der vermeintlichen 'Schutzfunktion des Staates', sondern - im Zweifel - weil es bestimmten Streitigkeiten im Voraus bestimmte Regeln voranstellt, die, wenn sie 'gebrochen' werden, eben auch Einfluss auf so ein Urteil haben, bzw. eben einiges, von dem, was sonst bei jedem neuen Fall wieder 'ausgehandelt werden müsste', bereits vorher mit Regeln versieht. So können eben bspw. durch weniger bzw.. seltener gewordene tödliche Unfälle mittels tragen von Helmen oder Gurten entsprechende straf-/zivilrechtliche Ansprüche aller Art verhindert/vermindert werden, bzw. eben die Rechte/Pflichten bei Haftungsfragen deutlich machen. Wer trägt warum üblicherweise welche Verantwortung wofür, sowas halt. Bspw. im Versicherungsfall oder auch bei Anspruchsgeltendmachung gegen Hersteller oder Mithaftungen/Schadensersatzansprüchen bei Unfällen mit Personenschäden etc.

Es sind nur eben keine Gesetze, die aus irgendeiner 'Schutzaufgabe dem Bürger gegenüber' heraus sinnvoll sind, sondern, naja, eben eher als Regeln wegen entsprechender potentiell anderer rechtlichen Ansprüche 'der Bürger untereinander' sozusagen. Denke ich.

cassi
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram