In Frankreich besuche ich gern Friedhöfe, und seit ein paar Jahren finde ich dort immer häufiger – meist irgendwo am Rande gelegen - ein auffallend schlicht gestaltetes Eckchen: Le Jardin du Souvenir.
Schon der Begriff „Jardin“ - also Garten – klingt für mich schön im Kontrast zu den meist zubetonierten Arealen voller rostiger Gitter-Gehege ohne jedes Grün. Und dann sind diese Eckchen auch nicht wahllos zugestellt mit billigen Blumen-Attrappen und mit per bunten Plastik-Reliefs dargestellten Traktorfahrern, Motorrad-Helden oder schuss-bereiten Jägern,– nein, der Jardin du Souvenir ist meist nur eine dezente Ansammlung von Kieselsteinen, davor eine einfache Bank und ein Behältnis in Schrankgröße, das ein paar Urnen fasst. Minimalismus also statt der erstarrten Theatralik drum herum.
Ich mag das Meditative an dieser neuen Bestattungskultur. Mir gefällt auch die Bezeichnung „Garten der Erinnerung“. Es wurde wohl bewusst der Singular gewählt – nicht die banalisierende Mehrzahlform „der Erinnerungen“. Denn die Erinnerung als Ganzes umfasst und würdigt dann ja alles Vergangene. So rasant, oberflächlich oder sinnlos dieses auch gewesen sein mag – es war!
Sich des Vergangenen bewusst werden, dieses enormen Schatzes all dessen, was man einmal als Gegenwart hatte, das hat für mich etwas Erhabenes, Großes. Und es öffnet die Augen für das Flüchtige und die Begrenztheit des „Lebens“. Ich bilde mir sogar ein, mit dieser Erinnerung freier zu werden von der Dominanz des Augenblicks und dem stets so marktschreierischen Zugriff des immerfort neu in Aussicht Gestellten.
So kann in diesen „toten“ Eckchen, in diesen kleinen Gärten der Erinnerung tatsächlich etwas aufblühen, nämlich eine ganz andere Beziehung zu seinem Leben als Ganzem.
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