Lustknabe

Text zum Thema Alltag

von  klaatu

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Während ich antikapitalistische Reden
in meinen frisch rasierten Bart murmle,
bücke ich mich nach jedem Goldzahn,
den jemand vor mir auf den Boden spuckt
und mein eigener Krankenhauskittel
gibt dabei verheißungsvolle Blicke
auf mein nacktes Hinterteil frei.

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Die Realität ist eine
kalte, harte Eisenstange,
die ich breitbeinig und eingeölt,
hoch und runter rutsche
- so lange, bis das Publikum
endlich aufhört zu klatschen.

Beim Ausdruckstanz des Lebens,
lasse ich mir Monopoly-Scheine
in den Tiger-Tanga schieben
und bedanke mich dafür artig
mit einem lüsternen Zwinkern.

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Für ein wenig mehr Luxus
mache ich mich zum Lustknaben,
denn ich kann meinen Penis
nicht mehr mit Brotkrumen füttern,
wenn er sich erst einmal
an Filetstückchen gewöhnt hat.

Auch meine eigene Verdauung
will dieses Arme-Leute-Essen
aus Nudeln mit Ketchup, Toastbrot,
unbezahlten Rechnungen
und Schlägen in den Magen,
nicht mehr mitmachen.

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Wie lange muss ich denn noch
mit meinem Arsch wackeln?

Irgendjemand klaut mir doch Geld aus dem Hut...!

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (09.07.19)
Ist der Mensch vom Erwerb gezeichnet?. Oder hat der Mensch den Erwerb gezeichnet?
"Du willst das Kapital kontrollieren und das Proletariat einbürgern. Und dann willst du helfen, einen Kulturstaat aufzubauen, der dem Paradies verteufelt ähnlich sieht. Und ich sage dir: Noch in deinem Paradies werden sie sich die Fresse vollhauen!"
Natürlich gibt es Systeme, die den Arschgeigen in die Hände spielen.
"Ich weiß ein Zeil, aber leider ist es keines. Ich möchte helfen, die Menschen anständig und vernünftig zu machen. Vorläufig bin ich damit beschäftigt, sie auf ihre diesbezügliche Eignung hin anzuschauen.
Aber wenn das Orchester falsch spielt, macht es keinen großen Unterschied, ob es das laut oder leise tut. Und es wird auch immer einen geben, der die erste (Arsch-)Geige spielt.

Beide Zitate aus:
Kästner, Erich; Fabian, Die Geschichte eines Moralisten, Stuttgart, Berlin 1931, München 2005; 54

 klaatu meinte dazu am 09.07.19:
Erich Kästner hat viele kluge Sachen geschrieben, die heute leider keine Sau mehr kennt. Und er hatte recht: Das Problem liegt nicht im jeweiligen politischen System, sondern in uns selbst.
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