Das Messisyndrom

Tragödie zum Thema Tragik

von  Februar

Das Messi Syndrom
eine selbst erlebte Geschichte
                                                                                               

„Hast du gesehen, schon wieder hatte sie beide Einkaufstaschen voll“
„Ja ja, und gestern brachte UPS zwei Pakete.“
„Warum macht sie nie ihre Fensterläden auf?“
„Gerne wüsste ich wie es bei ihr aussieht.“
„Da brauchst du nur die Bäckerstochter zu fragen, sie war schon drin.“
„Also was man so hört, muss es ziemlich zugemüllt sein." 
„Du musst nur einmal hinsehen, wenn sie das Hoftor aufmacht.“
„Das ist zwecklos, es ist immer ein Spalt“
So lästerten ihre Nachbarn. Wann es genau angefangen hatte, wusste man nicht. Aber es hing mit dem Tod ihres Mannes zusammen.
Ihre Tochter wohnte im Nachbardorf und holte sie die ersten Tage, dann musste sie wieder arbeiten und so blieb sie alleine. Was sie so den ganzen Tag trieb, keiner wusste es. Einmal sprach sie ihre Tochter an,
„Mama, du hast vergessen, deinen Einkauf auszupacken, kann ich dir helfen.“ 
„Ach lass nur, das mache ich schon noch. Dann kamen andere Sachen dazu, der Müll häufte sich und stand in blauen Säcken hinter dem Hoftor.
„Mama, du muss ihn vor die Tür stellen, sonst können sie ihn nicht mitnehmen.“ Ein andermal,
„aber Mama, der Müll steht ja immer noch, am Montag wird er abgefahren, du musst ihn am Sonntagabend rausstellen“
„Ja ja ich mach das schon. Dienstags stand er immer noch im Hof mittlerweile war ein Sack aufgeplatzt und die Katzen taten sich gütlich. Es kamen neue Einkäufe dazu. Einige packte sie aus und stapelte sie auf dem Küchentisch. Dinge die in den Kühlschrank gehörten vergaß sie einfach. Langsam füllte sich das Spülbecken. Ihre Tochter war machtlos.
„Mama, bitte lass dir helfen.“  Meist schrie sie,
"kümmere dich um deinen Kram“, und so ging sie wieder unverrichteter Dinge. Alles schleppte sich hin. Mit den Jahren war der Hof, in dem einst ein Auto stand bis auf einen halben Meter Gehweg zugestellt. Gerade so dass man noch  ins Haus kam.
Sie konnte alles noch gebrauchen. Die Wohnung zeigte das gleiche Bild. Selbst die Treppe in den ersten Stock, man konnte sie  nur noch erahnen. Doch sie selbst war immer sauber und ordentlich angezogen. Oft sah man sie über den Flohmarkt schlendern, da einen Pullover, dort eine Jeans, alles für die Enkel, obwohl sie keine hatte. Einmal  kam eine Frau vom Sozialamt, die Nachbarn hatten sie gerufen, weil es stank. Doch sie machte nicht auf, tat als sei sie nicht daheim.
Unverrichteter Dinge musste sie wieder gehen. Schon lange durfte ihre Tochter das Haus nicht mehr betreten, Sie telefonierten nur noch miteinander. Sie beglich ihre laufenden Kosten immer rechtzeitig und so konnte ihr niemand etwas anhaben.
Nun ist sie tot, gestorben an einer Fischvergiftung. Bis man sie fand waren schon beinahe vierzehn Tage vergangen. Wieder hatten die Nachbarn das Ordnungsamt gerufen, da der Gestank nicht mehr auszuhalten war. Gewaltsam brachen die Beamten die Wohnung auf. .Ihnen wurde übel was sie da sahen. Ihre Tochter musste drei Container bestellen um das Haus zu entrümpeln. Es stank noch wochenlang, selbst als die Tapeten von den Wänden waren. Wieso konnte sie so abdriften? Früher war sie doch sauber und ordentlich. Keiner konnte das verstehen.

Aber jetzt ist sie tot und hat ihren Frieden.

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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (20.07.19)
Interessant, die Tocher interpretiert ihr Mutter, kennt Sie aber nicht.

 Februar meinte dazu am 20.07.19:
Hallo Teichhüpfer, nur weil ich es erlebt habe, muss ich noch lange nicht zur Verwandtschaft gehören,
oder sehe ich das falsch?
Jedenfalls danke für Deinen Kommentar.

Gruß Februar

 Teichhüpfer antwortete darauf am 21.07.19:
Das habe ich genauso gesehen.
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