Bestürzend schön

Prosagedicht zum Thema Weltuntergang/ Endzeit

von  RainerMScholz

In diesem Garten wächst kein Kraut mehr;
im Menschenmörser haben wir die Steine
von den Herzen zerbrochen;
wenn dies ein Haus werden sollte, so ist es
auf Sand gebaut
und Knochen, und tief im Sumpf des Blutes steht es.
Das Blau des Himmels hat den Namen dieser Farbe,
weil wir sie so nennen nur und schwelgen in ihr.
„Vor der Dunkelheit darf man ruhig Angst haben;
die wahre Tragödie im Leben ist,
wenn man vor dem Licht Angst hat.“*:
das ist die Zukunft, aber sie war schon da.
Alles bewegt sich in Strudeln fort, erst
wenn Pi = 1 ist,
stimmen unsere Koordinaten mit der Realität
überein.

Ich versuche immer den Menschen zu sehen
in meinem Gegenüber.
Manchmal will es
einfach nicht gelingen.
Zuerst müsste man aufhören, sich selbst
zu belügen, bevor
man sich der Welt zuwendet.
Das Blut heilt.
Und das Blut verdammt dich.

Die mörderische Verschandelung der Welt
ist ein erweiterter Suizid.
Wir vernichten Gottes Schöpfung
sehenden Auges
und all seine Wesen,
bevor wir selbst zur Hölle fahren werden.

Doch die Welt schuldet dir gar nichts.
Der schwarze Stern leuchtet mir in der Abwesenheit
des Lichts,
der rote Stern glimmt in meinen Adern.





*Werner Herzog: Salz und Feuer, 2016


© Rainer M. Scholz

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