Mensch Martha, wo bist du?

Predigt zum Thema Beziehung

von  tulpenrot

Die folgende Predigt entstand Ende Februar 2019. Am 28. Februar erlitt ich eine Hirnblutung, von der ich mich größenteils wieder erholen konnte. Leider konnte ich die Predigt nie halten, weil monatelange Krankenhausaufenthalte dies verhinderten. Vielleicht aber gibt es Leser bei kv, die daran Interesse haben. Kritik zu üben ist nach wie vor erlaubt
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„Und es ereignete sich, als sie weiterzogen, dass er in ein gewisses Dorf kam. Und eine gewisse Frau mit Namen Martha empfing ihn in ihrem Haus. Und sie hatte eine Schwester, die Maria genannt wurde, die sich ebenfalls zu Füßen Jesu niedergelassen hatte und seinem Wort zuhörte. Aber Martha war überaus abgelenkt von der vielen Diakonia. Sie trat aber (an Jesus) heran und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein Diakon sein lässt? Sprich deshalb zu ihr, dass sie mich unterstützen soll. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast Kummer und machst dir Sorgen über vieles. In einer Hinsicht aber gibt es eine Not. Eines aber ist Bedürfnis, Wunsch, Mangel. Maria aber hat das gute (treffliche, sittlich gute, edle, nützliche, heilsame) Teil gewählt, welches nicht von ihr weggenommen, (das ihr nicht geraubt) werden soll.“ 1)

Jeder kennt die Geschichte. Jesus ist zu Gast in Marthas Haus. Maria, die Schwester von Martha, ist auch da. Ob sie überhaupt in demselben Haus wohnt, frag ich mich heute zum ersten Mal? Vielleicht ist sie auch nur zu Gast? Wir wissen es nicht. Vermutlich leben aber die Schwestern zusammen mit ihrem Bruder Lazarus gemeinsam in einem Haus, dem Haus der Martha. Es ist nicht irgendein Haus oder das Elternhaus, sondern Marthas Haus.

Ein sehr harmonisches Bild entsteht vor unseren Augen. Martha bedient die Gäste. Jesus lehrt, Maria hört ihm zu.
Aber weil wir die Geschichte ja gut kennen, überlesen wir schnell, dass sie eigentlich nicht so harmonisch und nicht so harmlos ist.
Ein Konflikt ist da eingebaut. Martha zerstört die Idylle.

Martha, wo bist du? Komm heraus aus der Küche. Ich muss mit dir reden. Bisher kenne ich dich nur, wie du in der Küche hantierst, sehe zu, wie du Speisen zubereitest und aufträgst, wie du Geschirr und Getränke heranschleppst. Und alles allein, ohne Hilfe! Ich kenne dich als eine Frau voller Energie und immer in Bewegung, als Vorbild für uns Hausfrauen. Ohne dich gäbe es keine Gastfreundschaft, keinen Tischdienst, keine Fürsorge, dachte ich immer. Frauen gehören an den Herd, denken viele klischeehaft.

Martha, du bist der Inbegriff des Dienens, der Diakonie, der Hingabe an andere, denken wir doch immer. Du bist der Mensch, der immer da ist und hilft, der sich für andere opfert, dem nichts zu viel ist, der selber nichts verlangt, der demütig, selbstvergessen und zugleich tatkräftig zupackt, der nicht diskutiert, sondern sieht, was nötig ist, der das Notwendige tut. Das bist du: zäh, leidenschaftlich, die biblische Martha, denken wir, die Jesus diente, als er in ihrem Haus zu Besuch war. Das, was du tust, ist besonders gut, nicht selbstverständlich. Wie dringend nötig sind solche Menschen wie du. Solch ein Bild von dir entstand in unsren Köpfen. Und es ist schwer, sich davon zu lösen. Wir rufen daher:

Mensch Martha, wo bist du? Komm aus deinem Haus. Wir suchen dich, du Martha-Mensch, wir brauchen dich. In der Pflege und Betreuung der Kinder und Alten, der Kranken, Behinderten und Sterbenden, der Obdachlosen und Flüchtlinge, im Service, beim Bedienen an der Theke, beim Putzen, beim Versorgen von Hilflosen allgemein, bei der Vorbereitung von Bazaren, Wochenmärkten und Gemeindefesten, bei der Arbeit mit Gemeindegruppen.
Wo bist du, Mensch Martha? Es gibt so viel zu tun.
Wir denken dabei: Wer den Menschen dient, dient Gott. Er tut Gottes Willen.

Und dann verschiebt sich plötzlich das Bild von dir. Dir gehört das Haus, in dem die Geschichte spielt. Du scheinst wohlhabend zu sein und zu den Frauen zu gehören, die Jesu Dienst auf Erden unterstützen. Dein Name bedeutet „Herrin“, du bist also nicht irgendwer. Du hast Macht und du herrscht.

Weißt du eigentlich, was du da tust, Martha? Du durchbrichst die herkömmliche Ordnung. Du scherst aus. Du bedienst einen Mann! Du beherbergst sogar einen Mann! Als Frau, vermutlich alleinstehend. Das ist unschicklich.

Und auch du, Lukas, warum berichtest du uns so etwas Anstößiges? Was soll deine Gemeinde lernen? Ob sie damals begriffen haben, wo die Pointe der Geschichte liegt? Eine seltsame Geschichte erzählst du uns, ohne ein richtiges Ende, nur einen Ausschnitt. Warum? Willst du deine Leser zum Nachdenken anregen?

Du beschreibst die Martha, wie sie sich bei Jesus beschwerte. „Kümmert es dich nicht, dass ich so viel zu tun habe?“ fragt sie ihn vorwurfsvoll. Genauso wie die Jünger beim Seesturm murrten: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Mk 4,38 So also auch Martha. Aber wie kann eine Frau einem Mann wie Jesus so überheblich, mit einem solchen Vorwurf gegenübertreten? Das ist doch nicht angemessen!

Lukas, du verrückst unser Bild von Martha ganz schön. Du hast eine andere Martha vor Augen als wir. Sie ist nicht nur die demütig Dienende, die ihre eigenen Wünsche zurückstellt um der anderen willen, sondern sie wagt es, in der Öffentlichkeit einen Mann zu rügen. Martha spielt bei dir eine andere Rolle als Maria. Zumindest siehst du sie als Gegenfigur zu ihrer Schwester Maria. Martha verhält sich ganz anders in der Gegenwart Jesu als ihre Schwester Maria.

Martha, deine überbordende Geschäftigkeit macht mich nachdenklich. Ich vermute, du willst dir keine Blöße geben, versteckst dich hinter deiner Diakonia. Ich weiß, dass hinter dem „Für-andere-Dasein“ ein großes Maß an Egoismus und Berechnung stecken kann. Es ist nicht immer so selbstlos, wie es scheint. Wie war das bei dir? War deine Absicht rein? Oder waren Nebenabsichten dabei?2) Als ob du sagen möchtest: „Schau her, Jesus, schaut her, ihr Gemeindeleute, was ich alles für dich/Jesus mache.“ Ich frage dich aber: Martha, kannst du dir keine andere Nähe zu Jesus vorstellen als die über deine Tätigkeiten? Martha, wo bist du? Warum versteckst du dich hinter deinem Dienst, deiner Diakonia, deinen Tätigkeiten?

„Martha, Martha, du hast Kummer und machst dir Sorgen über vieles. In einer Hinsicht aber gibt es eine Not. Eines aber ist Bedürfnis, Wunsch, Mangel. Maria aber hat das gute (treffliche, sittlich gute, edle, nützliche, heilsame) Teil gewählt, welches nicht von ihr weggenommen, (das ihr nicht geraubt) werden soll.“ (s. Anm 1)

Jesus durchschaut das Versteckspiel sicher. Man könnte seine Antwort so deuten: „Sieh dir deine Schwester an, sie nähert sich mir anders als du. Auf eine gute Art macht sie das.“ Ob du dich zurück gesetzt fühlst, Martha? Jedenfalls steht ein Konflikt im Raum. Dieser Konflikt ist kein Geschwisterproblem, auch kein Zickenkrieg, wo eine Schwester die andere verpetzt und Jesus der Schlichter sein muss. Es geht auch nicht darum, welche Rolle eine Frau zu spielen hat in der Gemeinde Jesu. Es geht um die Beziehung der beiden Frauen zu Jesus – und zwar in einer bestimmten Situation. Martha und Maria werden zu Menschentypen an denen Lukas zeigt, was das Gute, das Angebrachte in der Beziehung zu Jesus ist.

Lukas muss es wichtig gewesen sein, diese Episode in sein Evangelium aufzunehmen. Bei den anderen Evangelisten finden wir sie nicht. Seltsamerweise wird die Geschichte nicht zu Ende erzählt. Und trotzdem oder gerade deswegen geht sie einem nicht aus dem Kopf.

Mir kommen Fragen in den Sinn. Hat Maria Jesus gehorcht? Wie hat Jesus Martha besänftigt - die muss sich ja ganz schön geärgert haben über Jesu Antwort. Konnten die Drei eigentlich noch gemeinsam essen, wenn solch eine Spannung in der Luft lag? Und was sollen wir jetzt damit anfangen? Was soll diese halbfertige Geschichte? Hätte Jesus nicht antworten können: Wir machen die Arbeit gemeinsam und danach haben wir Gemeinschaft mit einander. Ohne Druck durch zu viel Arbeit. Einfach nur erzählen und zuhören. Die Geschichte gibt keine Antwort. Anscheinend genügte Lukas dieser Ausschnitt, diese Episode. Es war für ihn und die Gemeinde alles gesagt. Aber was?

Man nimmt an, dass es in der lukanischen Gemeinde eine Diskussion darüber gab, was einen Jünger ausmacht. Woran erkennt man, dass jemand ein Jünger Jesu ist? Die Episode mit Martha und Maria weist auf eine Antwort hin – die Gemeinde muss sie aber selber herausfinden, weil sie nicht offen ausgesprochen wird. Was macht einen Jünger aus? Antwort: Die Beziehung zu Jesus, das Hörenkönnen, die Gemeinschaft mit ihm. Nicht das Wissen über ihn.

An meiner Übersetzung ist sicher aufgefallen, dass ich für das Wort Diakonia keine deutsche Entsprechung verwendet habe. Es ist nämlich ein vielschichtiges Wort, und wer verstehen will, womit Martha da eigentlich beschäftigt ist, muss ein wenig darüber wissen.
Vordergründig übersetzt wird es meist mit „Essen zubereiten und auftragen, Tischdienst tun.“ Klar, es ist verständlich, dass Martha sich bei einem solchen Ehrengast wie Jesus besonders viel Mühe macht. Doch gibt es dafür auch Bedienstete. Aber ein Mensch, der die Diakonia ausübt, ist etwas anderes. Er ist ein Diakon.

Ein Diakon ist jemand, der einem Auftrag nachkommt, der etwas tut, weil man es ihm aufgetragen hat. Mit der Erfüllung des Auftrages, ist auch die Bezeichnung Diakon hinfällig.
Auf jeden Fall ist mit Diakon kein rangniedriger Diener gemeint, auch nicht jemand, der nur Tischdienst tut. Aber es ist eine Person, die sich unterordnet unter den Auftrag eines anderen und danach Rechenschaft ablegen muss. Der Diakon handelt und verhandelt anstelle des Auftraggebers. Er hatte Befugnisse im Rahmen seines Auftrages, übt also sein Amt nicht im eigenen Interesse oder gar willkürlich aus.
Es umfasste im NT alle möglichen Tätigkeiten. In den neutestamentlichen Gemeinden war ein Diakon beauftragt mit Wortverkündigung und Gemeindeleitung – aber war nicht ausschließlich mit karitativen Aufgaben betraut.

So auch Jesus, der nicht in eigenem Auftrag unterwegs war, sondern etwas tut, weil er den Auftrag seines Vaters dazu hatte. Er dient, er predigt, er heilt, er tröstet, er lehrt, er weist zurecht und er herrscht. Aber nicht wie ein autonomer, weltlicher Herrscher zu seinem eigenen Nutzen, sondern als Beauftragter im Sinne seines Auftraggebers, seines Vaters. „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um für sich selbst Aufträge ausführen zu lassen, d.h. sich bedienen zu lassen, so wie die Herrscher dies tun, sondern um selbst seinen eigenen Auftrag auszuführen, der darin besteht, im Namen Gottes sein Leben als Lösegeld zu geben.“ 3)
Wenn also Martha umeinander wirbelt, dann ist damit nicht Nächstenliebe gemeint,4) sondern dann erfüllt sie einen Auftrag, den ihr jemand erteilt hat. Ob Martha nun den Tischdienst verrichtete und dafür Marias Hilfe anforderte, ist also von daher fraglich.

Und obendrein ist es eigentlich ungewöhnlich, wenn eine Frau die Männer bei Tisch bedient. „Frauen war es gar nicht erlaubt, Männern eine Mahlzeit zu servieren“.5)  Das machten Männer. Es könnte höchstens sein, dass Martha als Gastgeberin ihr Personal (die Sklaven) entlassen hat, um selber ihren Ehrengast zu bedienen. Aber warum beschwert sie sich dann? Sie hat diese Aufgabe ja selbst gewählt. Wie auch Maria ihr Tun selbst gewählt hat. Sie waren in dieser Hinsicht beide gleich.

„Und sie hatte eine Schwester, die Maria genannt wurde, die sich ebenfalls zu Füßen Jesu niedergelassen hatte und seinem Wort zuhörte.“

Maria ebenfalls zu Füßen Jesu – also saßen dort andere mit ihr. Zu Füßen eines Rabbi zu sitzen ist ein Ausdruck dafür, Unterricht bei ihm zu nehmen, in eine Rabbinenschule zu gehen, also bei einem Gelehrten/Professor zu studieren, würden wir heute sagen. Das war in der Regel für Frauen nicht möglich. In einer Rabbinerschule waren nur Männer. Der Rabbi sitzt erhöht, seine Zuhörer sitzen zu seinen Füßen. Das ist normal und keine besondere unterwürfige Geste. Ich komme ins Nachdenken: Wenn ein solcher Unterricht nur Männern vorbehalten war, warum darf Maria da jetzt unter Männern sitzen? Sie ist offensichtlich mutig genug, aus der Reihe zu tanzen, und Jesus lässt sie gewähren, ja stellt sie sogar als Vorbild hin.

Dabei kennen wir doch Maria genau. Sie erscheint der Inbegriff der schweigsamen, demütigen Frau zu sein, die sich erniedrigt zu Füßen eines Mannes niedergelassen hat und zu ihm aufschaut, ihm zuhört, ganz hingegeben und selbstverständlich ihre Rolle als Frau einnehmend. Anscheinend!

Und wir denken weiter: Sie verplempert ihre Zeit. Sie ist verschwenderisch damit. Sie hätte doch wirklich helfen können, wie es sich für eine Frau gehört. Was hat sie unter Männern zu suchen? Und dazu: Warum sollen Frauen sich für mehr als für den Haushalt und die Kinder interessieren? Die Tora zu studieren ist nur was für Männer. Martha hat ja wohl Recht mit ihrer Klage über sie. Oder? Das stimmt offensichtlich so nicht - unser Bild von Maria ist ganz schön ins Wackeln geraten.

Doch es gab auch sonst Ausnahmen von der Regel, dass Studieren nur was für Männer sei: Das waren die Ehefrauen und z.T. auch die Töchter von Rabbinern: Sie wurden von ihren Männern bzw. Vätern im Gesetz des Mose unterwiesen. Aber das spielte sich in den eigenen vier Wänden ab, nicht in der Öffentlichkeit. Was Maria da tut, ist ungewöhnlich, ja sogar peinlich für damalige Verhältnisse. Passt sie sich männlichen Verhaltensweisen an, könnte sich mancher gefragt haben? So nach dem Motto: Die Küche geht mich nichts an, das ist Frauensache, ich will studieren, ich will das Besondere – denkt sie so? Eher nicht. Dann hätte Jesus sicher anders reagiert.

Vermutlich wollte sie unbedingt mehr vom Reich Gottes wissen. Ermutigt wurde sie dazu, weil Jesus sich gegenüber Frauen so ganz anders verhielt als die übrigen Rabbiner. Er nahm sie ernst, er ging mit ihnen genauso freundlich und hilfsbereit um wie mit Männern. Bei ihm empfand Maria sich als gleichwertiges Geschöpf Gottes, bei ihm blühte sie auf. 6)

Sie hält sich frei für das Eine, für das Überraschende, Besondere. Für eine Person, für Jesus. Sie ist versunken in seine Gedanken, taucht in seine Fülle ein. Er ist Gast und sie ehrt ihn mit ihrer zuhörenden Aufmerksamkeit. Sie tut das Notwendige in Jesu Augen und er will es ihr nicht nehmen. „Seit Jesus ist der erste Beruf einer Frau nicht mehr: Gehilfin ihres Mannes zu sein, sondern Jüngerin Jesu.“ 7)
Das sieht Martha überhaupt nicht ein und meint zu Recht empört sein zu müssen. Was Maria da macht, schickt sich nicht für eine Frau.

Aber Martha, warum lässt du deine Empörung an Jesus aus, dem Ehrengast? Schickt sich denn das für eine Gastgeberin? Warum schimpfst du nicht stattdessen mit Maria? Jesus ist doch wohl die falsche Adresse. Irgendwie sind eure Beziehungen zu einander schief.

Wisst ihr eigentlich, Martha und Maria, dass ihr für antike Verhältnisse wie emanzipierte Frauen handelt? Ihr habt beide euer Verhalten frei gewählt. Maria hat das gute Teil gewählt, und du, Martha deine Geschäftigkeit, deine Diakonia. Dass dir das nun über den Kopf wächst, ist verständlich. Dein Jammern zeigt, dass du merkst, dass das aber irgendwie nicht so ganz das Wahre ist. Und wenn Jesus die Haltung von Maria auch noch lobt, dann muss dir das einen Stich geben. Leider.

Jesu Verhalten lässt aufhorchen. Dass ein Rabbi zu einer Frau ins Haus geht und deren Schwester dort unterrichtet, das war ebenso unüblich, ja beinahe anstößig. Jesus setzt sich einfach über die Konventionen seiner Zeit und Umgebung hinweg.“8) 

Er ist hier ein Anstoß, der Stolperstein. An ihm kamen die beiden Frauen nicht so leicht vorbei. Sie mussten sich entscheiden. Sie durften wählen, wie sie sich zu ihm stellten – ob sie ihm hinter einem Schleier voller gut gemeinter Aktivitäten begegnen wollten, oder von Angesicht zu Angesicht. Der entscheidende Gedanke kommt von ihm. Es gibt einen guten Teil, den man wählen kann. Und das mangelt Martha trotz ihrer Diakonia. Trotz allem, was sie für den Herrn, für Jesus tut.
Es fehlt ihr die direkte ausschließliche Begegnung mit ihm.

Martha, wo bist du? Komm aus deinem Versteck und öffne dich für eine Beziehung zu deinem Gott, der in Jesus vor dir sitzt.
(„Wir Menschen sind doch Beziehungswesen, wir brauchen vor allem die Beziehung zu unserem Schöpfer, dem Ursprung unseres Seins. Das ist unsere Bestimmung. Wir können unseren Schöpfer anreden mit „Vater“ und „Du“. Und er antwortet. Im Gespräch mit ihm erkennt der Mensch sich selber. Wir sind Abbild – Gott ist Vorbild. Das bedeutet es, dass Gott den Menschen zum Ebenbild geschaffen hat. Der Mensch wird Stellvertreter sein für Gott, um die Schöpfung und die Erde verantwortlich zu verwalten und in ihr zu herrschen.  9) )

Wo bist du, Mensch Martha? Warum sitzt du nicht neben Maria?
Gott begegnet dir, Mensch Martha, als Entweder-Oder. Er ist mit nichts in der Welt identisch. Verwechselst du etwas in der Welt mit Gott, so hast du es unversehens zum Götzen gemacht.
Martha, du willst doch Gott von ganzem Herzen, ganzer Seele und mit allen Kräften lieben – auch mit deinem ganzem Verstand –, dann erhält alles in dir einen einheitlichen Bezugspunkt.“ 10)

Es kommt zunächst nicht darauf an, etwas in der Welt zu verändern, sondern das Schwierigste in dieser Welt zu vollbringen, sich selbst zu ändern und verändern zu lassen, um danach in dieser Welt tätig zu werden. 11)
Das geschieht in der stillen hörenden Begegnung mit Jesus. Wie Maria, zu seinen Füßen, in seinem Hörsaal. Man könnte sagen: Maria feiert die Beziehung zu Jesus. Man könnte auch sagen, dass Gott seine Menschen treffen will. 12) Er ist wie unser allerliebster Freund, der Zeit mit uns verbringen will. Das gute Teil, das Maria gewählt hat, ist die Begegnung mit Jesus. Sie verschwendet ihre Zeit damit. Das ist in Ordnung.

„Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“
(Ps 73,26)



Anmerkungen
1. Lk 10,38-45, © Angelika Scholz
2. www.pius-kirchgessner.de, bearbeitet
3. https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/diakon-diakonin-1/ch/b3e833535f966f224c06ddb963e31728/
4. s. bibelwissenschaft Stichworte Diakon und Dienen
5. Andreas Symank, https://www.ngue.info/team/mitarbeiter/andeas-symank/predigten/98-neue-perspektiven-durch-jesus-auch-fuer-frauen?start=5
6. Andreas Symank, NGÜ Predigt. Bearbeitet!
7. Andreas Symank, NGÜ Predigt
8. Andreas Symank, NGÜ Predigt. Bearbeitet!
9. nach Prof. Dr. H.-J. Eckstein, Vortrag in der Tagungsstätte Schönblick, Sendung bei hope channel, 18.02.2019 Prof. Eckstein
10. nach Prof. Dr. Gerd Theißen, Predigt über Lk 10, 39-42 im Universitätsgottesdienst am Sonntag Estomihi, 6.3.2011, in der Peterskirche
11. nach Theißen
12. nach Eckstein

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