Atem holen wie Wasser holen

Text

von  kalira

Sie sagen: „Leben Sie wohl!“, und ich schaue und wundere mich über das, was geschieht. In mir geschieht etwas. Wie andernorts ein Glück oder Unglück geschieht. Es kommt ohne Ankündigung, kommt und ist schon da, während man erst noch das Herankommen begreift.

Auf und Davon und Wohin und mit Wem?

Nichts hört auf zu kreisen. Nicht um sich selbst, nicht um einen anderen Sinn. Atem holt der Eine, als würde er Wasser holen. Trägt schwer und schultert sich die Last. Ich staune und weiß nicht, wo all die sind, die ich nah und in mir trug. Trug sie verschlossen und ebenso zur Schau. Trug groß und klein an Ihnen und immer auch etwas von mir. Mit denen, die mir nahe sind, trage ich Teile von mir. Um die Welt kreise ich so, um mein Leben und vielleicht auch um einen anderen Sinn.

Asphalten ist meine Haut. Ist hier ganz breitspurig und löchrig geworden. Und auch sonst bin ich der Stadt ähnlich. Bin ganz verschieden zur Stille im Wald, zur Dämmerung am See, bin nicht mehr ich, wie ich war. So grün wie sattes Gras hinter den Ohren, unter den Armen, zwischen den Beinen.

Letzte Wege laufen sich schwer. Mit verbundenen Augen könnte man sie gehen. Und dabei ist jeder Schritt in seiner Vertrautheit so fremd, dass es schmerzt, als ginge man über Scherben. Es ist nur das Wissen. Das Wissen um dieses letzte Mal. Die Kraft, mit der man versucht alles um einen herum noch einmal wahrzunehmen, als hätte man Jahre zuvor immer nur den kleinsten Teil von all dem, was einen umgibt gesehen. Man saugt und atmet und versteht plötzlich, wie Atemholen wie Wasser holen sein kann.

Schwer.
Schwer.
Schwer.

Und bei jedem Schwanken verliert man ein Wenig. Geriet in Atemnot.



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Juni2011

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (02.09.19)
"Asphalten ist meine Haut"?
Bitte?

Keine Ahnung, um was es hier geht.
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