Traum? Kapitel 22

Kurzgeschichte zum Thema Meer

von  Manzanita

Ich wache auf.

Nein, geht das jetzt schon wieder los mit dem „ich wache auf, nein warte, ich schlafe, oder bin ich doch wach?“ Hoffentlich nicht. Ist doch sowieso bescheuert, wenn ich aufwache, aber noch schlafe; macht doch gar kein Sinn!

Dann einigen wir uns darauf, dass ich jetzt wach bin. Wenn nicht, dann hat die Gehirnzelle, die mir dieses andauernd nervende „ich wache auf“ eingebrockt hat eben Pech gehabt! Ich bin wach und Punkt.

Dann habe ich wenigstens schonmal diesen Punkt abgehackt.

Gut, was ist abgesehen von meinem Status noch so los? Also, fangen wir mal mit der einfachsten Frage von allen an: Wo bin ich? Eigentlich sogar eine sehr gute Frage, denn ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich scheine auf einer Liege zu liegen, so eine breite Liege für bescheuerte Pärchen wie bei uns im Park auf der Liegewiese. Nur dass diese hier neben einer Strandbar auf dem Sand eines Strandes ist. Aber, was mache ich auf solch einem Teil? Einfach beantwortet, ich liege. Nur, seit wann? Ich kann mich überhaupt nicht daran erinnern, mich jemals auf diese Liege gelegt zu haben, ja ich kann mich ja noch nicht mal daran erinnern, diese Liege jemals gesehen zu haben. Aber nichts daran ändert was an der Tatsache, dass ich hier liege. Das ist ein Fakt.

Also versuche ich lieber die ganze Sache aus einer anderen Sicht anzugehen: Was mache ich hier? Anscheinend habe ich bis gerade eben geschlafen. Aber darüber wollen wir lieber nicht weiter reden, nicht wahr? Wenn ich mal die ganzen Leute hier anschaue, dann scheint es mir so, als wäre ich der Wichtigste von allen. Menschen, die sehr verschiedene Herkunftsländer zu scheinen haben, also wahrscheinlich Touristen, essen ziemlich interessante Gerichte, die ich noch nie gesehen haben. Nach dem Zeitungsartikel, den ich auf meinem Handy gelesen habe, scheinen es Spezialitäten aus der Dominikanischen Republik zu sein. Die meisten haben in der Mitte ihres Tellers einen großen Haufen Reis mit irgendeinem Grünzeug zur Dekoration oben drauf. Daneben haben sie auf der einen Seite Fleisch in einer ganz normalen braunen Fleischsoße, wie ich sie auch von Zuhause kenne, und auf der anderen Seite Bohnen. Sieht lecker aus. Hier muss ich nochmal herkommen.

Als ich meine Augen wieder vom Essen eines noch ziemlich jungen, chinesischen Pärchens abwende, stelle ich fest, dass mich ohne Ausnahme jeder anschaut. Die ganzen Touristen und ein weiterer Typ, der etwas abseits der Tische mit irgendjemanden telefoniert. Die Sprache erinnert mich an Italienisch, wahrscheinlicher ist es allerdings, dass er Spanisch spricht, die offizielle Sprache der Dominikanischen Republik. Als er mich sieht, scheint er noch aufgeregter und schneller zu reden als sowieso schon vorher. Er winkt mir zu, worauf hin ich dasselbe tue und er mich erleichtert anlächelt.

Der Mann hat blau-türkise Augen. Seine Haut sieht so aus wie die von den Touristen, die sich den ganzen Tag von morgens bis abends am Strand sonnen, sie ist voller Sonnenbrände. Er hat ein einfaches dunkelblaues T-Shirt an und eine graue kurze Hose. Der Mann hat eine ziemlich interessante und merkwürdig aussehende krumme Nase. Irgendwie erinnert sie mich an jemanden.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram