Traum? Kapitel 24

Kurzgeschichte zum Thema Meer

von  Manzanita

Als ich aufwache, ist es längst nachts. Ich liege in meinem Bett. Mein Vater ist anscheinend bereits gegangen, denn in meinem Zimmer ist niemand.

Obwohl es noch ziemlich früh am Morgen sein muss, habe ich überhaupt keine Lust mehr zu schlafen. Deshalb bin ich wahrscheinlich auch aufgewacht. Diese ganze Aufregung seit dem Untergang unseres kleinen Kreuzfahrtschiffes hat meinen Rhythmus außer Kraft gesetzt. Aber daran werde ich mich schon noch wieder gewöhnen.

Ich setze mich auf und schaue um mich herum. Ich bin allein. Wie ist das möglich? Ist Papa etwa gegangen? Wahrscheinlich, sonst wäre er ja noch hier. Während ich geschlafen habe wahrscheinlich. Als ich auf die Uhr schaue, sehe ich, wie lange ich geschlafen habe. Sehr lange. Es ist 14 Uhr. Wenn ich um 3 Uhr meinen Vater erkannt habe und es jetzt 14 Uhr ist, dann habe ich fast elf Stunden geschlafen. Logisch, bei dem was mir in den letzten Tagen passiert war. Aber es kann doch nicht sein, dass er mich einfach alleine gelassen hat.

Nein, mein Vater muss irgendwo in der Wohnung sein. Ich gehe mindestens zehnmal die ganze Wohnung ab, aber mein Vater ist wirklich weg. Da sehe ich im Türschlitz auf dem Boden ein Blatt Papier. Ich nehme es und lese.


Lieber Sebastian,

ich habe nicht viel Zeit, man hat mich gefunden. Aber bevor ich dich nun hoffentlich nicht für immer verlassen muss, möchte ich dir noch erklären, weshalb ich das tun muss und weshalb ich deine Mutter verlassen habe, als du sechs warst. Aber ich habe wenig Zeit, also verzeihe mir bitte, wenn ich nicht alles aufklären kann.
Eine Woche nachdeiner Einschulung parkte ein Polizeiauto vor unserem Haus. Sie wollten rein. Sie wollten zu mir und nahmen mich mit. Sie meinten, ich dürfe nicht weiter in Deutschland bleiben, weil ich kein Staatsbürger sei. Denn du musst wissen, dass mein Vater aus der Dominikanischen Republik und meine Mutter aus Deutschland kommt. Bis ich zwölf war, lebte ich in Deutschland, dann zogen wir in die Dominikanische Republik. Dort gab es wenig Arbeit und wenig Lohn, deshalb zog ich mit 18 zurück hierher. Auch weil ich in der D. R. deine Mutter kennengelernt hatte und ihre Ferien dort wieder zu Ende gingen. Ich bekam für Deutschland keine Einreiseerlaubnis, deshalb fälschte ich meinen Namen (ich gab mich als Deutscher aus) und heiratete deine Mutter. Aber genau eine Woche nach deiner Einschulung, passierte es. Sie hatten mich gefunden. Seitdem bin ich Bademeister in der D. Republik, wo ich dich am Strand fand. Ich wusste sofort, wer du warst, und wollte dich zurück nach Hause bringen. Und diesmal werde ich wohl auch bei dir bleiben können, vielleicht hast du es im Fernsehen gesehen, jedenfalls gibt es jetzt ein neues Einreisegesetz und ich darf in Deutschland bleiben, weil ich Dein Vater bin. Nur wird es noch dauern, bis ich die Papiere bekommen. Bis dahin bleibst du bei den Nachbarn, aber diesmal verspreche ich, ich komme wieder!

Dein Vater

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (03.09.19)
Habe nun alle 24 Kapitel gelesen.
Diese Klarheit, diese Einfachheit, ein Meisterwerk der Literatur!

 Manzanita meinte dazu am 04.09.19:
Dankeschön!
Vielleicht überlege ich es mir doch besser, und ändere die Texte nicht mehr.

Manzanita

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 05.09.19:
Du wirst langsam erwachsen, was man daran merkt, dass Du Ironie verstehst.

 Manzanita schrieb daraufhin am 10.09.19:
Wie du meinst, Dieter.

 Dieter_Rotmund äußerte darauf am 05.03.20:
Wie denkst Du inzwischen über den Text (alle Kapitel)?

 Manzanita ergänzte dazu am 06.03.20:
Was genau meinst du damit?

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.03.20:
Nun, seitdem ist fast ein halbes Jahr vergangen, wie denkst Du jetzt darüber?

 Manzanita meinte dazu am 06.03.20:
Ich verstehe die Frage zwar immer noch nicht besser, aber ich antworte mal so:
Die Geschichte zu schreiben hat viel Spaß gemacht, denn ich habe mich bis vor die Weihnachtsferien nie gezwungen, an ih zu arbeiten. Ein Ende zu finden, war schwierig, hat aber geklappt. Ich bin auf jeden Fall schon wieder auf der Suche von neuen Geschichtsideen.
Ich hoffe, dass beantwortet deine Frage

Manzanita

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 06.03.20:
Ja, Danke.
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