Letzter Tanz

Gedankengedicht zum Thema Ende

von  eiskimo

Lasst uns Altersheime bauen
Ställchen für die lieben Alten
wo sie Gnadenbrote kauen
und ihr Tebonin erhalten

Altersheime sind der Renner
Rendite-stark, Rollstuhl-gerecht
dort hin muss der Mensch, auch wenn er
horrendes Geld für Miete blecht

Steck dein Geld in Altersheime
voll im Sog der Demographie
Eltern könn´ nicht mehr alleine?
Die Kinder? Sie entsorgen sie.

Altersheim in ruhiger Lage
ein hübscher Park mit Bänken drin
Pflege gibt’s zwei Mal am Tage
zack, zack! Das sichert den Gewinn

Das ganze Land – ein Altersheim
im Schnitt wird man dort Hundertzehn
die Klientel bringt so viel ein
da lässt man keinen früher gehen!

Es sei denn, man macht´s wie Gunther S.
Der sparte sich die Pflegegrade
und hielt den letzten Tanz nicht fest.
Weg war er. Ohne Heim. Wie schade.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 niemand (04.09.19)
Altersheime sind der Renner
Rendite-stark, Rollstuhl-gerecht
da muss hin der Mensch, auch wenn er
horrendes Geld für Miete blecht

Wie wäre es mit einer Verschlimmbesserung der dritten, obigen
Zeile?

dort hin muss der Mensch, auch wenn er

die eigentliche Zeile wirkt ein wenig verquer

LG niemand

 niemand meinte dazu am 04.09.19:
Noch ein kleiner Nachtrag zum Inhalt. Ich persönlich wäre für
eine gesetzlich abgesegnete Tablette für den Fall, dass ich nicht mehr möchte. Doch das können die Gutmenschen dieser Gesellschaft nicht verkraften. Da kommt gleich: Nein das geht nicht, der Mensch muss hundert Jahre alt werden, wir pflegen ihn schon krank in dieser Zeit, wir verklickern ihm wie schön das Dasein sein kann und wenn er nicht will, dann wird er willig gemacht, so oder so. Oder er kommt in die Klappse, denn wir alleine wissen was gut für den Einzelnen ist. Also nix Suizid.
Der hat gefälligst weiter zu machen.
Mit ironischen Grüßen, niemand

 eiskimo antwortete darauf am 04.09.19:
Danke für die "Glättung" - Deine Meinung ist mutig und konsequent. Ich knabbere sehr an diesem Problem...
lG
Eiskimo

 Regina (04.09.19)
Viele pflegebedürftige Alte und wenige, überlastete Pfleger, das ist in der Tat kein sinnvolles Projekt. Besser wäre, wenn mehrere in der Familie sich um einen kümmern würden. Aber auch da gibt es Probleme. LG Gin

 Momo (04.09.19)
Sarkastisch geschrieben, aber durch die Überzeichnung sichtbar gemacht. In der Tat sind privat betriebene Alters- und Pflegeheime eine beliebte, weil sichere Investition, die verspricht, hohe Rendite abzuwerfen. Man kann so schön an den Stellschrauben drehen auf Kosten derer, die dort wohnen und arbeiten.

Es holpert an manchen Stellen, aber das weißt du sicher.

LG Momo

 eiskimo schrieb daraufhin am 04.09.19:
Sorry für dieHolperer, aber es holpert auch sichtbar bei der Betreuung der Alten. Insofern...
Deine Analyse trifft es!
LG
Eiskimo

 FrankReich (04.09.19)
Heimweh, mal ein wenig anders, auf jeden Fall aber realismusnah verpackt. :D

 eiskimo äußerte darauf am 04.09.19:
Ja, Heim-Weh.... ciao
Eiskimo!

 LottaManguetti (04.09.19)
Die andere Seite der Medaille:

Warum können wir denn nicht mehr die Kinder sein, die ihre Eltern pflegen? Weil wir alle Egomanen sind oder weil wir, anders als unsere Eltern und Großeltern, staatlich gezwungen werden, bis zum Umfallen weiterzuarbeiten?
Wir können nicht einmal Oma und Opa sein, wie wir es einst kennengelernt haben, denn wir müssen noch arbeiten! Unsere Enkel fragen am Telefon nach unseren Schichtdiensten und sind traurig, weil sie uns nur sporadisch besuchen können.
Und dann sollen wir nebenbei auch noch unsere Eltern pflegen, die dereinst mit 58 Jahren in die Rente geschickt wurden? Wie soll das gehen?
Ich sehe da eine organisierte Verschiebung der Zuständigkeiten. Und mit Altenheimen lässt sich viel Geld verdienen, das in der häuslichen Pflege nicht in der Weise flösse ...
Sin (55) ergänzte dazu am 04.09.19:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg (04.09.19)
Hallo Eiskimo,
du hast das Motiv des letzten Tanzes nicht entwickelt.. Ansonsten ist die Ironie des Gedichts angebracht.
Servus Ekki

 eiskimo meinte dazu am 04.09.19:
Der letzte Tanz ist "la danse macabre" ... Wenn man dann noch tanzen kann.
LG
Eiskimo
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram