VITALE UND LETHALE UND POSTMORTALE EINSAMKEIT

Gedicht zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  hermann8332

POSTMORTALE
UND LETHALE
UND VITALE 
EINSAMKEIT

Die Tragik der Einsamkeit : 
eine Moritat als Großstadt-
ballade

Er starb im Hochhaus,
aber 8 Jahre lang fand ihn
niemand ...

Erst als Feuerwehrleute
wegen eines Kellerbrandes
seine Wohnung öffneten,
fanden sie die verweste
Leiche und neben ihr das
Skelett seines Hundes ...

Der einsame Tod
von Rentner Heinz

und seinem Hund
Linus, 

eine Großstadtballade
über die  Anonymität
und wie der Tod 
mit ihr umgeht ...

Rentner Heinz
lag 8 Jahre lang
in seiner Wohnung
unaufgefressen

nicht
von seinem Hund
gegessen

Linus
verhungerte
neben ihm

Obwohl
eine Nachbarin
bei den Behörden
und der Polizei
immer wieder
nach ihm fragte,
blieb die Leiche
von Rentner Heinz
über Jahre unentdeckt::

Einsam sterben
ohne Erben

anonym verreckt
und dann nicht entdeckt

volle 8 Jahre lang

das Hochaus als Mausoleum
die Wohnung als große Gruft

mit dem treuesten Gefährten,
dem Hund

als Gerippe an der Seite:

also bestattet beide
wie in einem Karolingergrab

in den altgermanischen Zeiten
wo die Helden mit ihren Hunden
dann posthum nach Walhall reiten

...in die Bild - Zeitung galoppieren
und die Headlines dominieren ...

RENTNER HEINZ LAG 8 JAHRE
TOT IN SEINER WOHNUNG
und sein Hund verhungerte neben ihm

Man gewähre uns
bitte als Leser Schonung:

Nicht wegen
des Hundeschicksals
in dieser schockierenden
Großstadtballade
strotzend vor Einsamkeit
und Anonymität,
die einem zu Herzen geht,

sondern wegen der lapidaren
pietätlosen, ja blasphemischen
Information

voller Banalität, Lächerlichkeit
Stupitität, unfreiwilliger Ironie
und zynisch, satirischem Hohn : 

" Der schwarze Seat von Heinz
hat schon auf den Sitzstoffen
und der Innenverkleidung
Schimmel angesetzt ...

Jetzt haben Nachbarn
zwei Rosen und eine Kerze
an dem Wagen abgestellt

Sie trauern alle,
sind entsetzt ....

Sein Auto 
auf dem Privatparkplatz
vor dem Haus ist von Moos
überzogen ...

Die Reifen sind platt ...

Nun lehnen zwei Rosen
an einer Felge,

davor steht ein Grablicht

zum Gerdenken
an diesen armen Wicht

und seinen
unentdeckten
spektakulären
und skandalösen Tod


der den Verlorenen
und den Einsamen droht

Der Seat als Denkmal

für Heinz den Einsamen
den Anonymen

als Menetekel ,als Fanal

für alle die allein
und einsam sind
und waren

und die einsam blieben
im Tod und auch im Leben

für die Unbehausten
für die Eingehausten
die Kokonisierten
die Verlassenen
die Isolierten ...

die Tapferen
die Wackeren :

denn einsam sind
die Tapfern
und die Tapferen
sind einsam

aber berühmt
für ihre Anonymität
als Rentner,
als Exclusionierte,
als Ausgegrenzte 
als vom Schicksal
düpierte ....


eine Berühmtheit
als Berüchtigkeit ,

die dann
in den medialen Focus
gerät,

wenn sie
einsam verrecken

in ihren
iWohnungsgrüften

und wir sie jahrelang
nicht vermissen,

weil wir von ihnen
gar nichts wissen
und wissen sollen
und wissen wollen 

sie nicht erreichen

und erriechen

und nicht entdecken,
um mal zu lüften .... 



Post Scriptum

H hatte einen Privatpatkplatz
und lebte in einer Eigentumswohnung
und alle seine laufenden Fixkosten
wurden per Lastschriftverfahren
abgebucht.

Heinz war Bäcker

Wegen einer Allergie
wurde er Frührentner

Er hieß Heinz Meier

Töteten ihn verseuchte Eier
oder erlitt er einen Schlaganfall  ?

Die Oduktion ergab
keinen Hinweis auf ein Vebrechen

Die Todesursache läßt sich
nach all den Jahren
nicht mehr klären ...

womit wir
am Ende dieser Ballade
wären ...

Wer war dieser Mann ?

...der es acht Jahre lang
als Leichnahm in einer
50 Quadratmeter Hoch-
hauswohnung aushielt, 
ohne ein einziges Mal
den Fuß vor die Tür
zu setzen und seine
Wohnung zu verlassen ...

Nicht zu fassen !

SECESSUS  ET SOLITUTIO
ANTE ET POST MORTEM

Das Leben ist für viele so !

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Kommentare zu diesem Text

Gigafchs (40)
(02.10.19)
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