Rucksack

Kurzprosa zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Bei einem Vortrag begegnet mir zum ersten Mal mein Urgroßvater Johann, ein stattlicher Mann von 90 Jahren mit dichtem weißem Haar. Er ist mir auf Anhieb unsympathisch. Früher besaß er Grundstücke und Immobilien. Für die Familie hat er sich nie interessiert. Wenigstens im Traum gönne ich mir einen imponierenden Auftritt und gehe auf ihn zu. Es ist, als würde ich einem lebendigen Menschen gegenüberstehen. Sein Blick trifft mich von ganz nah. Er verbietet mir jegliche Form der Annäherung und erkennt mich nicht als seine Urenkelin an. Dennoch möchte ich ihn kennenlernen, sage ich zu ihm mit fester Stimme. Die Frauen im Hörsaal zerren mich von ihm fort. Außer mir interessiert sich kein Mensch mehr für ihn. Ich bin seine letzte Chance. Doch wie nun weiter?

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Kommentare zu diesem Text

una (56)
(19.10.19)
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 Moja meinte dazu am 20.10.19:
Die Idee mit der weißen Bank gefällt mir, una! Vielleicht lässt sich da noch etwas klären und besänftigen.

Lieben Gruß, Moja
Sätzer (77)
(19.10.19)
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 Moja antwortete darauf am 20.10.19:
So sehe ich das auch, lieber Sätzer, irgendwann löst man alte Verstrickungen in sich selbst.. Ob ich wohl zu oft "Der kleine Lord" geguckt habe? Danke!

Lieben Gruß, Moja

 LotharAtzert (19.10.19)
Schwierig, schwierig.
Wenn überhaupt, dann geht's vielleicht über eine vermittelnde Person, die er an sich ran läßt.

LG
Lothar

 Moja schrieb daraufhin am 20.10.19:
Schwierige Konstellation, das gebe ich zu. Gegen Altersstarrsinn ist wohl noch kein Kraut gewachsen.

Grüße, Moja
Stelzie (55)
(19.10.19)
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 Moja äußerte darauf am 20.10.19:
Liebe Kerstin,

ja, so kam ich auf den Titel - es ist das Gepäck, dass man mit sich herum trägt über Generationen hinweg. Zum Glück war dieser Alte nicht mein Urgroßvater - dafür ist er zu jung - eher ein Unglückseliger, der sich in meinen Traum verirrte und in mir eine Seite anschlug. Ich hätte ihm zugehört - im Traum wie im Leben.

Danke und lieben Gruß, Moja

 eiskimo (19.10.19)
"Ich bin seine letzte Chance," daran bin ich hängen geblieben. Chance zu ein bisschen Empathie? Zum Ausbrechen aus seinem Macher-Korsett?
Ich kann Deine Not nachvollziehen. Bei älteren Menschen erhofft man sich ja eher Weisheit und Altersmilde...
LG
Eiskimo

 Moja ergänzte dazu am 20.10.19:
Das war auch mein wichtigster Satz, an dem alles hängt. Mein Urgroßvater kann er nicht sein, zwei Generationen liegen zwischen uns - meiner starb jung in den letzten Tagen vor Ende des 1. Weltkrieges - ich hätte ihn gern kennengelernt. Dieser Alte scheint sich in meinen Traum verirrt zu haben, auch seine Lebensgeschichte hätte mich interessiert. Er wird wohl weiter umherirren, starrsinnig...

Danke, lieben Gruß
Moja
Hannah (72)
(20.10.19)
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 Moja meinte dazu am 20.10.19:
Du triffst genau den Punkt, liebe Babette!
Die Frauen ziehen mich schützend vor diesem unnahbarem Alten fort, ich muss ihm überhaupt nicht helfen. Er ist keiner meiner Großväter.

Danke und lieben Gruß, Moja
Hannah (72) meinte dazu am 20.10.19:
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 Moja meinte dazu am 21.10.19:
Weiß ich nicht mehr, nur diese Unnahbarkeit aus der Nähe bleibt spürbar zurück.

Schöne Grüße, Moja

 FrankReich (20.10.19)
Hi Moja,

eigentlich hilft da nur Anpassung, aber mach bloß keinen Quatsch.

Ciao, Frank

 Moja meinte dazu am 20.10.19:
Woran anpassen, was meinst Du?

Gruß, Moja

 FrankReich meinte dazu am 20.10.19:
Was müsstest Du im Traum denn machen, um Deinen Willen durchzusetzen? Das wäre natürlich eine tödliche Landung, denn Du hast nur einen Rucksack, und keinen Fallschirm.

Ciao, Frank

Antwort geändert am 20.10.2019 um 20:28 Uhr

 Moja meinte dazu am 21.10.19:
Deine Idee von Rucksack und Fallschirm begeistert mich! Das greife ich bestimmt mal auf. Ansonsten glaube ich nicht an Willensfreiheit im Traum. Träume laufen ab wie Filme, mal bin ich Beobachter, mal spiele ich mit, aber wer führt Regie, von wem ist das Drehbuch?

Erheiterte Grüße, Moja

 FrankReich meinte dazu am 21.10.19:
Hi Moja,

das ist keine Idee, sondern ein relativ alter Witz über drei Politiker, die auf einem Privatflug von einem Studenten begleitet werden. Als das Flugzeug abzustürzen droht, und nur drei Fallschirme zur Verfügung stehen, beginnt der Streit darum, den alle Politiker durch ihre Position erklären, und sich dadurch ihre Anrechte auf die Fallschirme sichern. Als der letzte abgesprungen ist, bekundet der Pilot dem Studenten sein Beileid, der jedoch winkt ab mit den Worten: "Kein Problem, der Schwachkopf vor mir ist mit meinem Rucksack abgesprungen."

Zum Traum:

Meiner Meinung nach kann jeder in diesem Zustand sowohl Zuschauer, Hauptdarsteller, Statist, Regisseur und Drehbuchschreiber zugleich verkörpern.
Das jedoch hängt ganz von der Stärke und Ausprägung des Willens ab. :D

Ciao, Frank

 Moja meinte dazu am 21.10.19:
Den kannte ich noch nicht :), ansonsten: das werde ich mal ausprobieren.

Oky doky, Moja

 FrankReich meinte dazu am 21.10.19:
Der Rucksackpolitiker war, na klar, und wer denn wohl, folgerichtig ...

Ciao, Frank

 GastIltis (20.10.19)
Hallo Moja, mein Urgroßvater war Barbier, Heilgehülfe und Musikus. Das habe ich schriftlich. Und ich habe ein Bild von seiner Familie. Er hatte ein Grübchen am Kinn, das alle sieben Kinder von ihm geerbt hatten. Er stammte aus einem Ort und wenn ich ihn jetzt dort träfe, könnte es sein, dass uns plötzlich eine gewisse Lotta von KV über den Weg liefe.Ob man soetwas träumen kann? LG von Gil.

 Moja meinte dazu am 21.10.19:
Zauberhafte kleine Geschichte, Gil, vor allem das Grübchen! Abwarten, man kann nie wissen.

Komm gut durch die Woche, lieben Gruß
Moja

 GastIltis meinte dazu am 21.10.19:
Danke gleichfalls. Gil.
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