Blatt 7-9

Sonett

von  LottaManguetti

7. Herbstblatt

Zum Trotz versucht ein Löwenzahn zu sprießen
Er reckt die zarte Blüte hoch ins Licht.
Geschafft, denk ich, hat manche Pflanze nicht,
wie dieses kleine Kraut, emporzuschießen.

Nicht immer sind die größten Helden Riesen.
Die sind nur hoch, versperren dir die Sicht,
erdrücken dich mit Wucht, wie Bleigewicht.
Jedoch: Sie reichen nicht heran an diesen.

An diesem Löwenzahn, der nochmals blüht,
freut sich mein Herz, erfreut sich das Gemüt,
bis ihn der gnadenlose Nordwind pflückt.

Wie Ditfurths Apfelbaum, der allem trotzt,
nutzt er die Kraft, die in ihm wohnt und strotzt,
hat seine Blütenreste lichtbestückt.


8. Herbstblatt

Hat seine Blütenreste lichtbestückt
der alte Zausel, den es jetzt verweht,
der nicht zum ersten Male von uns geht,
der dieses Loch, das bleibt, mitnichten flickt!

Ich weiß ja, dass ihn Fernweh plagt und drückt.
Auch hat er sich ein paar Mal umgedreht,
mit Blumen mich um Nachsicht angefleht
und seinen Abgang sonnig überbrückt.

Den Hochzeitsschleier spann er in die Gräser
(Ich hoffe, dass du mir noch folgst, mein Leser)
und ich verfiel dem Charme der eitlen Posen,

hab Ewigkeit erträumt, an ihn geglaubt.
Nun sind die Linden auf dem Hof entlaubt,
wo letzte Woche noch betagte Rosen.


9. Herbstblatt

Wo letzte Woche noch betagte Rosen
am Hauseingang gediehen, an Spalieren,
ragt dorniges Gestrüpp. Entkleidet frieren
dort Ranken, ohne Blüten zu liebkosen.

„Was jammerst du? Kennst du nicht die Prognosen?
Wir müssen unsre Kleidung doch verlieren,
um über Winter zu regenerieren!
Du wechselst ganz bestimmt auch deine Hosen!“

Ich hörte, wie die Zinnien mich schalten:
„Der Sommer lässt mit Jammern sich nicht halten!“
Wie zum Beweis begann ein Sturm zu tosen.

Die Scham stand mir in das Gesicht geschrieben,
wie jenes Feuerrot, in dem die Rosen trieben,
dem Garten Farbe schenkten gleich Pretiosen.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (21.10.19)
Liebe Lotta,
jedes Jahr provoziert die Inflation von Herbstgedichten meine Ironie. Aber dein Sonettenkranz vertreibt sie gründlich und hinterlässt bewundernde Freude an seiner Schönheit,

 Didi.Costaire (23.10.19)
Ich sage "Ja!" zum zehnten Vers deines achten Sonettes.

 LottaManguetti meinte dazu am 23.10.19:
Dann is ja ma jut! :-D

 TassoTuwas (29.10.19)
Aber natürlich werde ich dir weiter folgen.
Nur ein Barbar könnte sich nicht fesseln lassen von der Flut der Blätter und Bilder, die dir so selbstverständlich leicht gelingen.
LG TT

 LottaManguetti antwortete darauf am 30.10.19:
Du hast gut reden von leichtem Gelingen und so!


Ne gute Woche brauche ich für alles schon und vor allem den Ideenfluss. Uff.

Dank und Umarmung
Lottchen
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