Blatt 10-12

Sonett

von  LottaManguetti

10. Herbstblatt

Dem Garten Farbe schenkten, gleich Pretiosen,
auch Gänseblümchen, Mittagsblumen,
berauschten Kürbisblüten und Legumen
und mittendrin das Leuchten unsrer Rosen.

Ach, gäbe es doch Sonnenlicht in Dosen!
Ich würde für den Winter ein paar Lumen
mir vorratsspeichern, nur so viel Volumen,
wie man so braucht bei Minusgradprognosen.

Da dies unmöglich, hab ich in gescheiter
Voraussicht Kerzen mir gekauft und weiter-
hin Socken, Mützen, einen Schal gestrickt.

Mit diesen schütze ich von Fuß bis Hals
vor Kälte mich, gedenk der Blüten, als
mein Blick sie streifte, glücklich und verzückt.


11. Herbstblatt

Mein Blick: Sie streifte, glücklich und verzückt,
die Sonne, hat den Frühling aufgebahrt,
hat mit dem Freund, dem Regen sich gepaart,
das Feld, Gebüsch, die Bäume fruchtbestückt.

Wir wissen, wenn sich  Dunkelheit verdrückt
und mit ihm frisches Werden offenbart,
dann kommen Lebensgeister neu in Fahrt,
vor denen Mensch wie Tier sich nicht erschrickt.

Die Tage rennen zeitig los, pulsieren,
das ist auch gut so, alldieweil rentieren
wird sich dies Tun, das wissen wir genau.

Der Fahrt im Jahreslauf auf hohen Touren
folgt Innehalten, ordnen wir die Spuren,
färbt Ahornlaub das Beet bedeckt von Tau.


12. Herbstblatt

Färbt Ahornlaub das Beet bedeckt von Tau
und säumen kahle Äste die Alleen,
liegt ein Gewand aus Nebel auf den Seen,
scheint jeder Tag schon vor dem Morgen grau.

Am Straßenrand, die nette Bauersfrau
wippt schon seit Tagen fröstelnd auf den Zehen,
verkauft jetzt heißen Früchtetee mit Schlehen,
friert sich dabei die müden Hände blau.

Der Bauer seinerseits schrubbt schon die Mollen,
in denen Würste sich bald stapeln sollen.
Es naht der letzte Tag der armen Sau.

Nicht nur Vervollkommnung (auch mangels Pflege),
Veredelung gelungen am Gehege
inzwischen, ist dem wilden Bärenklau.

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Kommentare zu diesem Text

Sin (55)
(22.10.19)
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 LottaManguetti meinte dazu am 22.10.19:
Viel Arbeit, Sin! Arbeit, die eigentlich nie beendet sein will. Aber neben all der Arbeit bescheren solche Werke (mir zumindest) das wohlige Gefühl, etwas geschafft zu haben, etwas Sinnvolles, etwas Herzeigbares, gleichwohl ich nie ganz zufrieden draufgucke.
Ich mag es, auch kleine Geschichten in Sonettform zu erzählen, ein wenig mit dem Leser zu kokettieren und all das in gefühlvolle Bilder münden zu lassen.
Ja, das ist Arbeit, ehrliche Arbeit am Text.
Wenn diese Arbeit dann auf zufriedene Augen trifft - umso besser.

Herzlichen Dank
Lotta

Antwort geändert am 22.10.2019 um 15:27 Uhr

 Didi.Costaire (23.10.19)
Ich halte mich zurück mit so Prognosen,
das Licht jedoch deiner Sonettendosen
erleuchtet sogar mich als Herbstzeitlosen
und absoluten König der Mimosen. :)

Es liest sich weiterhin sehr gut, was du schreibst.

Schöne Grüße, Dirk

 TassoTuwas (04.11.19)
Immer wenn ich denke, was kann jetzt noch kommen, malst du neue, überraschende Farben auf die Herbstleinwand!
Liebe Grüße
TT

 LottaManguetti antwortete darauf am 04.11.19:
"Überraschung! Einen hab ich noch!"

Irgendwie so muss man denken, wenn man durchhalten will.

Danke, mein TT :-*
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