frei

Innerer Monolog zum Thema Ermutigung

von  Artname

müde fegen die bäume
von den ästen die blätter
machen sich sauber und nackt
starren stummen gespenstern
ähnelnd ins haus

glücklich ist
wer vergisst

schaukelt und gaukelt ihr raben
teilt mit den mageren tauben
grauende frühe und werft
flaschenpost in die langen
schatten der stadt

glücklich ist
wer vergisst

zieht euch an ihr gedanken
schminkt euch scheitelt die haare
über die schimmernde haut
folgt den schritten ins freie
kreisen der uhr

glücklich ist
wer vergisst

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Kommentare zu diesem Text


 Habakuk (30.10.19)
Die dreimalige Repetition „glücklich ist/wer vergisst“ gefällt mir nicht. Würde ich weglassen. Ansonsten gefällt mir das Gedicht.

H.

 Artname meinte dazu am 30.10.19:
Herzlichen Dank für deinen Kommentar, der mich nach Lektüre deiner Texte besonders freut !

Die dreimalige Repetition „glücklich ist/wer vergisst“ gefällt mir nicht.
Verstehe ich! -

Ich bin Musiker. Fast alle meiner Texte singen und klingen in mir musikalisch. Da ist ein chorus naheliegend. Für einen reinen Lyriker
hört sich das vermutlich formalistisch an. Für mich (leider) nicht.

Beispielsweise eine 5-zeilige Strophe gilt kompositorisch als unstabiles Gebilde. Das nachzuempfinden, schrieb ich den ersten 5zeiler dieses Textes.

Antwort geändert am 30.10.2019 um 13:14 Uhr
wa Bash (47) antwortete darauf am 30.10.19:
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 Artname schrieb daraufhin am 30.10.19:
was Bash, zunächst herzlichen Dank für dein Feedback. Jede Art Kritik freut und inspiriert mich. Das ist mir das Wichtigste.

-------
vllt hättest du den Text im Rhythmus schreiben sollen, statt in Form eines Prosagedichtes,
Sorry, die Strophen sind rhythmisch strukturiert! Die Verse haben durchgehend 3 Hebungen nach folgender Struktur.

Xx(x) Xx(x) Xx
Xx(x) Xx(x) Xx
Xx(x) Xx(x) X
Xx(x) Xx(x) Xx
Xx(x) Xx(x) X

Ich würde sie rhythmisierte, ungereimte freie Verse nennen.

denn das kommt dem Ursprung des Gesangs mit der Lyra bei weitem näher.
Über den rhythmisch Ursprung des Gesangs gibt es mE keine gesicherten Erkenntnisse. Und die Lyra ist historisch gesehen eher ein junges Instrument gegenüber der Knochenflöte und diversen Trommeln, zu denen vermutlich bereits gesungen wurde.

Aber das ist Theorie! Tatsächlich höre ich den Text auf einem schwebenden Hintergrund mit jazzigen, offenen Akkorden und einem ruhigen Beat. Kein Rap. Eher Jazzballade.

jetzt geht jeder {Musik und Lyrik }seine eigenen Wege, ohne den anderen jedoch zu vernachlässigen oder aus den Augen zu verlieren...
Richtig! Und ich sehe mich als solch einen Grenzgänger.
wa Bash (47) äußerte darauf am 30.10.19:
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 Artname ergänzte dazu am 30.10.19:
du kannst doch nicht einfach Silben und somit Betonungen in Klammern setzen,


Kann man doch! - So schreibt man eine metrischen Formel! Die Klammer deutet an, dass zwischen den Hebungen 1 ODER 2 Senkungen stehen können.
XxXx ..................schreibt streng alternierende Trocheen vor.
Xx (x) Xx (x) ....ermöglicht eben Trocheen UND/ODER Daktylen
XxxXxx.... schreibt streng alternierende Daktylen vor.

der Text hat zwar einen Sprachrhythmus, den man beim lesen gewahr wird, aber dieser trägt eher als das er klingt.
Hm... Im Theorieunterricht fänd ich das diskutabel, aber als deine individuelle Meinung sagt es mir, dass unsere Geschmäcker nicht übereinstimmen. Das werden wir beide locker überleben.

Nachmals Danke auch für die Mühe, mich eines Besseren belehren zu wollen.

lg
wa Bash (47) meinte dazu am 30.10.19:
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 Artname meinte dazu am 30.10.19:
mmh klingt interessant. gibt es da irgendwelche Veröffentlichungen, die dies untermauern?
So werden normalerweise variable Versfußfüllungen notiert. Schau mal Wikipedia "Hexameter" Zeile 14: der dt. Hexameter---> da findest du die Klammern. Ich habe diese Schreibweise übrigens beim Hexameter kennengelernt.

Ich mache mir regelmäßig vor oder während dem ersten Entwurf ein derartiges metrisches Konzept. Mit variablen Versfüssen. Um genügend metrischen Freiraum zu erhalten.

Lieber wa Bash, es sind die kantigen Diskussionen, die uns letztlich prägen. Ein letzter Dank.

Antwort geändert am 30.10.2019 um 23:12 Uhr
wa Bash (47) meinte dazu am 31.10.19:
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 AchterZwerg (30.10.19)
Mir gefällt das "glücklich ist, wer vergisst" gut.
Hierbei handelt es sich ja um eine Anlehnung an ein Libretto der Operette "Die Fledermaus" (Johann Strauß)

"Glücklich ist, wer vergisst,
was nicht mehr zu ändern ist",

für mich insofern textprägend.
Denn auch im Gedicht geht es um (brotlose) Kunst.

Gruß
der8.

 Artname meinte dazu am 30.10.19:
Danke, AchterZwerg für deinen Kommentar. Natürlich hatte ich die Fledermaus im Ohr, als ich die Choruszeile schrieb.

auch im Gedicht geht es um (brotlose) Kunst.
Ja? Interessant - wo liest du im Text diesen Bezug?

lg

 AchterZwerg meinte dazu am 30.10.19:
schaukelt und gaukelt ihr raben
teilt mit den mageren tauben
grauende frühe und werft
flaschenpost in die langen
schatten der stadt

Der Rabe gilt ja gemeinhin als Vogel der Poesie. Undwenn der jetzt noch mit mageren Tauben teilen muss, bleibt nicht viel übrig.

Diese Strophe hat übrigens einen ganz besonderen, exzellenten Klang. :)

 Artname meinte dazu am 30.10.19:
Diese Strophe hat übrigens einen ganz besonderen, exzellenten Klang.
Den Satz benutze ich die nächsten Nächte als Mantra!

Nochmals Danke!

Antwort geändert am 30.10.2019 um 17:47 Uhr
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