Das Fehlzeug

Gedicht zum Thema Alltag

von  GastIltis

Die Schaufehl ist so ein Gerät,
wenn Arbeit ruft, kommt man zu spät.
Im Garten liegt ein Häufchen Erde
und streift gedanklich das Wort Merde.

Man fühlt sich halbwegs frisch gestählt,
und schaut und schaut, das Werkzeug fehlt.
Das wär nichts für den Depressiven,
man hofft im Alter auf Nativen.

Und findet sie, man ist belesen,
im gut gebundnen Reisigbesen.
Die Blicke schweifen durch die Runde,
vom Besen fehlt jedwede Kunde.

Im Herbst falln Schuppen auch auf Flächen,
man macht sie frei mit einem Rechen.
Wer schon einmal auf Flächen war,
weiß, Flächen sind berechenbar.

Doch wer entzieht sich seiner Pflicht?
Der Rechen fehlt; man sieht ihn nicht.
Das heißt, es streikt das deutsche Recht.
Wenn es nicht läuft, dann läuft es schlecht.

Soetwas legt sich aufs Gemüt.
Es hilft das königlich Geblüt.
Man macht dem Fehlzeug keine Szene
und denkt: „Macht euern Dreck alleene!“


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Sätzer, plotzn, rabenvata, TassoTuwas, millefiori, Didi.Costaire, AvaLiam, Jo-W., Stelzie, AchterZwerg, Artname, Al-Badri_Sigrun, EkkehartMittelberg, Moja, LottaManguetti, franky.
Lieblingstext von: AchterZwerg, LottaManguetti, Moja, EkkehartMittelberg, Al-Badri_Sigrun, Artname.
Es fehlt nichts!

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (04.11.19)
Allerköstlichst, Gil!
"man hofft im Alter auf Nativen" ist mein absoluter Lieblingsvers, weil er mir so ganz & gar aus dem Herzen recht. Aus Mangel an Schaufeln.
Zwerge sind ja bekanntlich vornehmlich im Bergbau tätig ... ich denke daraus erklärt sich so manches plötzliche Verschwinden deiner und meiner Gartengeräte.

Die Alternative: Engagiere mehrere Maulwürfe!

Bis dahin alles Gute
der8.

Kommentar geändert am 04.11.2019 um 07:57 Uhr

 GastIltis meinte dazu am 04.11.19:
Liebes Achtel, das kommt dabei heraus (bleibt aber unter uns!), wenn man einige Tage, bedingt durch Halloween, ganz auf sich allein gestellt ist und etwas zu schaffen gedenkt. Ansonsten: Da ich schon einige Maulwürfe mit der Hand gefangen habe, nach Fehltritten ihrerseits, weiß ich inzwischen, welche Strecken erforderlich sind, um sie außer Reichweite zu bekommen. Das Suchen von Reisig und Anfertigen eines Ersatzbesens ist wohl effektiver.
Dennoch danke und viele liebe Grüße zurück von Gil.

 LottaManguetti (04.11.19)
Wilhelm Busch hätte noch etwas dazu gezeichnet.
:D
Aber ich hatte auch so Bilder im Kopf!

Lotta

 GastIltis antwortete darauf am 04.11.19:
Ach Lottchen, wenn ich bloß zeichnen könnte. Technisch: ja, künstlerisch: nein! Mein Urgroßvater aus Solpke war wenigstens noch Barbier, Heilgehülfe und Musikus, also hatte wenigstens anderthalb künstlerische Berufe, wenn ich dagegen meine zwei ehrlich erworbenen Abschlüsse dagegenhalte, kommt knapp eine technische Fähigkeit heraus. Apropos Bilder, lass irgendwo sehen.
Ich bin schon gespannt. Sie dürfen auch gesellschaftspolitisch verfremdet sein. Wenn es geht.
Danke und sei lieb gegrüßt von Gil.
Sin (55)
(04.11.19)
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 GastIltis schrieb daraufhin am 04.11.19:
Hallo Rothaut, wenn es eine Spätvorstellung sein sollte, viel Freude. Aber wie meistens, komme ich zu spät. Filme sind immer besser als Gedichte. Oder hast du schon mal gehört, dass jemand nach dem Film gesagt hätte, Mann, der Film war echt ein Gedicht! Aber ich weiß ja, wie du es meinst. Gut! OK. Nehme ich dir ab. Sollte der Film wider Erwarten doch besser werden, wirst du dies in einem sensationellen vulkanartigen Prosaausbruch beschreiben, der uns den Pyroklastischen Strom jedoch nicht überleben lässt. Es käme also auf das gleiche heraus. Großes Kino. Danke und überlege morgen ganz genau. Herzlich Gil.

 Moja (04.11.19)
Starke Bilder, lieber Gil, aus tiefster Erfahrung gezimmert!
Begeisterte Grüße, Moja

 GastIltis äußerte darauf am 04.11.19:
Danke Moja, du ahnst es, wenn ich mir einen Beruf erträumen könnte, richtig, wäre es der des Zimmermanns. Nicht, weil angeblich der Beruf in Nazareth ausgeprägt war, sondern weil allein die Arbeit mit der Axt etwas Besonderes darstellt. Sicher hast du noch nie aus einem runden Stamm ein Kantholz herausgehauen. Ich ja! Mit dem Gefühl, dass durch Übung, Erfahrung und Leidenschaft viel viel mehr möglich ist. Aber ich schweife ab. Viele liebe Grüße sendet dir Gil.

 EkkehartMittelberg (04.11.19)
Wenn ich mich übers Fehlzeug beuge,
es von allen Seiten recht beäuge,
dann weiß ich, Gil, ich sag es gerne,
dass ich sehr viel vom Fehlzeug lerne .
Chapeau
Ekki

 GastIltis ergänzte dazu am 04.11.19:
Ekki, das hast du jetzt abgekupfert. Weil man aus Fehlern lernt, muss man diese Formel nicht erweitern. Muss nicht, aber kann. Du sowieso!!! Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass der Begriff „Fehlzeug“ Eingang in den deutschen Sprachgebrauch findet, aber dafür scheint er doch nicht prägnant genug zu sein. Wie auch immer, danke für deine gereimten Zeilen, dein Wohlwollen und viele Grüße von Gil.
Al-Badri_Sigrun (61)
(04.11.19)
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 GastIltis meinte dazu am 04.11.19:
Liebe Sigrun, also, die Gartenarbeit ist beendet. Umpflanzungen sind abgeschlossen, die letzten fürwitzigen Heckenzweige gestutzt, die Koniferen, die es zum Wachstum brauchten, haben ihr Bittersalz bekommen, und die Nistkästen für die Meisen sind gesäubert und auf Dichtheit geprüft. Der einzige Kasten, den ich für Halbhöhlenbrüter vorgesehen hatte, wurde von Spatzen belegt. Ansonsten haben wir die ersten Frostnächte überstanden und sind jetzt wieder auf Dauerregen eingestellt.
Jetzt könnte der Winter so langsam kommen. Wenn er besser wird als der heutige Novembertag, lässt es sich auch viel angenehmer schreiben. Danke und viele liebe Grüße von Gil.

 Artname (04.11.19)
Hallo GastIltis, ich hab ein Auge auf dich. Du bist mir zu klug! Hier auch. Nun begreif ich, warum Depression auf einen Fehler deutet. Du gönnst einem scheinbar auch garnichts!

lg

 GastIltis meinte dazu am 04.11.19:
Lieber Art, dass du ein Auge auf mich geworfen hast, kann nicht so verkehrt sein. Immerhin bekommst du dann mit, was ich ab und zu von mir gebe. Den zweiten Satz von dir muss man relativieren. Niemand ist zu klug. Mein Professor Karl-Franz Busch hat einmal gesagt: „Es gibt keine dummen Studenten, nur faule!“ Das galt sicher für das Studium genauso, wie es für das Leben zutrifft. Und der Begriff Depressionen wird, leider handelt es sich um eine sehr ernste Sache, oft überstrapaziert. Früher wurde der Begriff mit „betrübt“ beschrieben. So auch in Goethes „Philine“
„Wenn die Nachtigall Verliebten
Liebevoll ein Liedchen singt,
Das Gefangnen und Betrübten
Nur wie Ach und Wehe klingt...“,
dann war das sicher kein Fehler. Unglücklich verliebt zu sein, wer davon kein Lied singen kann, sollte das Schreiben aufgeben. Ich gönne dir alles Gute. LG von Gil.

 Artname meinte dazu am 04.11.19:
So sehr ich dir in jedem Punkt Recht gebe, so sehr betrübt mich, zu lesen:
Wenn die Nachtigall Verliebten
Liebevoll ein Liedchen singt,
Das Gefangnen und Betrübten
Nur wie Ach und Wehe klingt...“,
dann war das sicher kein Fehler.

doch, der ist dann leider weniger Macher, mehr Fehler!

Nee, nee, alles ok

lg

Antwort geändert am 04.11.2019 um 23:51 Uhr

 millefiori (04.11.19)
Mir gefallen deine Wortspielereien auch sehr.
Auch die Nativen im Alter.
😁
Liebe Grüße
millefiori
Jo-W. (83) meinte dazu am 04.11.19:
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 GastIltis meinte dazu am 04.11.19:
Liebe millefiori, Spaß machen sollte es schon. Beim Lesen und beim Schreiben. Und verstehen sollte es auch jeder. Offenbar hat mein lieber Freund Jo,
hallo Jo, der Adel, den ich mir versucht habe, selbst anzudichten, gehört natürlich nicht nach Berlin, sondern nach Sachsen. Friedrich August III., letzter König von Sachsen, soll den in Anführungszeichen gesetzten Satz anlässlich seiner Absetzung/Abdankung gesagt haben, was ihm eine erhebliche Popularität eingebracht hat. Ein Satz, dessen Urheberschaft, wenn sie denn stimmte, man bei ernsthaften Abhandlungen naturgemäß kennzeichnen sollte. Ein Spiel, das ich mir hier erspart habe. Eure Beiträge haben mich erfreut und ich grüße euch herzlich wie immer, euer Gil.
Stelzie (55)
(04.11.19)
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 GastIltis meinte dazu am 04.11.19:
Liebe Kerstin, es ist schon eigenartig. Wer kennt heute noch Reisigbesen. Oder hat je einen gesehen. Du und ich, dann noch einige Gleichaltrige. Und sonst? Vor Jahren hatte ich mal ein Gedicht mit dem Titel „Setz dich Alte“ geschrieben. Mit folgender Strophe:
„Was willst du denn an Reisig jetzt noch finden?
So feucht brennt es nun sowieso nicht mehr.
Selbst Besen kannst du keine daraus binden.
Ich jage dich den Wölfen hinterher...“
Ein etwas anders Genre, aber manchmal ähnliche Materialien. Wie das Leben. Danke und herzliche Grüße von Gil.

 AvaLiam (04.11.19)
... ich bin mir sicher, dass sie ihren Dreck ganz gut alleine machen können :-D ...

schade, dass der Reisig schon gebunden ist ... ich hätte Interesse gehabt *g*

ich mag Wortspiele... SEHR

Wann gibts Nachschlag?

liebe Grüße - Ava

 GastIltis meinte dazu am 04.11.19:
Liebe Ava, danke. Du bist mir gerade noch in die letzten Antworten reingeplatzt. Siehst du, da geht es schon los, das Reisig, meine Liebe. DAS! Daran siehst du, wie weit (zeitlich) wir von derlei Begriffen entfernt sind. Vom Territorialen hatte ich ja schon geschrieben. Ansonsten, wer sammelt und trocknet noch Reisig? Vielleicht jemand, der sich mit Birkenreisern kasteit oder zu angeblichen Heilzwecken damit, aus dem Schwitzbad kommend, den Rücken massieren lässt.
Zum Nachschlag muss ich noch überlegen, das kommt immer auf die jeweilige Stimmung an. Und mögliche Inspirationen.
Sei herzlich gegrüßt von Gil.

 Didi.Costaire (04.11.19)
Gefällt mir gut, denn hier kommen Freunde des Kehrreims auf ihre Kosten.

Schöne Grüße, Dirk

 GastIltis meinte dazu am 05.11.19:
Lieber Dirk,

als Kenner und Bewunderer mehrfacher Auslegungen von selbstgeschriebenen und fremden Texten, (Bewunderer gilt mehr für den zweiten Begriff), hast du natürlich ein besonderes Auge auf Möglichkeiten geworfen, derartige Dinge zu entdecken.
Der Kehrreim!
Stell dir vor, ich verfasste meine Zeilen in bustrophedoner Schreibrichtung. Da käme ich mit meinem Reisigbesen total aus der Flucht. Ein Kehrreim ohne Besen, also mit einem Fehlzeug, und in wechselnder Richtung. Dass dies nicht gut gehen kann, würde nicht nur die Freunde des Kehrreims, sondern möglicherweise auch die Vertreter der euklidischen Geometrie auf den Plan, sprich die Flächen rufen, wobei wir wieder beim Thema sind. Ein kurzer, aber sehr inhaltsschwerer Beitrag von dir. Wie immer, bloß meistens merkt mans nicht.

Danke und sei herzlich gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (05.11.19)
Lieber Gil, will mal mit einem Zitat beginnen, "Wer zu spät kommt den bestraft das Leben", du kennst ihn ja, vielleicht sogar persönlich, den Gorbi. Da möchte ich jetzt also etwas zu diesem Gedicht sagen und, zum Teufel auch, mein Vorlober haben nicht ein Wort der Begeisterung für mich übrig gelassen! Du weißt plagiieren kommt mir nicht in die Feder, steh ich also sprachlos da. Lindert es deinen Zorn, wenn ich dir für deine Gartenarbeit ein kleines hilfreiches Präsent anbiete? Ich besitze noch einen Rechenschieber, den kannst haben Sei herzlich begrüßt TT

 GastIltis meinte dazu am 05.11.19:
Mein lieber Freund Tasso, ich komme mir vor wie im Westen!
Genau genommen in eine Zeit zurückversetzt, als die Grenzen gerade geöffnet worden waren. Mein Cousin hatte mich im Februar 90 zu einem runden Geburtstag in den Schwarzwald eingeladen, was wir (Familie) als besonderes Ereignis empfanden, da wir einiges zu sehen bekamen, so Freudenstadt und auch (Frankreisch, Frankreisch) erstmalig Straßburg! Aber, um auf deinen Beitrag zurückzukommen, ER schenkte MIR ein (gebrauchtes) Fahrrad, mit Nabenschaltung und drei Gängen. Mein erstes Westrad! Wurde mir später aus dem Keller geklaut und von der Versicherung mit 250,00 DM ersetzt.
Sein jüngerer Bruder, dem ich im Sommer danach zufällig in Ürdingen einen Besuch abstattete, gab mir eine Marken-Bohrmaschine mit verwürgtem Bohrfutter, das ich ohne Mühe auswechselte, wodurch ich einige Jahrzehnte nach Erwerb meiner Multimax und deren Ende endlich etwas Gleichwertiges zur Verfügung hatte.
Und jetzt du!
Ein Rechenschieber. Zahlen werden multipliziert, indem man Potenzen addiert. Nostalgie pur! Nun werden in meinem Garten aus Ungeraden Gerade, aus unförmigen Flächen Kreise und Ellipsen. Wahrscheinlich werde ich durch die Optimierung im nächsten Jahr höhere Erträge erwirtschaften, sodass die Not im Osten gelindert wird.
Um zu Gorbi zu kommen, kannte ich nicht persönlich, nur Nikita Chruschtschow, den habe ich mal in der Stadt Bitterfeld gesehen. Ansonsten nur Gérard Philipe, mit dem habe ich in einem Film gespielt. Aber das nebenbei.
Da ich zu sehr ausschweife, schließe ich meine Dankestirade. Und grüße dich allerherzlichst. Gil.

 plotzn (06.11.19)
Lieber Gil,

mir fehlen die Worte!
Und das ist noch viel schlimmer als eine ausgebüxte Schaufel!
Oder eine bereitstehende Schaufel ohne Stiel, also ein Fehlgriff.

Das Fatale am Fehlzeug ist ja seine Hinterhältigkeit:

Es fehlt das Fehlzeug immer dann,
wenn man es grade brauchen kann.
Denn braucht man's einmal nicht, das Trumm,
dann steht es nur im Weg herum!

Jetzt fehlt nur noch, dass ich Dein Gedicht als wunderbar bezeichne, was ich hiermit tue.

Liebe Grüße,
Stefan

 GastIltis meinte dazu am 06.11.19:
Lieber Stefan, wir sind uns in der Sache einig!

Dass man oft viel mehr Fehlzeug hat,
als man in echt verwenden wird,
da ist man schon beim Planen satt,
man weiß, wie sowas enden wird.

Das hat auch Gernhardt früh erkannt
und das Wort Flickwerk eingeführt.
Als man das L ihm hat verbannt:
gut, Ehre stets, wem sie gebührt!

Herzlich grüßt und dankt wie immer Gil.
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