Tango

Lied zum Thema Leidenschaft

von  GastIltis

Er ist der Schlitz in diesem Kleid,
setzt sich dem Leben, dem Verlangen
als Sehnen der Unendlichkeit,
als ein Gefühl von tiefem Bangen,

setzt er sich fort bis zu den Sternen,
und strebt, dem Dasein zu entfliehn.
Ein Hauch von endlos weiten, fernen
Vergangenheiten lässt er ziehn,

er ist das Wunder dieses Rauschens,
des sanften Gleitens in das Nichts,
er ist das Zagen dieses Lauschens,
das treibt und hebt uns angesichts

des Traums von Schönheit, tiefer Trauer,
von Glanz und Wehmut, sanftem Tod.
Er ist vom Zauber nur ein Schauer,
der nichts ist als die Farbe Rot.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: Sin, una, plotzn, Sätzer, Al-Badri_Sigrun, TrekanBelluvitsh, franky, AchterZwerg, LottaManguetti, TassoTuwas, EkkehartMittelberg, AvaLiam, Moja.
Lieblingstext von: Sin, plotzn, Al-Badri_Sigrun, AchterZwerg, LottaManguetti, AvaLiam.
Ein Hauch!

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (11.11.19)
Hier bin ich ganz deiner Meinung. Aber sowas von. :)
Tango ist dies alles. Und ganz besonders, wenn Carlos Gardel sein unsterbliches Stimmchen erhebt.

Nostalgische Grüße
der8.

 GastIltis meinte dazu am 11.11.19:
Hallo Achtel,
ein wenig habe ich mich vom Tango Santa Maria (Gotan Project), das Hilde in einem ihrer Gedichte zitiert hat, inspirieren lassen. (Leider weiß ich nicht mehr, von welchem). Besonders natürlich, was den Anfang angeht. Aber es ist nur ein einziger von soo vielen
Ich danke dir sehr herzlich. Gil.

 LottaManguetti (11.11.19)
Er setzt sich so schön fort, der Schlitz im Kleid und rauscht und gleitet mit wehmütigem Glanz über den Grund ...
Hach, das ist Poesie! Hier lohnt es sich zu lesen!
Wunderkerzenschön!

Lotta

 GastIltis antwortete darauf am 11.11.19:
Danke, liebe Lotta,
manchmal denke ich tatsächlich, es ist erstrebenswert, ab und zu im Leben etwas poetisch zu sein. Das profan Alltägliche holt uns so schnell wieder in die Wirklichkeit zurück, dass uns das ganze Gerede von Recht, Gesetz, Freiheit, das in den letzten Tagen wieder einmal überstrapaziert worden ist, eigentlich mehr erschreckt als aufmuntert. Manchmal bin ich schon froh, einen guten, einen richtig guten Text oder Kommentar zu lesen. Der gilt dann. Für Tage und Nächte!
Herzlich grüßt dich mit frohem Lächeln Gil.

 EkkehartMittelberg (11.11.19)
hallo Gil,
das ist eine wunderbare Hommage, zum Beispiel auf die argentinischen Tangotänzer , die nächtelang, die Lokale wechselnd, dem Traum "von Schönheit und Trauer, von Glanz und Wehmut, sanftem Tod" nachtanzen.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis schrieb daraufhin am 11.11.19:
Ja, Ekki,
es stimmt wohl. Das Hineinversetzen in diese beispiellose Kunst, sich zu verlieren, muss schon in einem verwurzelt sein. Ob man es, das Hineinversetzen, erlernen kann? Wahrscheinlich nicht. Erahnen vielleicht.
Danke und lass dich ganz herzlich grüßen von Gil.

 AvaLiam (11.11.19)
ja - der Tango....ist die deutsche Sprache unter den Tänzen... kann so viele Geschichten erzählen...ach, was red ich - ganze Bücher und Legenden... von ganz zart und kaum berührt bis zum vom Dolch durchbohrten Rivalen... und dazwischen liegt das ganze Universum...

...ich kann ihn hören wenn ich deine Zeilen lese...die Füße tippen leise auf den Boden... ob ich noch in mein Kleid passe?

 GastIltis äußerte darauf am 11.11.19:
Liebe Ava,
apropos Kleid, auf einen Schlitz mehr oder weniger kommt es doch kaum an, wenn das Gesamtkonzept stimmt. Und das heißt schweben! Ob nun mit oder ohne Dolch zwischen den Rippen, sei dahingestellt, die Hauptsache ist nur, es sind nicht die eigenen und die Figuren wirken so lebensecht, als hätten sie sich gerade erst zum Tanz aufgefordert. Aber du hast es richtig erwähnt, es ist das Universum, das mit ihnen bebt.
Danke und sei lieb gegrüßt von Gil.

 TassoTuwas (11.11.19)
Mein Freund, was für eine beeindruckende Hommage an die Leidenschaft. Tango ist Lebenslust pur, ist Hingabe und Schwung. Jedes Wort trifft diese Stimmung. Das Knistern dieser Zeilen nehme ich in die neue Woche mit. Nebenbei erweist du dich als Kenner des 2/4 Taktes, und als solcher wirst du vermutlich demnächst dem Kasatschok einen Text widmen. Bandoneon und Balalaika, schon wegen der Ost/West-Ausgeglichenheit Es grüßt völkerverbindend TT

 GastIltis ergänzte dazu am 11.11.19:
Lieber Tasso,
deine Worte sind natürlich ein Zeichen, das ich erst verdauen muss. Mich als Kenner zu bezeichnen, ist sicher weit hergeholt. Dass ich den Tango liebe, ist kaum zu leugnen. Eigentlich alle Arten von Musik, die nicht gerade an das Holzhacken erinnern. Also, Schwung gehört schon dazu, ein dem Wesen Mensch angemessener Schwung. Zum Kasatschok kann ich nur soviel sagen, dass er mich daran erinnert, dass ein Schwarm russischer Frauen, eine hieß Galina, aus dem Raum Wladiwostok (!) mir in Bulgarien den Text zu Kalinka diktiert hat, den ich fast vollständig heute noch beherrsche. Ansonsten ist mir diese teilweise Bodennähe etwas suspekt bzw. nicht zeitgemäß, wenn du verstehst. Wann das war? Vor unserer Zeit.
Danke und herzliche Grüße von Gil.
Sin (55)
(11.11.19)
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 GastIltis meinte dazu am 11.11.19:
Hallo Rothaut,
da mir die Götter nicht so gnädig waren zu helfen, und ich niemand anders bemerkt habe, muss es wohl ein guter Geist gewesen sein, vielleicht der von KV, der uns allen gewogen bleiben möge. Ansonsten hatte ich immer ein großes Interesse am Lesen und Fabulieren, und das Glück, dass mir gelegentlich die Worte einfielen, die ich für angemessen hielt. Dass ich immer Freunde hatte, mit denen es ein Genuss war, gepflegt zu kommunizieren, sei nur am Rande erwähnt. Wenn ich mir erhoffe, es könnte so bleiben, schließe ich alle mit ein, die geduldig, zweifelnd und auch mal demütig sind.
Sei freundschaftlich gegrüßt vom alten Gil.

 TrekanBelluvitsh (11.11.19)
Leidenschaftliche Melancholie oder melancholische Leidenschaft des Augenblicks.

 GastIltis meinte dazu am 11.11.19:
Hallo Trekan, eine schöne Umkehrung der Begriffe. Diese Form, sich auszudrücken, ist mir so ausgeprägt das erste Mal beim Lesen des Buches „Künstler, Quäker, Demokraten“ von Ludwig Kalisch, erschienen bei Rütten & Loening Berlin 1970, untergekommen, nämlich mit dem Satz: „Am Rhein ist der Karneval ein poetischer Rausch, eine rauschende Poesie, ...“ was mich sehr beeindruckt hat, und später dazu führte, dass ich diese Form, gelegentlich auch in Gedichten, ab und an verwendet habe. Und, ich werde bestimmt wieder darauf zurückkommen. Deinetwegen. Danke und sei gegrüßt von Gil.
Al-Badri_Sigrun (61)
(12.11.19)
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 GastIltis meinte dazu am 12.11.19:
Liebe Sigrun,
du wirst es nicht glauben (oder doch?), dass ich dich schon ein wenig kenne. Wieso ich das sage? Weil ich inzwischen nachgesehen hatte, wann du dich das letzte Mal eingeloggt hattest. Kurz: Ich muss dich wohl vermisst haben! Aber das war zum Glück vorübergehend. Und dein Kommentar zeigt mir, dass mich mein Gefühl nicht getrügt hat; es lohnt sich schon, ihn zu erwarten und dann zu lesen. Dass es (bisher) der letzte zu diesem Gedicht ist, ist schade, wenn es so wäre, sehe ich darin einen wunderbaren Abschluss.
Danke und viele liebe Grüße von Gil.

Antwort geändert am 13.11.2019 um 18:29 Uhr
Al-Badri_Sigrun (61)
(13.11.19)
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 GastIltis meinte dazu am 13.11.19:
Danke Sigrun,
gegen deine Erwartungen kann entweder mein PC oder meine Unerfahrenheit nicht an. Die Aufforderung lasse ich aber stehen. Einen Sinn darin zu sehen, sich irgendeine Musik anzuhören und allein zu tanzen, macht nie im Leben einen Tango aus. Man kann sehr vieles eigenwillig gestalten, um es mal ganz simpel zu formulieren, aber zu einem Tango gehören (für mich) immer eine Frau, ein Mann und das beiderseitige tieftraurig-träumerische Verlangen.
Danke für das Brechen der Etikette, die Aufforderung und die Erwartung. Ich grüße wehmütig zurück. Gil.

 plotzn (17.11.19)
Hallo Gil,
wie kann man Musik, Leidenschaft und Melancholie nur so schön in Worte kleiden?

Bewundernde und ein klein wenig beneidende Grüße!
Stefan
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