Blaulicht

Tagebuch

von  nautilus

Ich will feiern, aber fühle mich nur als hätte ich das alles gar nicht verdient. Packe den Vodka wieder weg, weil auch keine Lösung. Schuhe anziehen und los. Einfach gehen. Heute Abend nehme ich jede Gasse die ich noch nicht kenne. Nach einer Weile finde ich eine Bank an der Rückseite der Friedhofsmauer. Auf den letzten Metern steige ich in Hundekot. Ich streife meinen Schuh am Gras ab und setze mich. Starre die rissige, rettende Wand an und sehe imaginäre Blumen. Verblühte, braune, verkopfte Sonnenblumen. Dreizehn Jahre seit meiner letzten großen Prüfung. Hinter der Mauer zieht eine riesige Föhre ihre Kraft aus den Knochen der Toten. Es riecht nach verdautem Hundefutter. Ich zünde mir eine Zigarette an. Die Föhre und ich, die Sonnenblumen und das Ausbleiben von Glückwünschen. Ist halt kein Doktortitel, nur ein riesiger Minderwertigkeitskomplex und ein unstillbares Geltungsbedürfnis. Ich glaube es ist kalt und ich glaube, das ist gut so.

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Kommentare zu diesem Text

Aha (53)
(22.05.20)
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