Die Freiheit kann warten

Prosagedicht zum Thema Freiheit/ Unfreiheit

von  eiskimo

Sie hat sich in der Straßenbahn neben mich gesetzt.
Die Freiheit.
Ich mag keine Fremden. Ich zeigte ihr die kalte Schulter.
Der Freiheit
Dabei  hätte ich sie ganz einfach ansprechen können.
Die Freiheit
Ich hätte, als sie ausstieg, ihr beherzt folgen sollen. Ein Stück.
Der Freiheit
An die Scheibe klopfen, ihr wenigstens winken, das hätte ich müssen.
Meiner Freiheit
Dafür fuhr ich ohne sie weiter. Brav nach Plan. Wie immer.
Ich sagte mir: Die kann noch warten, die Freiheit.

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Kommentare zu diesem Text


 Moja (06.12.19)
Würde der Text nicht besser funktionieren, wenn Du nur am Ende die Freiheit setzen würdest, überlege ich.

Die Freiheit nimmt sich die Freiheit heraus, gleich die 2. Zeile zu besetzen. :)

Lieben Gruß, Moja

 eiskimo meinte dazu am 06.12.19:
Reizvolle Idee. Vielleicht so?

Sie hat sich in der Straßenbahn neben mich gesetzt.
Ich mag keine Fremden. Ich zeigte ihr die kalte Schulter.
Dabei hätte ich sie ganz einfach ansprechen können.
Ich hätte, als sie ausstieg, ihr beherzt folgen sollen.
Klopfen, ihr wenigstens hinterher winken, das hätte ich müssen.
Und es ihr nachtun. Zumindest in Gedanken. Rein theoretisch.
Dafür fuhr ich ohne sie weiter. Brav nach Plan. Wie immer.
Schade. So dicht war ich noch nie dran, an der Freiheit.

lG
Eiskimo

Antwort geändert am 06.12.2019 um 09:22 Uhr

 AchterZwerg antwortete darauf am 07.12.19:
Ja! Genauso!
Das ist viel, viel wirksamer. :)

 Moja (06.12.19)
Fantastisch! :)
Grüßchen, Moja

 Momo schrieb daraufhin am 06.12.19:
Ich finde den Text mit nur einer Freiheit am Schluss viel besser von wegen dem Überraschungseffekt. :)

 eiskimo äußerte darauf am 06.12.19:
@Moja, @ Momo

.. ich jetzt auch.
lG
Eiskimo

 Momo (06.12.19)
"Brav nach Plan" in eingefahrenen Bahnen. Das vermittelt Sicherheit und Wiedererkennungswert, da kann nichts schief gehen. Aber Sicherheit und Freiheit vertragen sich schlecht miteinander.

In dieser kleinen Alltagsszene deines Gedichtes kommt das gekonnt zum Ausdruck.

LG Momo

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 06.12.19:
?Bauen wir das ein bisserl aus?
...von wegen nichts schief gehen,
Jede Veränderung bringt Irritation.
und dann diese ewige Suche nach dem "Fensterplatz"
Parkplatz
"freien" Platz

 eiskimo meinte dazu am 06.12.19:
Wir sind keine Nomaden, sondern "Platzhalter". Wir haben gerne unsern "Stammplatz", unser "Revier", die Sicherheit des Absehbaren. Ist das spezifisch deutsch?
cu
Eiskimo

 Momo meinte dazu am 06.12.19:
@Dance
„nichts schief gehen“ im Sinne von Berechenbarkeit. Natürlich kann da eine ganze Menge schief gehen, denn was nützt einem die schönste Statistik, wenn man gerade der Hunderttausendste ist, dem etwas wiederfährt, von dem die anderen verschont blieben. Aber das Gefühl ist doch da, auf der sicheren Seite zu sein, wenn man ausgetretene Pfade benutzt, als wenn man sich auf einen Weg begibt, der gefährlich sein kann, unsicher und unberechenbar.
Cora (29)
(06.12.19)
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 eiskimo meinte dazu am 06.12.19:
Die Freiheit als Verführerin, als eine, die uns aus dem Takt bringt...
Bei der Bundesbahn muss es viel Freiheit geben.
Danke auch für die Wertschätzung
lG
Eiskimo

 princess (06.12.19)
Die Freiheit warten lassen: auch eine Freiheit.
LG p.

 eiskimo meinte dazu am 06.12.19:
Ja, wir haben die Freiheit, uns einen Bunker zu bauen und alle uns offen stehenden Möglichkeiten ungenutzt zu lassen.
Verrückt.
LG
Eiskimo

 Regina (07.12.19)
Lebe deine Planlosigkeit, bis du die Freiheit in der Ordnung findest. LG Gina

 AZU20 (07.12.19)
Man sollte die Freiheit nicht warten lassen. LG

 eiskimo meinte dazu am 07.12.19:
Das denke ich auch. Sonst gewöhnt man sich an seinen "Gefangenen-Status": Routine, Pflichten, Rollendruck.....
LG
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